Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Zeit vergeudet beim Pflege-TÜV
Seit Jahren blockieren Pflegekassen und Betreiber die Reform des Bewertungssystems von Altenpflegeheimen. Viel zu lange hat die Politik zugesehen, wie die Pflegepartner die Einführung aussagekräftiger Benotungen hinauszögern und so die Suche nach der richtigen Einrichtung für Hunderttausende Betroffene erschweren. Schon vor mehr als einem Jahr hatte Gesundheitsminister Gröhe selbst einen Pflege-TÜV gefordert, der seinen Namen auch verdient.
Dass sich die Geduld mit den Pflegepartnern nicht ausgezahlt hat, verwundert nicht: Die Kassen sind an niedrigen Kosten interessiert. Die Betreiber wollen Geld verdienen. Schlechte Noten vermiesen das Geschäft. Nicht die Pflegepartner selbst, sondern die Politik muss daher den Rahmen setzen. Das heißt: Unangemeldete Kontrollen, bei denen neben der medizinischen Arbeit auch die Lebensqualität, die Betreuung und der Entfaltungsspielraum der Pflegebedürftigen bewertet werden. Längst nicht alle Einrichtungen werden dann noch Bestnoten erhalten – weil in vielen Heimen Personalmangel herrscht und die Bedürftigen nicht optimal betreut werden können. Ein echter Pflege-TÜV würde so zum Druckmittel, endlich für eine angemessene Bezahlung in der Altenpflege zu sorgen, damit sich ausreichend junge Menschen für diesen Beruf entscheiden.