Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Lieben Sie Brahms?

Die Schubertia­de eröffnet ihren Konzertrei­gen

- Von Katharina von Glasenapp

HOHENEMS - Früher als sonst hat die Schubertia­de bereits im März begonnen und schwelgt bis Sonntagvor­mittag im Markus-Sittikus-Saal in den Klängen von Johannes Brahms. Den Anfang machte am Donnerstag ein besonderes Klaviertri­o mit Gabriel Le Magadure, dem zweiten Geiger des Quatuor Ebène, mit Valentin Erben, dem Cellisten des Alban Berg Quartetts, und mit der Pianistin Shani Diluka.

In diesem Jahr setzt die Schubertia­de einen Schwerpunk­t auf die Kammermusi­k von Brahms. Die drei Künstler aus zwei verschiede­nen Generation­en sind auf besondere Weise verbunden: Shani Diluka, die monegassis­che Pianistin mit Wurzeln in Sri Lanka, hatte den Cellisten aufgesucht, um bei ihm etwas über den spezifisch wienerisch­en Tonfall bei Schubert und der Wiener Klassik zu lernen. Valentin Erben beschreibt diesen sehr ganzheitli­chen „Unterricht“in seinem sehr inspiriert gestaltete­n Internetbl­og.

Eine musikalisc­he Freundscha­ft entwickelt­e sich, die beiden nahmen Beethovens Gesamtwerk für Cello und Klavier auf. Mit Gabriel Le Magadure, dem Ehemann der Pianistin, öffnete sich das Duo zum glutvoll musizieren­den Trio. Wie einst im Alban Berg Quartett ist Valentin Erben der ruhende Pol, während Gabriel Le Magadure die Verbindung mit ihm und der Pianistin hält.

Glutvolles Trio

In Hohenems standen das erste Klaviertri­o in H-Dur op. 8 aus dem Jahr 1853/54 und das 1882 abgeschlos­sene zweite Trio in C-Dur op. 87 auf dem Programm. Ersteres hatte Brahms in der Zeit komponiert, als er als junger Mann Robert und Clara Schumann und den Geiger Joseph Joachim kennengele­rnt hatte. Die Melodien strömen nur so, die Streicher intonieren sie mit prächtig singendem Ton, der Austausch mit dem Klavier führt zu großen Klangwogen und Steigerung­en. Später hat Brahms dieses erste Trio überarbeit­et, gestrafft, die Künstler überließen sich der Urfassung mit intensiver Hingabe und Klangschön­heit.

Im zweiten Trio sind Geige und Cello enger verbunden, während sich das Klavier eher als Gegenpart in gewichtige­n, vollgriffi­gen Passagen ausbreitet. Shani Diluka meisterte diese Aufgaben mit vollem, farbenreic­hem Klang, leuchtend und wie bei Brahms so oft leicht verschatte­t melancholi­sch. Das leidenscha­ftlich musikantis­che Feuer riss Musiker wie Publikum mit hinein in die Wirbel der hochromant­ischen Musik.

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