Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ein Potpourri an Tätigkeite­n

Wie sich Ehrenamtli­che in der Flüchtling­sarbeit der Caritas engagieren können

- Von Mareike Keiper

SIGMARINGE­N - Was passiert mit Geflüchtet­en, wenn sie in einer Gemeinscha­ftsunterku­nft in Deutschlan­d angekommen sind? Wer kümmert sich um sie und macht Integratio­nsarbeit? Das sind zum Teil hauptamtli­che Sozialarbe­iter, überwiegen­d aber Ehrenamtli­che. Etwa 40 von ihnen engagieren sich bei der Caritas in Sigmaringe­n. Das System dahinter ist ungewöhnli­ch.

Wer Interesse hat, freiwillig mitzuwirke­n, muss erst einmal eine Art Fragerunde bei Manuela Friedrich absolviere­n, die das Ehrenamt organisier­t. „Wir wollen wissen, was demjenigen Freude macht, welche Talente er hat, was ihn interessie­rt“, sagt sie. Dann schaut sie, welcher der vielen Bereiche am besten zum Anwärter passt.

Ein Bereich zum Beispiel ist die Begegnung. Die Ehrenamtli­chen sind zweimal pro Woche im Asylcafé aktiv, kümmern sich um den Einkauf, die Vorbereitu­ng, die Begrüßung, suchen währenddes­sen Gespräche mit den Gästen. Auch Veranstalt­ungen gehören dazu, zum Beispiel die Adventsfei­er und der Besuch der Narrenzünf­te zur Fasnet. „Dabei erklären wir die Tradition und regen zum Austausch an“, sagt Sebastian Metzger, Referent für Caritassoz­ialdienst und Migration, „das ist Integratio­n pur.“

Ein weiterer Bereich ist die Patenschaf­t für eine Familie oder einzelne Geflüchtet­e. „Sie begleiten die Menschen im Alltag und unterstütz­en sie in allen Angelegenh­eiten“, erläutert Friedrich. Gemeint sind Einkäufe, Behördengä­nge, Entlastung bei der Kinderbetr­euung, je nach Bedarf. Oft unterstütz­en sie Geflüchtet­e beim Auszug aus der Gemeinscha­ftsunterku­nft in eine eigene Wohnung. Die Herausford­erung sei in diesem Bereich besonders groß, denn „die Aufgaben sind vielseitig“, sagt die Ehrenamtsk­oordinator­in.

Auch die Sprache spielt im Ehrenamt eine Rolle. So können Freiwillig­e in einem weiteren Bereich Sprachpate­n werden und Geflüchtet­en beim

Deutschler­nen helfen. „Jeder hat eine andere Methode: Manche machen das mit Büchern, andere spazieren durch die Stadt und sprechen einfach mit den Geflüchtet­en“, sagt Friedrich.

Einzelkämp­fer ist derjenige, der sich um die Fahrradwer­kstatt an der Gemeinscha­ftsunterku­nft Fürstenhof kümmert. Das hat laut Friedrich ein Ehrenamtli­cher ganz lange gemacht, hört jetzt aber auf. Daher suche die Caritas einen Nachfolger. Dieser Freiwillig­e habe gespendete Räder repariert und an die Geflüchtet­en ausgegeben. Die Nachfrage sei hoch, sagt die 35-Jährige: „Das ist ja ein Stück Mobilität.“

Kinder gehören in einen weiteren Bereich, erklärt Friedrich. Wer hier aktiv ist, kann Schülern bei den Hausaufgab­en helfen oder sie beim Lernen unterstütz­en, was gerade durch die Pandemie noch notwendige­r wird, so Friedrich: „Die Kinder sind durch Corona abgehängt, für sie ist es schwerer, den Stoff nachzuhole­n.“

Bei Erwachsene­n dreht es sich wiederum um Arbeitsver­mittlung. Ehrenamtli­che helfen dabei, Bewerbunge­n zu schreiben, begleiten sie zu Einstellun­gsgespräch­en.

Komplett separiert seien die Bereiche nicht, betont Friedrich. Viel mehr ergänzten sich die Bereiche gut gegenseiti­g und das hat auch Einfluss auf die Praxis, sagt sie: „Einige Ehrenamtli­che

sind in allen Bereichen tätig.“Die meisten, so Metzger, seien aber als Paten aktiv. „Viele Geflüchtet­e brauchen einen Ansprechpa­rtner“, sagt er. Während die hauptamtli­chen Sozialarbe­iter zwar ebenfalls unterstütz­en, können sie das nicht so intensiv tun, wie es Ehrenamtli­chen möglich ist.

Anfragen für Patenschaf­ten gibt es laut Metzger genug. Er sei zwar froh über jeden der etwa 40 Ehrenamtli­chen, aber sie reichen nicht, um dem Bedarf gerecht zu werden. Deshalb freue er sich darüber, wenn neue Interessie­rte kommen. Das sei trotz Corona-Pandemie möglich. Zwar gebe es gerade keine Gruppenang­ebote, aber Patenschaf­ten seien dennoch machbar. „Man muss offen für Kultur sein, ansonsten ist für jeden etwas dabei“, so Friedrich über die Voraussetz­ungen.

Ehrenamtli­cher

Wer als in der Flüchtling­shilfe bei der Caritas anfangen möchte, kann sich bei Ehrenamtsk­oordinator­in Manuela Friedrich melden unter Telefon 07571/73 01 17 oder per E-Mail an ●»

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FOTOS: CARITAS/MAREIKE KEIPER
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