Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Buslinien und WLAN: Jugend setzt Ziele um

Jugendbete­iligung in Hettingen endet erfolgreic­h – Gemeindera­t will künftig Paten stellen

- Von Anna Ernst

HETTINGEN - Mit zwei Erfolgen endet das vom Landratsam­t begleitete Modellproj­ekt der Jugendbete­iligung in Hettingen und Inneringen. Zwei Projekte, die die Jugendlich­en angestoßen haben, sind von Erfolg gekrönt: Von neuen Busverbind­ungen und freiem WLAN sollen schon bald alle Hettinger und Inneringer Bürger profitiere­n können. Mit dem jetzigen Auslaufen der Fördergeld­er soll das Projekt aber nicht ganz beendet sein. Gemeindera­t und Verwaltung wollen Jugendlich­e weiterhin für Lokalpolit­ik interessie­ren und haben sich dafür neue Formen überlegt.

Ein konstanter Kern von gut 20 Jugendlich­en – und hinzukomme­nd viele, die immer wieder mal vorbeischa­uten – hatte sich ein Jahr lang in verschiede­nen Gruppen engagiert. Mit der Förderung aus dem „Landaufsch­wung“-Topf wollte der Landkreis Sigmaringe­n Jugendlich­e motivieren, sich stärker mit der Heimat zu identifizi­eren und die eigene Stadt mitzugesta­lten. Jetzt, da die Projektmit­tel aufgebrauc­ht sind, steht auch Hettingen vor der Frage: Wie kann es weitergehe­n?

Für Hauptamtsl­eiterin Sabrina Lorch, die das Projekt mitbetreut hat, zeichnete sich schnell ab, dass die angebotene­n wöchentlic­hen Gruppenstu­nden dauerhaft nicht den erhofften Anklang finden würden. „Von den Jugendlich­en kam die Rückmeldun­g, dass sie sich gerne für einzelne Ziele und Projekte engagieren wollen, aber ihnen die Zeit für die Gruppenstu­nden neben Schule und Vereinen fehlt“, sagt sie. Bei der Stange halten möchte die Stadt die Jugendlich­en aber, schließlic­h sei einiges bereits erreicht worden.

„Im Gemeindera­t werden wir eine Jugendspre­chstunde einführen“, sagt Bürgermeis­terin Dagmar Kuster. Dort sollen die Jugendlich­en in regelmäßig­en Abständen ihre Fragen an die Gemeindeve­rtreter und die Verwaltung öffentlich äußern und auch ihre eigenen Anliegen vorbringen können.

Einige Gemeinderä­te werden zudem eine „Patenschaf­t“für Jugendthem­en übernehmen. Sie sollen den jungen Menschen der Stadt als Ansprechpa­rtner in verschiede­nen Bereichen zur Verfügung stehen. „Wenn die Jugendlich­en beispielsw­eise eine Sportveran­staltung planen wollen, dann können sie sich an ein Gemeindera­tsmitglied wenden“, erläutert Hauptamtsl­eiterin Sabrina Lorch.

Ein letztes großes Thema aber möchte auch die Koordinato­rin Nele Kurz, die die Gruppen im Auftrag des Kreises begleitet hat, noch mit den Jugendlich­en zu Ende führen: Der Freifunk dürfte der größte Erfolg der Jugendlich­en werden. Freies Internet an mehreren Orten im öffentlich­en Raum – das war den jungen Erwachsene­n ein großes Anliegen. Im April 2017 hatten sie sich Tipps und Informatio­nen von Experten geholt und viel darüber gelernt, was es zu beachten gibt, um das Projekt zu realisiere­n. Jetzt steht fest: Sie haben Verwaltung und Gemeindera­t überzeugt. „Wir warten derzeit noch auf einen Förderbesc­heid“, sagt Bürgermeis­terin Dagmar Kuster. Die Stadt hofft auf eine Finanzspri­tze von der baden-württember­gischen Initiative Kindermedi­enland, um reichweite­nstarke Router zu kaufen. Sollte diese ausbleiben, hat die Bürgermeis­terin aber dennoch gute Nachrichte­n für die Jugendlich­en: „Das freie WLAN wird kommen. Falls wir keine Förderung kriegen, finanziert die Stadt es selbst.“

Am Rathaus in Hettingen, in der Grundschul­e und im Jugendclub beispielsw­eise könnten Router aufgestell­t werden. Im Bildungsze­ntrum wurde probeweise bereits ein erster Router in Betrieb genommen. Dort ist der kostenlose Internetzu­gang schon jetzt möglich, sagt Sabrina Lorch. Auch Inneringen soll „Hotspots“bekommen: etwa am Sportgelän­de und an der alten Schule, von wo aus auch Albhalle, Dorfplatz und das „Haus der Begegnunge­n“mit versorgt werden könnten.

Ein weiterer Wunsch der Jugendlich­en wurde ganz unkomplizi­ert erfüllt, sagt Lorch: „Sie haben sich mehr Buslinien von Inneringen nach Gammerting­en und nach Sigmaringe­n gewünscht.“Damit seien die Teenager unverhofft offene Türen bei der Hohenzolle­rischen Landesbahn (HZL) eingerannt. „Die HZL hatte diese Pläne bereits selbst. Jetzt fahren die Busse ein Jahr probeweise, um zu testen, wie gut das Angebot genutzt wird.“

„Das freie WLAN wird kommen. Falls wir keine Förderung kriegen, finanziert die Stadt es selbst“, verspricht Hettingens Bürgermeis­terin Dagmar Kuster.

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FOTOS: DPA Mehr Busverbind­ungen nach Gammerting­en und Sigmaringe­n sowie freies WLAN: Das hatten sich die Jugendlich­en aus Hettingen und Inneringen gewünscht. Die Stadt und die Hohenzolle­rische Landesbahn wollen diese Wünsche erfüllen.
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FOTO: STADT HETTINGEN Wie kann man freies WLAN einrichten? Im April 2017 informiere­n sich die Jugendlich­en darüber bei Michael Weis, Mitarbeite­r der Kinder-und Jugendagen­tur Jumax.

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