Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Zum Jubiläum werden die Türen geöffnet

Behinderte­nhilfe-Organisati­onen laden am Sonntag zu einem Fest im und ums Reiserstif­t ein

- Von Christoph Klawitter

MENGEN - Seit zehn Jahren unter einem Dach: Dieses Jubiläum feiern das Unternehme­n Liebenau Teilhabe und die OWB (Oberschwäb­ische Werkstätte­n für Behinderte) am Sonntag, 6. August, von 11 bis 14 Uhr mit einem Frühschopp­en am und im Benedikt-Reiser-Haus in Mengen, auch Reiserstif­t genannt.

In dem Gebäude ist auch die Physiother­apie-Praxis Hennies untergebra­cht. „Vor zehn Jahren sind ins Benedikt-Reiser-Haus das gemeindein­tegrierte Wohnen, die OWB und die Physiother­apie eingezogen“, erläutert Gudrun Steinmann von der Liebenau Teilhabe, Leiterin des gemeindein­tegrierten Wohnens. Im Reiserstif­t wohnen 13 Menschen mit geistiger und/oder mehrfacher Behinderun­g sowie einem komplexen Hilfebedar­f in einer Wohngemein­schaft zusammen, gemeindein­tegriertes Wohnen genannt. Ein Team mit elf Mitarbeite­rn kümmert sich um die Menschen. In dem altehrwürd­igen Gebäude gibt es auch einen Förder- und Betreuungs­bereich der OWB. Hier werden Menschen betreut, welche aufgrund der Schwere ihrer Beeinträch­tigung nicht in einer Werkstatt der OWB tätig sein können. In Mengen werden derzeit 23 Personen in vier Gruppen betreut. Ebenfalls im Gebäude betreibt Wolfgang Hennies seine Praxis für Physiother­apie.

Es gibt einiges zu kaufen

Gudrun Steinmann und ihre Kollegin Edith Bochtler-Walla bekommen öfters mit, dass in Mengen bei manchen gar nicht so bekannt ist, welches Unternehme­n welche Dienstleis­tung im Areal ums Reiserstif­t anbietet.

So wird mitunter das gemeindein­tegrierte Wohnen fälschlich­erweise der OWB zugerechne­t, wobei hier ja das Unternehme­n Liebenau Teilhabe zuständig ist. „Uns geht es einfach darum, uns hier bekannt zu machen“, sagt Gudrun Steinmann daher mit Blick aufs Fest am Sonntag. Während des Frühschopp­ens können die Räume besichtigt werden und die Arbeiten, die die Behinderte­n hergestell­t haben, gekauft werden. Es werden Dinge angeboten wie beispielsw­eise ein Puppenbett,

Türschilde­r, Postkarten, Kinderdeck­en – eben „alles Mögliche aus Stoff, Holz oder Metall“, wie Steinmann bemerkt.

Die Liebenau Teilhabe unterhält in Mengen auch einen Ambulanten Dienst. Gudrun Steinmann, Edith Bochtler-Walla und Anja Paul-Szofer betreuen im Landkreis Sigmaringe­n derzeit 16 behinderte Menschen, die zu Hause wohnen, ambulant. Viele organisato­rische Dinge seien dabei zu klären, berichtet Edith BochtlerWa­lla aus ihrem Arbeitsall­tag. Viele

der Behinderte­n hätten Defizite im Lesen, Schreiben und Rechnen. „Die Freizeitge­staltung ist ein großes Problem“, weiß Bochtler-Walla weiter. Viele der Behinderte­n seien einsam. „Wer von uns hat schon privat einen behinderte­n Freund?“, fragt sie nachdenkli­ch. Oft hätten die Behinderte­n schlechte Erfahrunge­n bei der Suche nach Gesellscha­ft und Freundscha­ft gemacht. Auch dass viele beispielsw­eise körperlich „gehandicap­t“sind, erschwert die Sache. „Da fallen viele Vereine schon von vornherein weg“,

beschreibt Edith Bochtler-Walla die Problemati­k. Allerdings gibt es auch Ehrenamtli­che, die für eine Aufwandsen­tschädigun­g von acht Euro pro Stunde sich mit Behinderte­n beschäftig­en, beispielsw­eise mit gemeinsame­n Schwimmbad­besuchen. Wer Interesse hat, hier mitzuhelfe­n, kann sich bei Bochtler-Walla oder Steinmann melden. Recht neu ist ein weiteres Betreuungs­angebot der Liebenau Teilhabe, hier geht es um die Schaffung von einer Tagesstruk­tur für behinderte Senioren. Dieses Angebot ist auch offen für alte Menschen mit Behinderun­g, die bei ihrer Familie leben. „Auch die Behinderte­n werden alt“, bemerkt Gudrun Steinmann dazu.

Neben OWB, Liebenau Teilhabe und der Praxis Hennies gibt es noch die Liebenau Lebenswert Alter gemeinnütz­ige GmbH, eine weitere Tochterfir­ma der Stiftung Liebenau. Sie betreibt das Pflegeheim Haus St. Ulrika und die Sozialstat­ion St. Anna; auch diese Institutio­nen sind bei dem Fest dabei. In den Lebensräum­en für Jung und Alt wird übrigens regelmäßig ein Mittagstis­ch angeboten, der für jedermann offen ist.

 ?? FOTO: CHRISTOPH KLAWITTER ?? In den Lebensräum­en, die beim Fest auch besichtigt werden können, wird regelmäßig ein Mittagstis­ch angeboten, der für jeden offen ist. Hier bedient Marianne Schlewek (rechts) Gudrun Steinmann (links) und Edith Bochtler-Walla (Mitte).
FOTO: CHRISTOPH KLAWITTER In den Lebensräum­en, die beim Fest auch besichtigt werden können, wird regelmäßig ein Mittagstis­ch angeboten, der für jeden offen ist. Hier bedient Marianne Schlewek (rechts) Gudrun Steinmann (links) und Edith Bochtler-Walla (Mitte).

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