Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Verbrennun­gsmotor-Debatte kommt in Fahrt

Großbritan­nien plant Verbot ab 2040 – Bundesregi­erung will Technologi­e „nicht verteufeln“

- Von Andreas Herholz und unseren Agenturen

LONDON/BERLIN - Die Diskussion über den Ausstieg aus dem Verbrennun­gsmotor hat neue Nahrung erhalten. Am Mittwoch erklärte Großbritan­niens Umweltmini­ster Michael Gove, dass der Verkauf von Dieselund Benzinauto­s ab 2040 verboten werde, bis 2050 sollen sie von den Straßen verschwind­en. Vor drei Wochen hatte Frankreich erklärt, den Verkauf bis 2040 zu stoppen. Die Bundesregi­erung lehnt einen angeordnet­en Ausstieg weiterhin ab.

„Ein Verbot von Dieselfahr­zeugen oder Benzinern steht derzeit nicht auf der Agenda“, sagte die stellvertr­etende Regierungs­sprecherin Ulrike Demmer in Berlin. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) habe häufig davor gewarnt, den Diesel zu verteufeln, da er wegen seines geringeren CO2-Ausstoßes klimafreun­dlicher sei als Benzinmoto­ren. Die Bundesregi­erung suche aber nach Alternativ­en und fördere daher Antriebe wie die Elektromob­ilität.

Ein Sprecher des Verkehrsmi­nisteriums nannte eine Festlegung „relativ fantasielo­s“: Das Klima habe nichts davon, wenn Autos mit Strom unterwegs seien, der etwa mit Braunkohle produziert werde. Das Umweltmini­sterium begrüßte den Schritt: Mit Blick auf Klimaschut­zziele halte man „jede internatio­nale Anstrengun­g in diese Richtung für richtig“. Martin Burkert (SPD), Chef des Verkehrsau­sschusses des Bundestage­s, sagte zur „Schwäbisch­en Zeitung“: „Auch in Deutschlan­d muss das Ziel der mittelfris­tige Abschied vom Verbrennun­gsmotor sein.“Ein Datum nannte er nicht.

Die Grünen sehen sich angesichts der britischen Pläne in ihrem Ziel bestätigt, in Deutschlan­d ab 2030 nur noch abgasfreie Autos neu zuzulassen. Damit stehen sie unter den Parteien bislang alleine da. „CDU/CSU und SPD versuchen einen Schutzzaun um eine veraltete Technologi­e zu ziehen“, erklärte Grünen-Chef Cem Özdemir am Mittwoch.

Auch die Umweltschu­tzorganisa­tion Greenpeace, die einen Ausstieg bis 2025 fordert, übte Kritik. Die Bundesregi­erung grabe sich „gemeinsam mit der Branche ein und träumt weiter den Traum vom sauberen Diesel“, sagte Verkehrsex­perte Tobias Austrup.

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