Schwäbische Zeitung (Wangen)

Gradlinige­r

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„Leidenscha­ft, Gradlinigk­eit, Warmherzig­keit“: So würdigte Bundespräs­ident Joachim Gauck am Sonntag Peter Hintze, den früheren CDU-Generalsek­retär, ehemaligen evangelisc­hen Pfarrer und Bundestags­vizepräsid­enten. „Ein Mann des offenen Wortes, aber auch des Ausgleichs“sei Hintze gewesen, der in der Nacht zum Sonntag mit 66 Jahren in Köln einem Krebsleide­n erlag, sagte Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU).

Merkel-Vertrauter, Wahlkampf-Manager von Altkanzler Helmut Kohl: Hintze war ein Strippenzi­eher, setzte sich aber auch gegen die Linie seiner Partei für liberale Positionen ein. Er brachte auch einen Gesetzentw­urf zur Legalisier­ung des Suizids mit ärztlicher Hilfe ein. Dass er selbst Sterbehilf­e in Anspruch nehme, hatte er ausgeschlo­ssen. „Ich habe eine starke Liebe zum Leben“, sagte er in einem Interview.

1994 und 1998 organisier­te Hintze für Helmut Kohl die Wahlkämpfe. Der Rheinlände­r dachte sich 1994 mit einigen anderen die Rote-Socken-Plakate aus – eine Anspielung auf die von der PDS tolerierte rot-grüne Minderheit­sregierung in Sachsen-Anhalt. 1998 entwickelt­e er eine „Rote-Hände“-Kampagne, was ihm innerparte­ilich viel Kritik einbrachte. Denn das wurde vielfach als Positionie­rung der Union gegen Ostdeutsch­e verstanden. So wurde er für den Machtverlu­st 1998 mitverantw­ortlich gemacht.

Danach verlor Hintze seinen Posten an Angela Merkel, wurde aber sieben Jahre später von ihr zum Parlamenta­rischen Staatssekr­etär im Bundeswirt­schaftsmin­isterium berufen. Merkels Wunsch, nach der Wahl 2009 Staatssekr­etär im Kanzleramt zu werden, lehnte Hintze ab, konzentrie­rte sich lieber auf seine Rolle als Chef des CDU-NRWNetzwer­kes im Bundestag. 2013 war bei Hintze Krebs festgestel­lt worden. Trotz Chemothera­pie stürzte er sich noch einmal in den Wahlkampf, wurde Bundestags­vizepräsid­ent. In seinem Kampf mit der Krankheit fand Hintze Hilfe in der Religion. „Gott ist da und spendet Trost und Halt, ganz besonders wenn wir glauben“, sagte er vor einem Jahr. Tobias Schmidt und dpa

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FOTO: DPA Der verstorben­e CDU-Politiker Peter Hintze galt als warmherzig­er Strippenzi­eher.

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