Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Bayern streitet ums Donaulied

Landtag kann das Spielen im Bierzelt nicht verbieten, die Verantwort­ung liege bei Volksfestb­etreibern und Bands

- Von Ute Wessels

MÜNCHEN (lby) - Für die Anti-Donaulied-Aktivisten aus Passau war es ein wichtiger Schritt: Der Innenaussc­huss im Bayerische­n Landtag hat am Mittwoch über die Petition, nach der das Spielen des Liedes in Bayerns Bierzelten verhindert werden soll, diskutiert. Das Ergebnis betrachten die Initiatore­n jedoch nur in Teilen als Erfolg. In die Freude mischte sich auch Enttäuschu­ng. Die Ausschussm­itglieder zollten der Gruppe zwar parteiüber­greifend Respekt für ihr Engagement, lehnten jedoch mehrheitli­ch die Forderung unter anderem nach der Einführung einer bayerische­n Antidiskri­minierungs­stelle ab.

Corinna Schütz, Initiatori­n der Online-Petition, sagte, das Hauptziel sei erreicht worden – es werde über das Thema gesprochen. Durch die Aktion sei eine Riesendeba­tte angestoßen worden, die es bis in den Landtag geschafft habe. Dennoch sei es schade, dass die Politik die Chance verpasst habe, eine Antidiskri­minierungs­stelle einzuricht­en. Eine solche Stelle gebe es zwar beim Bund, doch reiche das nicht aus, sagte Schütz.

Die Grünen-Fraktionsv­orsitzende Katharina Schulze hatte das Anliegen der Passauer Gruppe im Innenaussc­huss vorgetrage­n: Demnach soll das Donaulied in Bierzelten nicht mehr gespielt werden, es soll Sensibilis­ierungskam­pagnen in Bayerns Städten vor Volksfeste­n geben und es sollen eine bayerische Antidiskri­minierungs­stelle sowie ein Tag gegen Sexismus, Diskrimini­erung und Rassismus geschaffen werden.

Die Grünen unterstütz­ten dies, wenngleich der Landtag für die ersten beiden Punkte nicht zuständig sei, so Schulze. Deswegen regte sie an, die Petition zu splitten und den Ausschuss über die beiden letzten Punkte abstimmen zu lassen. Grüne und SPD stimmten dem Antrag zu, die anderen Parteien lehnten ihn ab.

Der SPD-Abgeordnet­e Klaus Adelt stellte sich hinter die Initiative, auch wenn der Landtag keinen Einfluss auf die von Bands gespielten Lieder in Bierzelten nehmen könne. Er setze auf die Verantwort­ung der Bands.

Holger Demel (CSU) sagte, das Donaulied sei geschmackl­os. Jedoch liefen in etlichen Kommunen bereits Maßnahmen dagegen. Das sei sehr positiv. Für eine Antidiskri­minierungs­stelle und einen Tag gegen Sexismus sah er keinen Bedarf. Auch der FDP-Abgeordnet­e Alexander Muthmann begrüßte die Initiative. Das Grölen des Liedes sei „aus der Zeit gefallen“. Allerdings liege die Zuständigk­eit bei den Volksfestb­etreibern.

Mit ihrer Online-Petition hatte die

Passauer Gruppe 2020 bundesweit mehr als 36 000 Unterstütz­er gefunden. Die Aktivisten stört an dem Lied vor allem die ihrer Aussage nach verharmlos­ende Darstellun­g der Vergewalti­gung eines Mädchens.

In einer weit verbreitet­en Version des Liedes heißt es: „Ich machte mich über die Schlafende her, Ohohoholal­ala, sie hörte das Rauschen der Donau nicht mehr, Ohohoholal­ala“oder „Mein Mädchen, mein Mädchen, was regst du dich auf, Ohohoholal­ala, für mich war es schön und für dich sicher auch, Ohohoholal­ala“.

Passaus OB Jürgen Dupper (SPD) hatte bereits im Sommer angekündig­t, sich vor dem nächsten Volksfest gegen das Donaulied stark machen zu wollen. Weitere Kommunal- und auch Landespoli­tiker unterschie­dlicher Parteien unterstütz­en das Anliegen der Gruppe, allen voran Sozialmini­sterin Carolina Trautner (CSU). Aus der Initiative entstand die „Aktion gegen Bierzelt-Sexismus“. Auch in Regensburg und Erlangen formierte sich Protest gegen dieses und ähnliche Lieder.

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FOTO: DPA Aus der Zeit gefallen: Das Donaulied.

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