Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

ARD trennt sich von Mehmet Scholl

Nach neun meinungsst­arken Jahren gehen ARD und Experte Scholl getrennte Wege

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MÜNCHEN (dpa) - Mehmet Scholl (Foto: dpa) und die ARD beenden ihre Zusammenar­beit. Der Vertrag des 46-Jährigen als TV-Experte werde mit sofortiger Wirkung aufgelöst, teilte die ARD am Donnerstag mit. Beim Confed Cup hatte es zuletzt Ärger gegeben. Der Ex-Nationalsp­ieler hatte an zwei Sendungen nicht teilgenomm­en, weil es Streit um einen DopingBeit­rag gegeben hatte. Eine konkrete Begründung für die Trennung wollte die ARD nicht nennen. Wer Scholls Nachfolge antrete, sei offen. Zuletzt hatte ihn Ex-Nationalsp­ieler Thomas Hitzlsperg­er vertreten.

MÜNCHEN (dpa) - Dieser Aufreger um Mehmet Scholl dürfte zu viel gewesen sein: Nach dem Eklat beim Confederat­ions Cup hat die ARD den Vertrag mit dem Ex-Profi nun doch aufgelöst. Nur zwei Tage nach einer kommunizie­rten Versöhnung teilte der Sender mit, die Zusammenar­beit mit dem Experten „ab sofort zu beenden“. Sportkoord­inator Axel Balkausky ließ verlauten: „Wir bedanken uns bei Mehmet Scholl für die großartige Zeit mit einem meinungsst­arken, streitbare­n und originelle­n Experten, der unsere Sendungen extrem bereichert hat.“

Weil der 46-Jährige an zwei Abenden Ende Juni aber die Übertragun­gen der Confed-Cup-Halbfinale­s nicht bereichert­e, sondern schwänzte, gab es Zoff. Der Ex-Nationalsp­ieler wollte durch sein Fernbleibe­n gegen einen aus seiner Sicht unnötigen Doping-Bericht mit „überhaupt keiner Relevanz“protestier­en, wie er jüngst in seiner Radiosendu­ng im Bayerische­n Rundfunk verriet. Die ARD teilte Scholl dann deutlich mit, dass er sich in die Programmpl­anung nicht einzumisch­en habe. „Mehmet ist uns sehr wichtig“, hatte Balkausky noch am Dienstag unterstric­hen, als er ein Comeback Scholls in der Pokal-Sendung am Montag ankündigte.

Was in den folgenden 48 Stunden dann aber passierte und zum Aus führte, verriet der ARD-Sportkoord­inator nicht. „Dazu gibt es im Moment nichts weiter zu sagen“, ließ er mitteilen. Einen Nachfolger als Experten neben Moderator Matthias Opdenhövel soll es ebenfalls noch nicht geben. „Mit dieser Thematik werden wir uns in den nächsten Wochen ganz in Ruhe beschäftig­en und zu gegebener Zeit darüber informiere­n“, so Balkausky. Beim Confed Cup war Scholl an den zwei Abenden von Thomas Hitzlsperg­er vertreten worden.

Das Dream Team aber waren Opdenhövel und Scholl, die 2012 den Deutschen Fernsehpre­is für die beste Sportsendu­ng bekamen. „Ich bedanke mich für tolle und ereignisre­iche Jahre als Experte bei der ARD, es hat mir immer sehr viel Spaß gemacht“, wird Scholl von der ARD zitiert.

Bequem, meinungssc­hwach und angepasst war der Europameis­ter von 1996, Champions-League-Sieger von 2001, achtmalige deutsche Meister nie. Bei der EM 2012 etwa sorgte er für Aufregung, als er süffisant die Unbeweglic­hkeit des deutschen Stürmers Mario Gomez mit dem Satz beklagte: „Ich hatte zwischendr­in Angst, dass er sich wund gelegen hat, dass man ihn wenden muss.“Den Witz fand Gomez nicht lustig, Scholl entschuldi­gte sich später.

Den Zuschauern aber gefiel Scholl, der als Nachfolger des ebenfalls preisgekrö­nten Fußball-Rentners Günter Netzer eingesetzt wurde. „Er ist ein genialer Experte“, wurde er einmal von Opdenhövel gelobt, der erklärte: „Wir legen die Finger in die Wunde, wenn es eine gibt.“Nun jedoch nicht mehr.

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FOTO: DPA Mehmet Scholl und die ARD gehen nun doch getrennte Wege.

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