Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Was die digitale Rentenübersicht bringt
Mehr Durchblick in Sachen Altersvorsorge verspricht eine neue Plattform ab 2023
BERLIN (dpa) - Wer noch viele Jahre im Berufsleben vor sich hat, hat oft nicht den richtigen Überblick, wie viel Geld er oder sie fürs Alter bereits angespart hat. Dabei wäre es wichtig, das zu wissen, um gegebenenfalls noch den ein oder anderen Sparvertrag abzuschließen, falls es nicht reicht.
Damit Verbraucher ihre Altersvorsorge überblicken und planen können, wird es mittelfristig die digitale Rentenübersicht geben. Damit soll sich einem Sprecher des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales zufolge jeder jederzeit über seine individuellen Ansprüche aus der gesetzlichen, betrieblichen und privaten Alterssicherung informieren können. Auf einen Blick und digital abrufbar über ein Portal.
Projekt braucht Vorlauf
Auf die Schnelle kommt die digitale Rentenübersicht aber nicht. „Der Beginn der ersten Betriebsphase ist ab Herbst 2022 vorgesehen“, sagt Dirk von der Heide von der Deutschen Rentenversicherung Bund. Sie erfolgt vorerst mit freiwillig teilnehmenden Vorsorgeeinrichtungen. In dieser Phase geht es darum, die Handhabung auszuloten, damit der spätere Regelbetrieb optimal läuft. Der Regelbetrieb ist ab Herbst 2023 vorgesehen.
Nicht erst ab 2023, sondern auch in der ersten Betriebsphase sollen Verbraucher bereits die digitale Rentenübersicht bei den freiwillig teilnehmenden Vorsorgeeinrichtungen abrufen können. Sie steht zusätzlich zur Renteninformation oder zu den Standmitteilungen der Anbieter zur Verfügung. „Die Nutzung der digitalen Rentenübersicht ist freiwillig und kostenlos“, so von der Heide.
Ansprüche werden sollen aufgelistet
In der Übersicht sind Informationen über die Ansprüche aus der gesetzlichen Rentenversicherung sowie der betrieblichen und der privaten Altersvorsorge aufgelistet. Die teilnehmenden Vorsorgeeinrichtungen melden neben den bereits erreichten Anwartschaften auch die, die noch erreichbar sind. Aus der digitalen Rentenübersicht geht hervor, ob es sich bei den Anwartschaften um garantierte oder prognostizierte Werte handelt. Nachzulesen wird auch sein, ob die Leistung als Rente oder als Einmalzahlung erfolgt. „So erhalten Verbraucher einen verständlichen Überblick und können leichter einen möglichen Handlungsbedarf erkennen“, sagt von der Heide.
Nicht alles wird einfließen
Und was ist mit berufsständischen Versorgungswerken – etwa für Ärzte, Apotheker, Architekten, Presseleute, Anwälte, Notare oder Steuerberater? Ansprüche, die Mitglieder solcher Versorgungswerke erworben haben oder noch erwerben werden, fließen nur dann in die digitale Rentenübersicht ein, wenn die Einrichtungen regelmäßig Standmitteilungen bereitstellen und eine Anbindungspflicht zur digitalen Rentenübersicht besteht oder eine freiwillige Anbindung erfolgt. Gleiches gilt für die Ansprüche von Beamten.
Betriebliche Pensionszusagen sollen in der digitalen Rentenübersicht ebenso wenig auftauchen wie Sparprodukte fürs Alter, beispielsweise Fonds oder Sparpläne – außer als Riester- oder Rürup-Verträge. Ebenfalls außen vor bleibt der Besitz von Immobilien und damit beispielsweise auch mögliche Mieteinnahmen. Wer also ausrechnen will, ob das Geld im Alter reicht, muss neben den Angaben in der digitalen Rentenübersicht seine Sparprodukte berücksichtigen sowie eventuell Anwartschaften berufsständischer Versorgungswerke und auch Immobilienbesitz einkalkulieren.
Nur der Nutzer kann Übersicht einsehen
Abrufbar wird die digitale Rentenübersicht über ein elektronisches Portal sein. Wer es nutzt, muss sich nach dem jeweils aktuellen Stand der Technik authentifizieren. „Damit ist die digitale Rentenübersicht nur für den jeweiligen Nutzer einsehbar“, erklärt von der Heide.
Der Gesetzgeber habe den Belangen des Datenschutzes einen hohen Stellenwert eingeräumt. So werden die mit der digitalen Rentenübersicht gewonnenen Daten nach jedem Abruf grundsätzlich gelöscht.
Projekt ist ambitioniert
Aus Sicht des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales ist die Plattform ein anspruchsvolles Projekt. Das System der Altersvorsorge in Deutschland sei komplex, sagt der Ministeriumssprecher.
Das gelte auch für die Darstellungsweisen der regelmäßig zur Verfügung gestellten Informationen oder Standmitteilungen der vielen Anbieter und Träger der gesetzlichen, betrieblichen und privaten Altersvorsorge. Viel Arbeit also für die Deutsche Rentenversicherung, die sich jetzt um das Projekt kümmert.