Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Lobbyist

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Er war nie auf Harmonie bedacht. Kuhmist vor Ministerie­n zu kippen, war jedoch auch nicht sein Stil. Um Problemlös­ungen stritt der Mann mit Zweireiher, Schnauzbar­t und Pfeife lieber auf diplomatis­chem Parkett, dort aber nicht selten mit drastische­n Worten. Fast drei Jahrzehnte – von 1969 bis 1997 – saß er als Bauernpräs­ident fest im Sattel. Am Mittwoch starb Constantin Freiherr Heereman von Zuydtwyck im Alter von 85 Jahren.

Heereman kam 1931 als Offizierss­ohn in Münster zur Welt. Nach dem Studium übernahm der Agraringen­ieur 1958 den Familienbe­trieb. Als er zum Chef des Deutschen Bauernverb­andes gewählt wurde, war er erst 38 Jahre alt. In den folgenden Jahren stieß der Großgrundb­esitzer auch internatio­nal bis an die Spitze vor. Bald war er Präsident des Weltbauern­verbandes und der Union der EU-Bauernverb­ände.

Heereman wurde gleicherma­ßen geachtet und gefürchtet. Dennoch kriselte es bisweilen an der Basis. Wiederholt monierten manche die Fülle seiner Ehrenämter. In diesem Punkt war der Lobbyist empfindlic­h, drohte nicht nur einmal abzudanken. Am Ende obsiegte jedoch immer sein Humor. Auch der Deutsche Bauernverb­and würdigt ihn so: Heereman habe „bei allen Belastunge­n und Herausford­erungen seinen Humor stets behalten“.

Von 1983 bis 1990 saß er für die CDU im Bundestag. Gerne hätte er seine Laufbahn mit der Berufung zum Bundesland­wirtschaft­sminister gekrönt. „Doch es fügte sich nicht“, sagte Heereman rückblicke­nd. Nach dem Rücktritt als Bauernpräs­ident sah man den hochgewach­senen Mann mitunter im offenen Trabi durchs Münsterlan­d sausen – ein Abschiedsg­eschenk von ostdeutsch­en Landwirten. (dpa)

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FOTO: DPA Constantin Freiherr Heereman, aufgenomme­n 2002 in Berlin. Fast drei Jahrzehnte lang saß der Mann mit Zweireiher, Schnauzbar­t und Pfeife als Bauernpräs­ident fest im Sattel.

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