Schwäbische Zeitung (Tettnang)
SHW ist Übernahmeangebot von Pierer zu niedrig
Vorstand und Aufsichtsrat raten SHW-Aktionären nicht zu verkaufen
- Vorstand und Aufsichtsrat des Aalener Automobilzulieferers SHW raten ihren Aktionären, das Übernahmeangebot des österreichischen Unternehmers Stefan Pierer nicht anzunehmen. In einer gemeinsamen Stellungnahme bekräftigten die SHW-Organe am Montag ihre schon vorab geäußerte Auffassung, dass das Angebot in Höhe von 35 Euro je Aktie „aus finanzieller Sicht nicht angemessen ist“. Pierer, Investor sowie Chef und Mehrheitsaktionär des Motorradherstellers KTM aus dem österreichischen Mattighofen, will SHW über seine Beteiligungsgesellschaft Pierer Industrie AG für 35 Euro je Aktie übernehmen. Aktuell gehören ihm knapp 19 Prozent der SHW-Aktien.
SHW-Vorstand und -Aufsichtsrat stützen sich in der Beurteilung des Übernahmeangebots auch auf ein Gutachten der Hamburger Privatbank Berenberg. In dieser von SHW in Auftrag gegebenen Wertanalyse kommt das Institut zu dem Ergebnis, dass die von Pierer gebotenen 35 Euro je SHW-Aktie zu wenig sind. Solche Gutachten sind im Zuge von Übernahmen üblich. Dabei werden diverse Kriterien zur Ermittlung eines fairen Wertes herangezogen – im Falle von SHW waren das laut Berenberg unter anderem die Planungsunterlagen von SHW, Bewertungsmultiplikatoren anderer börsennotierter Wettbewerber und historische Übernahmeprämien aus der Branche.
„Umsatz- und Ertragsschub“
SHW stellt in seiner Beurteilung insbesondere auf den für die Jahre ab 2018 erwarteten „erheblichen Umsatzund Ertragsschub“ab. Dafür habe das Unternehmen in den vergangenen Monaten die Weichen gestellt. „Die erfolgreich umgesetzten Maßnahmen zur Verbesserung der operativen Exzellenz greifen, ein substantielles Investitionsprogramm von über 30 Millionen Euro zur Internationalisierung der Pumpenaktivitäten ist angelaufen. Bis 2020 ist mit einem gegenüber dem Geschäftsjahr 2017 um rund 50 Prozent höheren Umsatz und einer signifikanten Margenund Ergebnisverbesserung zu rechnen“, hieß es in der Mitteilung.
Gleichwohl begrüßt die SHWFührung um Vorstandschef Frank Boshoff und Aufsichtsratsvorsitzenden Georg Wolf die Ankündigung von Pierer, langfristig in SHW investieren zu wollen. Den Gesprächsfaden über die von Pierer ins Spiel gebrachten Möglichkeiten einer zukünftigen Zusammenarbeit wolle man „unter Wahrung der Eigenständigkeit der SHW“gerne fortsetzen.
SHW beschäftigt am Hauptsitz in Aalen sowie an den Produktionsstandorten in Bad Schussenried (Kreis Biberach), Neuhausen ob Eck und Tuttlingen (beide Landkreis Tuttlingen) rund 1200 Mitarbeiter. Im Geschäftsjahr 2016 setzte das Unternehmen 406 Millionen Euro um und verdiente unter dem Strich 12,8 Millionen Euro. Der Aktienkurs von SHW schloss am Ende der Börsensitzung am Montag knapp unter der Marke von 37 Euro.