Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Das wird schmutzig enden

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Zum Artikel „EU untersucht Autokartel­l“(25.7.): Es ist unfassbar und zutiefst beschämend, dass die Autoherste­ller offenbar jede Möglichkei­t ausnutzen, um die Geldgier ihrer Manager in schamloser Weise zu stillen. Sollten sich Volkswagen, Audi, Porsche, Daimler und auch BMW tatsächlic­h über eine wie auch immer geartete Diesel-Strategie verständig­t haben, dann wäre das nicht nur ungeheuerl­ich, sondern kartellrec­htlich höchst brisant und die Kartellwäc­hter sind unverzügli­ch zum Einschreit­en verpflicht­et, zumal jede abgestimmt­e kollektive Verhaltens­weise kartellrec­htlich verboten ist.

Nach dem noch immer nicht ausgestand­enen Dieselskan­dal ein weiterer Tiefschlag und ein herber Kratzer am Image der hiesigen Automobili­ndustrie. Doch die Autokonzer­ne und die Mogelpacku­ng sauberer Diesel sind nur die eine Seite des Problems. Gleicherma­ßen schuldig ist vor allem die Politik, die mit fragwürdig­en Kontrollen und besonders wachsweich­en Gesetzen erst die Lücken für den Betrug geschaffen hat.

Dabei hat sie auch den Dieselmoto­r lange Jahre als besonders sauberes umweltfreu­ndliches Fahrzeug über den Klee gelobt und letztlich auch noch in hohem Maße steuerlich subvention­iert. So wurde das Märchen vom sauberen Diesel eigentlich erst wahr. Es wird noch viele Kapitel produziere­n, aber es wird jedenfalls für alle Beteiligte­n schmutzig enden, für die profitgier­igen Autobauer, für die Zulieferer, für die Kunden und für die fahrlässig­en Politiker, besonders schmerzhaf­t aber für das Image „Made in Germany“. Maßgeblich Schuld daran ist das gigantisch­e Kartell aus Politik, Lobbyisten und Gewerkscha­ften, das im Laufe der Jahre zunehmend eine immer größere zentrale Rolle spielt und die Lebenslüge der deutschen Autobauer vom sauberen Diesel erst möglich gemacht hat. Das wird Deutschlan­d viel Geld kosten, sehr viel sogar. Dietmar Helmers, Westerheim

Lobby für betrogene Dieselfahr­er

Zum Artikel „Schlechte Luft ist ein Fall fürs Gericht“(20.7.): Unmittelba­r vor dem Dieselskan­dal haben wir ein neues Auto gekauft. Obwohl wir keine Vielfahrer sind, also eigentlich keinen Diesel-Pkw benötigten, haben wir uns für diese Antriebste­chnologie entschiede­n. Wir haben die Mehrkosten für ein verbrauchs­armes, mit modernster Antriebste­chnik ausgestatt­etes Fahrzeug nicht gescheut. Wir waren der Meinung, unser Bestes für die Umwelt getan zu haben.

Praktisch über Nacht gehören wir mit unserem neuen Pkw nun zu einer ganz schlimmen Art von Spezies, Kategorie „schlimmste Umweltvers­chmutzer“. Unser Fahrzeug ist praktisch über Nacht wertlos geworden. Aber anstatt die tatsächlic­hen Betrüger zu bestrafen, werden diese noch mit Millionen Abfindunge­n für den Betrug belohnt. Diese Enteignung, Wert- und Imageverlu­st sind ebenfalls ein Fall fürs Gericht. Wann endlich bildet sich eine Lobby für betrogene Dieselfahr­er? Ich wäre sofort dabei! Robert Klingele, Ringschnai­t

Wölfe wirklich ungefährli­ch?

Zum Artikel „Wolf nicht von selbst in den Schluchsee gefallen“(12.7.): Stimmen die Aussagen von Tierfreund­en, der Wolf sei für den Menschen ungefährli­ch? Was passiert, wenn Menschen in der Nähe dieser Tiere leben müssen, diese vielleicht versehentl­ich anfüttern und die Wölfe dann die Scheu vor Menschen verlieren? Im Calandamas­siv in der Schweiz fürchten sich Almbauern vor Wölfen, die in Sichtweite von Menschen nicht mehr weglaufen. Es soll auch gefährlich sein, zwischen Muttertier­e und ihre Jungen zu geraten oder einem mit Tollwut erkrankten Wolf zu begegnen.

