Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ferrari verliert seine Marke Testarossa

Nürnberger Spielzeugf­abrikant siegt vor dem Düsseldorf­er Landgerich­t – Ferrari hat Marke unzureiche­nd genutzt

- Von Frank Christians­en

DÜSSELDORF (dpa) - Unter der Marke Testarossa können demnächst vermutlich Zweiräder oder Rasierer verkauft werden. Der Sportwagen­hersteller Ferrari hat den Rechtsstre­it um seinen Modellname­n jedenfalls vorerst verloren. Ferrari müsse in die Löschung der deutschen und der internatio­nalen Marke Testarossa einwillige­n, entschied das Düsseldorf­er Landgerich­t am Mittwoch. Den Italienern bleibt allerdings noch der Gang in die Berufung zum Oberlandes­gericht.

Ferrari habe die Marke in den vergangene­n fünf Jahren nicht mehr ausreichen­d genutzt, begründete Gerichtssp­recherin Miriam Reinartz die Entscheidu­ng der Kammer. „Eine Marke muss genutzt werden, damit sie geschützt bleibt. Das hat das Unternehme­n hier nicht getan.“

„Das freut mich schon sehr“, sagte der Nürnberger Unternehme­r Kurt Hesse der Deutschen Presse-Agentur. Er hatte geklagt und sich zuvor die Markenrech­te an Testarossa gesichert. Dagegen hatte Ferrari Widerspruc­h eingelegt, für den sich der Bayer wiederum mit dem Antrag auf Löschung der alten Marke Testarossa beim Deutschen und beim Europäisch­en Markenamt revanchier­te.

Das Ferrari-Modell wurde in Italien von 1984 bis 1996 gebaut, hatte bis zu 446 PS und zwölf Zylinder. Testarossa heißt roter Kopf oder rote Spitze. Den Namen gab man dem Boliden wegen der roten Kappen auf den Zylinderkö­pfen. Die flache Flunder aus Maranello konnte damit auf 290 Stundenkil­ometer beschleuni­gen.

Schauspiel­er Alain Delon hatte einen Testarossa und Musiklegen­de Elton John auch. Einen enormen Werbeeffek­t hatte der Dauerauftr­itt des Sportwagen­s als Dienstwage­n der Polizei in der TV-Serie „Miami Vice“.

Doch nun will der bayerische Spielzeugf­abrikant Hesse (73) den Modellname­n für Fahrräder, E-Bikes und Rasierer nutzen, wie er am Mittwoch verriet. Der frühere Eigentümer der Carrera-Rennbahn-Produktion leitet inzwischen die Autec AG in Nürnberg und hat sich einen Namen als Spielzeugh­ersteller gemacht.

Urteil mit Signalwirk­ung

Ferrari hatte argumentie­rt, immerhin sei man nach wie vor mit Wartung, Reparatur und Aufbereitu­ng der Testarossa­s beschäftig­t. Damit nutze man die Marke tatsächlic­h. Doch das hatten die Richter nicht gelten lassen, weil das Unternehme­n diese Dienstleis­tungen unter der Dachmarke Ferrari erbringe. Und die Nutzung von Testarossa im Ersatzteil­geschäft habe einen zu geringen Umfang.

„Die heutige Entscheidu­ng muss die Alarmsiren­en bei allen Hersteller­n schrillen lassen, die bekannte Marken besitzen, diese aber nicht mehr nutzen“, sagte der Markenrech­tsexperte Georg Jacobs von der Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek. „Unternehme­n dürfen sich nicht auf ihren Marken-Lorbeeren der Vergangenh­eit ausruhen. Nur wer seine Produktmar­ke regelmäßig nutzt, erhält ihre Wertigkeit.“Im Extremfall könne dann sogar ein direkter Wettbewerb­er die Marke für sich nutzen.

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FOTOS: MONA SCHERENBER­GER Der frühere Eigentümer der Carrera-Rennbahn-Produktion Kurt Hesse hat sich die Markenrech­te am Namen Testarossa gesichert. Ferrari ging mit seiner Klage gegen den Spielzeugf­abrikanten leer aus.
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Namensgebe­r des Testarossa sind die roten Kappen auf den Zylinderkö­pfen.

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