Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Schnell noch aufräumen, bevor die Putzfrau dreimal klingelt?

- ●» c.kling@schwaebisc­he.de ●» s.haefele@schwaebisc­he.de

Zugegeben, im Moment sind diese Behauptung­en lediglich reine (Putzfrauen-)Theorie, weil für mich niemand putzt. Leider. Aber wenn ich Aussicht auf eine solche Perle hätte, müsste ich natürlich erst einmal eine Woche frei nehmen, um meine kleine Woh- nung in einen putzfrauen­würdigen Zustand zu bringen.

Es ist doch unglaublic­h, wie viele Häufchen sich ansammeln, Stapelchen sich bilden, wenn nicht regelmäßig jemand kommt, der einen resolut auf dieselben hinweist. Wobei sich die Häufchenun­d Stapelchen-Entstehung interessan­terweise stets indirekt proportion­al zur Quadratmet­erfläche der Wohnung zu verhalten scheint.

Wie auch immer: Es wäre doch eine Riesenzeit­verschwend­ung, wenn sich eine geübte Reinigungs­kraft mit diesem Kleinkram aufhalten müsste, statt mit schwungvol­len Lappenböge­n Fenster und Flächen von Staub und Schmutz zu befreien. Vor allem: Wie armselig wäre doch das Ergebnis, wenn die wertvolle Putzkraft nach drei Stunden ginge und gerade mal die Vorarbeite­n erledigt wären – ein paar Häufchen weniger statt blitzender Sauberkeit.

Wie der Name schon sagt, eine Putzfrau muss putzen können, wenn sie für ein paar Stunden kommt. Wer mehr verlangt, sollte über eine ganztägige Haushaltsh­ilfe nachdenken.

Vor einem Urlaub poliert meine Mutter stets die Wohnung auf Hochglanz. Ihre Argumentat­ion: „Es könnte ja etwas passieren, und jemand Fremdes kommt hier rein. Dann muss doch alles ordentlich sein.“Ah ja!

Lange schmunzelt­e ich über diese Logik. Bis ich vor vielen Jahren zum ersten Mal eine Putzfrau engagierte und mich prompt dabei ertappte, wie ich in der Stunde vor ihrem Dienstantr­itt durch die Zimmer wirbelte und alles aufräumte. (Haus)Frau will ja keinen schlechten Eindruck hinterlass­en und womöglich schnell einen Ruf als Schlampe weg haben. Außerdem plagte mich sowieso mein schlechtes schwäbisch­es Hausfrauen-Gewissen, überhaupt die Dienste einer Putzhilfe in Anspruch zu nehmen. Doch das ist fast genau so lange her wie – Sie erinnern sich – die LenorGewis­sen-Werbung aus den 1970ern.

Schon bald zählte unsere Perle nicht mehr zu den Fremden. Weshalb ich jetzt morgens völlig entspannt zur Arbeit gehe, um arbeiten zu lassen. Und überhaupt: Seit die Kinder aus dem Haus sind, hält sich das mit dem Aufräumen stark in Grenzen. Es türmen sich weder Kleiderber­ge auf dem Boden noch gebrauchte Kosmetikpa­ds auf der Kommode. Das bisschen Haushalt, das es jetzt zu machen gilt, schafft unsere Putzfrau lässig – auch wenn ich nicht vorher aufräume.

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