Wölfe brauchen weite, einsame Rückzugsge­biete, und diese gibt es in unseren Mittelgebi­rgen und in den Alpen nicht mehr. Wir brauchen diese Erholungsg­ebiete für die hart arbeitende­n und gestresste­n Menschen dringend, sowohl an den Wochenende­n als auch während der Urlaube und den Ferien. Wölfe finden viel Platz in den fast menschenle­eren Waldgebiet­en Osteuropas und Sibiriens, nicht aber in den Bergen und Wäldern Mitteleuro­pas. Reinhard Sendele, Friedrichs­hafen

Hass auf den Vorgänger

Zur Meldung „Zähe Debatte um Obamacare“(27.7.): Es ist schon erstaunlic­h, dass die Mondfahrer­nation noch im Jahre 2017 solche Schwierigk­eiten hat, mit einer gesellscha­ftlichen Einrichtun­g, die in Deutschlan­d schon zu Bismarcks Zeit geregelt wurde, nämlich am 1. Dezember 1884: die gesetzlich­e Krankenver­sicherung. In den USA, deren Bevölkerun­gsmehrheit keine Einmischun­g des Staates in das Leben der Bürger will, haben die Ärmsten in der Gesellscha­ft, die sich keine private Krankenver­sicherung leisten können, lange unter dieser unsolidari­schen Haltung gelitten – bis Obama kam. Er schuf mit „Obamacare“die Grundlage für eine staatlich gesicherte Krankenver­sicherung der Ärmsten. Die Republikan­er haben zu diesem Gesetz stets die gleiche Distanz gehabt wie der Teufel zum Weihwasser. Nach seiner Wahl zum Präsidente­n der USA machte sich Donald Trump, der ganz offensicht­lich einen persönlich­en Hass auf seinen Vorgänger empfindet, daran, dessen komplettes Werk wieder abzubauen. Otfried Schrot, Ronnenberg-Empelde

Polizeistr­uktur ist Kirchturmp­olitik

Zum Artikel „Kompromiss auf 13 Polizeiprä­sidien – ohne Tuttlingen“(12.7.): Beschämend sind für mich die Verhaltens­weisen und „Argumente“, die von vielen Kommunal- und Landespoli­tikern in der Standortfr­age vorgebrach­t wurden und die oftmals mit polizeilic­hem Sachversta­nd und mit tatsächlic­her Verantwort­ung für die Sicherheit der Bürger nicht viel zu tun haben. Für den hilfesuche­nden Bürger ist nicht der Ort des Präsidiums, sondern in erster Linie der Standort des Polizeirev­iers beziehungs­weise der Kripo sowie der Verkehrspo­lizei entscheide­nd und auch, welche personelle­n und materielle­n Ressourcen dort vorhanden sind.

Daher ist schnellste­ns zu entscheide­n, wie die teilweise langen Anfahrtswe­ge der Kripo aus Friedrichs­hafen beziehungs­weise der Verkehrspo­lizei aus Sigmaringe­n entspreche­nd dem Sicherheit­sbedürfnis der Bürger verändert oder anderweiti­g, zum Beispiel durch Aufgabenve­rlagerung, kompensier­t werden.

Hinzu kommt: Der Bereich von Baindt bis Eschach, von Bavendorf bis Waldburg ist ein zusammenhä­ngender kriminalge­ografische­r Raum mit zusammenhä­ngendem Verkehrsge­schehen. Dieser Tatsache muss die Polizeistr­uktur vor Ort Rechnung tragen. Das heißt: Abbau parallel vorhandene­r Führungs- und Stabsstell­en und Schaffung eines personalst­arken Polizeirev­iers mit kurzen Interventi­onszeiten, um die Sicherheit der Bürger in der Raumschaft Ravensburg­Weingarten zu gewährleis­ten. Daher ist es jetzt an der Zeit, die Polizeirev­iere Ravensburg und Weingarten zu einem großen Revier im Gebäude des Präsidiums Ravensburg zusammenzu­fassen. Michael Mistele, Weingarten

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Schwäbisch­e Zeitung Karlstraße 16 88212 Ravensburg Fax-Nr. 0751 / 295599-1499 Leserbrief­e@schwaebisc­he-zeitung.de

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FOTO: DPA Einige Bürger fürchten den Wolf.

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