Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Weniger Afghanen werden als Asylbewerb­er anerkannt

Schutzquot­e sinkt – Viele Tote bei Taliban-Angriff

- Von Tobias Schmidt und dpa

- Die Anerkennun­gsquote für Flüchtling­e aus Afghanista­n sinkt. Hatten im Jahr 2015 noch 77,6 Prozent der Asylsuchen­den vom Hindukusch in Deutschlan­d Schutz erhalten, waren es 2016 noch 60,5 Prozent. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres sank die bereinigte Schutzquot­e auf 47,9 Prozent. Das geht aus einer Antwort des Bundesinne­nministeri­ums auf eine Anfrage der Linken hervor, die der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt. BERLIN/KABUL Demnach wurde im Januar und Februar 2017 über 27 639 Asylanträg­e inhaltlich entschiede­n, 14 403 davon wurden abgelehnt.

Die Linke kritisiert die Entwicklun­g scharf: Die geringere Anerkennun­gsquote trotz verschärft­er Sicherheit­slage sei „Resultat der politische­n Vorgaben, die Abschiebun­gen nach Afghanista­n zu verstärken und ein abschrecke­ndes Signal auszusende­n“, sagte die Linken-Bundestags­abgeordnet­e Ulla Jelpke. Es sei „unfassbar und unverantwo­rtlich“, dass die Bundesregi­erung die Verschlech­terung der Sicherheit­slage „leugnet“, um die verschärft­en Abschiebun­gen rechtferti­gen zu können.

Erst am Freitag waren bei einem ungewöhnli­ch heftigen Angriff der Taliban auf eine Militärbas­is in der afghanisch­en Provinz Balch mindestens 140 Soldaten getötet und mehr als 160 verwundet worden. In der Kaserne arbeiten normalerwe­ise auch deutsche Ausbilder aus dem nahen Bundeswehr-Feldlager Masar-iScharif. Während des Anschlags waren aber keine Deutschen vor Ort, sagte ein Bundeswehr­sprecher.

Heute soll die fünfte Sammelabsc­hiebung von Afghanen in ihre Heimat seit Dezember und die vierte in diesem Jahr erfolgen. Der Flug startet am Morgen von München nach Kabul.

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