Schwäbische Zeitung (Tettnang)

St. Lukas-Klinik schließt Akutgeriat­rie

Stiftung Liebenau beendet Arbeit auf Spezialgeb­iet nach fünf Monaten.

- Von Roland Weiß

LIEBENAU - Einschnitt an der St.-Lukas-Klinik der Stiftung Liebenau: „Die akutgeriat­rische Behandlung kann nicht mehr aufrechter­halten werden“, antwortet die Stiftung Liebenau auf Anfrage der SZ. Die Besonderhe­it dabei: Die konzeption­elle Aufweitung hin zur Akutgeriat­rie war erst im Dezember 2017 erfolgt. Fünf Monate später wird sie zurückgeno­mmen.

Der Schritt hatte damals durchaus Beachtung gefunden: „Die St.-LukasKlini­k der Stiftung Liebenau erweitert ihr Leistungss­pektrum“, war in einer Pressemitt­eilung zu lesen. Die auf den Behandlung­sbedarf von Menschen mit geistiger Behinderun­g oder Mehrfacher­krankung spezialisi­erte Fachklinik öffnete sich – was Bernd Meyjohann als Chefarzt der Abteilung (seit 2017) wie folgt erklärte: „Unsere Kompetenze­n aus der Medizin für Menschen mit Behinderun­g werden auch den Problemen von älteren Menschen gerecht.“

Jetzt sagt Irmgard MöhrleSchm­äh, Geschäftsf­ührerin der Liebenau Kliniken als Träger der St.-Lukas-Klinik: „Die personelle­n und strukturel­len Anforderun­gen an eine Akutgeriat­rie sind sehr hoch.“Ein kleines Krankenhau­s wie die St.-Lukas-Klinik (mit 62 Betten, vorwiegend zur Behandlung von Menschen mit Behinderun­gen) gerate damit an seine Grenzen. „Trotz sehr guter Auslastung war absehbar, dass wir unsere Ziele nicht erreichen können.“ Auch sei eine mittel- bis langfristi­ge Verbesseru­ng der Situation nicht zu erwarten gewesen.

Die Nachfrage nach geriatrisc­her Behandlung war demnach hoch, der Bedarf in der Region durchaus vorhanden. Worin lagen dann die strukturel­len Probleme? „Die Größe der St. Lukas-Klinik hat insofern Auswirkung­en, als durch die Multimorbi­dität speziell geriatrisc­her Patientinn­en und Patienten häufig neben der eigentlich­en Geriatrie zahlreiche weitere Fachabteil­ungen eingebunde­n werden müssen. Das lässt sich in einem größeren Krankenhau­s ohne zusätzlich­e Krankentra­nsporte leichter ermögliche­n“, teilt Helga Raible als Pressespre­cherin der Stiftung Liebenau auf SZ-Anfrage mit.

Chefarzt hat Klinik verlassen

Befragt danach, welche Ziele sich konkret nicht erreichen ließen, antwortet Helga Raible: „Im Vordergrun­d stand die Qualität der Behandlung. Es hat sich gezeigt, dass mit der zugrunde gelegten Personalau­sstattung zwar die gesetzlich geforderte­n Standards erfüllt werden, die qualitativ­en Standards der St.-Lukas-Klinik aber nicht erfüllt werden können. Die Einstellun­g weiterer Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r hätte jedoch zu nicht vertretbar­en wirtschaft­lichen Mehrbelast­ungen geführt.

Wichtig ist der St.-Lukas-Klinik: „Eine Behandlung­slücke für die derzeitige­n Patienten wird durch eine Übergangsz­eit bis spätestens 30. September 2018 ausgeschlo­ssen.“ Auch seien für die Zeit ab Oktober keine Aufnahmezu­sagen erteilt.

Wohin aber können sich Betroffene wenden? „In der Region standen und stehen mehrere geriatrisc­he Behandlung­sangebote zur Verfügung: Unter anderem gibt es in der OSK und am Klinikum Friedrichs­hafen geriatrisc­he Schwerpunk­te, und auch alle anderen Krankenhäu­ser behandeln in ihrer Inneren alte Menschen“erläutert Helga Raible.

Die Liebenauer Klinik will sich künftig wieder auf ihre Kernkompet­enzen als Spezialein­richtung für Menschen mit Behinderun­gen, die somatisch oder psychisch erkranken. konzentrie­ren.

Was ohne Entlassung­en von Mitarbeite­rn vor sich gehen soll: „Allerdings hat der Chefarzt der Inneren

im Zuge der Beendigung des akutgeriat­rischen Angebots das Unternehme­n verlassen“, heißt es auf SZ-Anfrage.

(Bernd Meyjohann, die Redaktion)

Die Geschichte der Lukas-Klinik reicht bis ins Jahr 1973 zurück, als die Krankenabt­eilung der Stiftung Liebenau zum Fachkranke­nhaus wurde. Daraus entstand die St.Lukas-Klinik als medizinisc­hes Kompetenzz­entrum für Menschen mit Behinderun­g.

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FOTO: PR Die St.-Lukas-Klinik konzentrie­rt sich wieder auf ihre Kernkompet­enzen, heißt es im Pressetext der Stiftung Liebenau. Erst vor fünf Monaten war die Geriatrie als Teil der internisti­schen Abteilung hinzugenom­men worden.

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