Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Große Party, auch ohne Wunder

Sechstligi­sten Rielasinge­n-Arlen und Dorfmerkin­gen liefern trotz Niederlage­n Pokal-Fights

- Von Felix Alex und Agentur

FREIBURG/AALEN - Musik dröhnt aus der Kabine, die Fußballer liegen sich in den Armen, rufen sich „herzlichen Glückwunsc­h“zu. Zwischen die in rot gekleidete­n Party-Kicker gesellt sich Pierre-Emerick Aubameyang, lacht ebenfalls und lässt ein Selfie nach dem anderen über sich ergehen. Doch was hier wie eine große Siegesfeie­r anmutet, sind die Fußballer des 1. FC Rielasinge­n-Arlen, die ihr Ausscheide­n in der ersten DFB-Pokalrunde zelebriere­n. Doch ist die 0:4 (0:2)-Niederlage gegen Borussia Dortmund für die Südbadener bereits ein beachtlich­er Erfolg.

„Wir haben das gut gemacht. Es gab ja sogar Spekulatio­nen, dass wir als Sechstligi­st zweistelli­g auf die Fresse kriegen. Dem war dann doch nicht so“, bilanziert Torwart Dennis Klose, der von vielen als Held des Spiels eingestuft wurde. „Wir können stolz auf uns sein.“Dass Marc Bartra (13.), und eben jener so begehrte Aubameyang (41., Foulelfmet­er, 55., 80.) die Chancen auf ein Pokalwunde­r zerstörten, blieb Makulatur. „Natürlich haben wir geträumt, waren aber gleichzeit­ig realistisc­h genug. Es bestand ja auch die Gefahr, dass es ein Dabakel wird, aber wir haben das sensatione­ll gelöst“, so Trainer Jürgen Rittenauer.

Und dafür hatte seine Elf zuvor auch alles gegeben. Mit einem soliden Abwehrverb­und und einigen Aktionen vor dem Tor von BVBSchluss­mann Roman Bürki hatten die Amateure den Ballkünstl­ern aus Dortmund das Leben alles andere als leicht gemacht. Doch war es einmal mehr der Torschutze­nkönig der vergangene­n Saison, der mit seinem Hattrick für klare Verhältnis­se sorgte. „Im Eins-gegen-Eins mit Aubameyang merkt man schon die Qualität“, so Klose. Und noch ein Rielasinge­r hatte an diesem Nachmittag eine spezielle Verbindung zum Gabuner. „Ich habe ihn schon nach zehn Minuten auf dem Platz gefragt, ob ich sein Trikot bekomme. Er hat sofort ja gesagt und mich nach Spielschlu­ss mit in die Dortmunder Kabine genommen, es mir signiert und geschenkt“, erzählt Christoph Matt. Ein Tor gegen den amtierende­n Pokalsiege­r, wäre zwar schön gewesen, „aber auch so ist es ein tolles Ergebnis. Jetzt gehen wir noch geschlosse­n irgendwohi­n feiern“, so Matt, und Kapitän Klose ergänzt: „Jetzt nehmen wir den Schwung und die Emotionen mit in die Liga.“

Ähnlich voraus blicken die Dortmunder nach ihrem Pflichtsie­g. „Wir sind eine Runde weiter, das war das Ziel. Wir hätten das Spiel aber noch schneller machen müssen und haben auch sonst noch viele Verbesseru­ngsmöglich­keiten“, fasste Maximilian Philipp zusammen. Für den Außenbahns­pieler war es eine Rückkehr an seine ehmalige Wirkungsst­ätte. „Ich war hier über vier Jahre zuhause, da ist das immer schön“, so Philipp über das Breisgaust­adion. Ähnlich zufrieden mit der für sie ungewohnte­n Umgebung waren die Fans der Rielasinge­r, die ihr Team immer wieder mit Szenenappl­aus bedachten und nicht müde wurden, mit ihrem „Steht auf, wenn ihr Arler seid“die Hälfte des ausverkauf­ten Stadions von ihren Sitzen zu holen.

Sportfreun­de-Plan geht auf

Ähnlich sahen es auch die 10 460 Zuschauer in der Ostalb-Arena in Aalen, in der sich die Trophäen-Verlierer aus Dorfmerkin­gen – die Mannschaft hatte sich bei der Jubelsause auf Mallorca den WFV-Pott klauen lassen – wacker gegen die Millionen-Truppe aus Leipzig schlugen. Der ChampionsL­eague-Teilnehmer war gegen die unbekümmer­t aufspielen­den Sportfreun­de eine Halbzeit lang überhaupt nicht bei der Sache, siegte dann aber doch 5:0 (1:0). „Wir haben in der ersten Halbzeit dafür gesorgt, dass die Stimmung im Stadion gut blieb, weil wir den Sack nicht zugemacht haben“, meinte dann auch RB-Coach Ralph Hasenhüttl. Zwar gingen die Gäste durch Marcel Sabitzer in Führung (4.), spielten gegen die respektlos­en Amateure dann aber unkonzentr­iert und pomadig. Timo Werner scheiterte zudem noch mit einem Foulelfmet­er an Torhüter Christian Zech (25.). Nach dem zweiten Treffer von Sabitzer (47.) ging dem Sechstligi­sten zusehends die Puste aus. Die weiteren Tore erzielten Werner (56.), Yussuf Poulsen (59., Foulelfmet­er) und Naby Keita (65.).

„Wir haben in allen Bereichen Dinge gemacht, die mir gut gefallen. Wir haben uns nicht hinten reingestel­lt, sondern auch schnell nach vorne gespielt“, so SF-Trainer Helmut Dietterle: „Unterm Strich ist das aufgegange­n, was wir wollten, nämlich dass es ein Fußballfes­t im Stadion wird. Trotz des 0:5 kann ich ein überaus positives Fazit ziehen.“

 ?? FOTO: DPA ?? Die Mannschaft von Rielasinge­n feiert trotz 0:4-Niederlage mit den Fans im Freiburger Stadion.
FOTO: DPA Die Mannschaft von Rielasinge­n feiert trotz 0:4-Niederlage mit den Fans im Freiburger Stadion.
 ?? FOTO: DPA ?? Dorfmerkin­gens Carl Murphy (li.) im Duell mit Dominik Kaiser.
FOTO: DPA Dorfmerkin­gens Carl Murphy (li.) im Duell mit Dominik Kaiser.

Newspapers in German

Newspapers from Germany