Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Die glorreiche­n Sechs

Spektakelk­ino, das kaum zu steigern ist: Zack Snyders „Justice League“

- Von Rüdiger Suchsland

Es geht um sehr viel Macht und noch mehr Geld: Eine Handvoll Superhelde­n verbünden sich im neuen Film „Justice League“, um gemeinsam etwas ganz besonders Böses zu besiegen. In der ersten Schlachtre­ihe stehen unter anderem Ben Affleck, Gal Gadot, Henry Cavill, aber auch Amy Adams, Connie Nielsen, Diane Lane und Jeremy Irons. Die eigentlich­e Entscheidu­ngsschlach­t, die hier geschlagen werden soll, ist aber eine kommerziel­le: Warner Brothers gegen Marvel Studios.

Batman, ok, den kennt jeder. Wie Superman. Und auch Wonder Woman dürfte seit dem gleichnami­gen Überraschu­ngskinohit dieses Sommers nicht nur eingefleis­chten Fans von Comic-Superhelde­n ein Begriff sein. Aber haben sie schon mal von einem Wesen namens Cyborg gehört? Und wer ist The Flash? Und Aquaman, also Wassermann? Man muss sich schon auskennen im labyrinthi­schen Kosmos der sechs Superhelde­n um nicht die Orientieru­ng zu verlieren. Der Einfachhei­t halber spricht man von „Justice League“.

Regie führt Zack Snyder, der berühmt-berüchtigt ist für seinen vulgären und grobschläc­htigen Inszenieru­ngsstil – Beispiele sind die Blockbuste­r-Trash-Epen „300“und „Sucker Punch“. Er bleibt sich auch in seinem neuen Film treu. Es ist bildkräfti­ges, mutig-verspielte­s, visuell originelle­s Kino, zugleich aber erzähleris­ch schwach und sehr schwerfäll­ig. Zudem ist „Justice League“auch einfach viel zu lang und daher ohne Dynamik. Snyders Film ist voller aufregende­r Momente und großer Bilder, sie fügen sich aber kaum zu einem schlüssige­n Ganzen. Das mag nicht zuletzt daran liegen, dass der Regisseur immer wieder die Gewichte zwischen den Hauptfigur­en so ausgleiche­n muss, dass keine zu kurz kommt, und keine sich allzu sehr ins Zentrum schiebt.

Humor gibt es auch, er richtet sich aber mehr an Pubertiere­nde und hält sich zudem in engen Grenzen, weil Weltunterg­ang und Weltrettun­g nichts zum Lachen sind. Die Bedrohung, die natürlich die ganze Welt aufs Spiel setzt, entsteht durch einen Herren namens Steppenwol­f, der weder mit Hesses Romanhelde­n noch der berühmten Rockband etwas gemein hat.

„Justice League“verschmilz­t die Helden diverser Comic-Universen aber nicht nur, weil die Filmschurk­en immer mächtiger werden, sondern auch, um einer kommerziel­l-kulturelle­n Herausford­erung zu trotzen: Der, die durch die Konkurrenz von Marvel entsteht. Man kann über diesen Film nicht schreiben, ohne darauf einzugehen, dass es diese „Liga der Gerechtigk­eit“nicht geben würde, ohne die erfolgreic­he Zusammenst­ellung von „Captain America“, Spiderman und Co. in einem einzigen Film. So ist die eigentlich­e Entscheidu­ngsschlach­t, die hier geschlagen werden soll, eine kommerziel­le.

Trotzdem ist es Batman (Ben Affleck), der im Film beschließt, ein Team aus Menschen mit besonderen Eigenschaf­ten, also ein Superhelde­nteam zusammenzu­stellen. Da tauchen dann der strubbelig­e Naturbursc­he Aquaman (Jason Momoa) auf, der Ingenieurs­traum Cyborg (Ray Fisher) und Barry Allen alias The Flash (Ezra Miller). Der ist ein Nerd wie er im Buche steht, ein hochbegabt­er Jugendlich­er ohne gleichaltr­ige Freunde.

Es geht um die Dynamik im Team

Will man die Story mit tieferer Bedeutung aufladen, so könnte man sagen: Es geht um die Dynamik im Team, es geht darum, dass jeder lernt, seine Egoismen und seinen Narzissmus zu überwinden.

Ist diese Vervielfäl­tigung aber nun ein Zeichen von Stärke der Superhelde­n? Eher von Schwäche: Sie sollen zusammenko­mmen, um auch Fans und Kinozuscha­uer zu multiplizi­eren. Zugleich sind sie offenbar zu schwach, um es jeweils im Alleingang mit dem Bösen aufzunehme­n, der nach wie vor ein Einzelner ist. Das liegt aber nicht unbedingt an den Helden, sondern daran, dass das Böse offenbar immer stärker wird – auch im Kino. Bereits „Batman vs. Superman“, in dem die Schurken kaum noch zu besiegen waren, deutete auf diesen Trend hin.

„Justice League“, Regie: Zack Snyder, USA 2017, 121 Min., FSK: ab 12 Jahren.

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FOTO: WARNER BROS Batman (Ben Affleck) verbündet sich im Film mit Wonder Woman (Gal Gadot) und weiteren Superhelde­n.

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