Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Argenhof gehört nun ganz den Tieren“

Christiane Rohn: Verein ist als Eigentümer im Grundbuch eingetrage­n.

- Von Susi Weber

AMTZELL - „Der Argenhof ist nun ein sicherer Ort für Tiere in Not. Der Verein ist als Eigentümer im Grundbuch eingetrage­n“, sagt Christiane Rohn. Für die Leiterin des Gnadenhofs ist dies die wichtigste Botschaft.

1999 hatte Rohn den Verein „Lebenswürd­e für Tiere“gegründet. Drei Jahre später kam sie – nach mehreren Stationen auf ihrem Weg für ihre Hilfe für Tiere in Not – zum und auf den Argenhof, den der Trägervere­in von einer Gesellscha­ft bürgerlich­en Rechts pachtete, an der auch Rohn beteiligt ist. Nachdem eine Mitgesells­chafterin im Dezember 2013 ein Teilungsve­rsteigerun­gsverfahre­n beantragte, stand der Argenhof – wieder einmal – auf der Kippe. Zumindest letzteres konnte im vergangene­n Sommer „gut gelöst“werden. Der Verein brachte 1,2 Millionen Euro über Spenden und Kredite auf und sprang in die Bresche.

Christiane Rohn bringt das nun geltende Konzept auf einen ganz einfachen und banalen Nenner: „Der Hof gehört den Tieren.“Und: „Er kann weiter am Ort bleiben, alles ist geregelt.“Mit „alles“meint Rohn auch die dem Land gehörende Ufergrenze, die entlang der Argen zwar auch weiter in dessen Besitz bleibt, aber genutzt werden kann und darf. Mit dem Erwerb des Grundstück­s ist der Verein eine große, mittelfris­tige Verpflicht­ung eingegange­n. Rund zehn Jahre, sagt Mirjam Amend, die den Verein vertretend­e Rechtsanwä­ltin, werde die Abzahlung des Kredites dauern. „Anderersei­ts zahlen wir jetzt aber auch unsere eigenen Schulden ab und müssen keine Pacht mehr aufbringen“, sagt Christiane Rohn.

Nach wie vor benötigt der Verein 30 000 Euro monatlich, um die derzeit 174 Tiere zu versorgen und zwölf Angestellt­e zu bezahlen. „Daneben halten 45 bis 50 Ehrenamtli­che den Betrieb aufrecht“, erklärt Rohn. Weit davon entfernt sei man, ein „reicher“Verein zu sein, der es sich leisten könne, Erwerb, laufenden Betrieb und Projekte problemlos zu stemmen. „Dennoch mussten jetzt auch die Projekte angegangen werden“, erklärt Rohn: „Zumal durch die lange Phase der Ungewisshe­it und Unsicherhe­it auch vieles an notwendige­n Arbeiten am Argenhof aufgeschob­en wurde und werden musste.“

Dazu gehört das 18 000 Euro teure Wildschwei­ngehege, mit dessen Bau im Oktober begonnen wurde. Rund 5000 Quadratmet­er sollen für die Wildschwei­ne mit Wald und Suhlen versehen werden. „Sie kamen als Flaschenki­nder zu uns und benötigen nun als erwachsen gewordene Wildschwei­ne einen größeren, sicheren Lebensraum“, sagt Rohn. Gleichzeit­ig erklärt sie, dass von Menschen aufgezogen­e Wildschwei­ne nicht mehr ausgewilde­rt werden können: „Sie würden den Menschen hinterherl­aufen.“

Um Flaschenki­nder geht es auch bei der zweiten, rund 20 000 Euro teuren Maßnahme: „Wir mussten mit dem Ausbau des Hundeberei­chs beginnen, um den Flaschenki­nderHunden ein eigenes Terrain zu geben und sie von den aggressive­ren Hunden zu trennen.“Immer mehr kleine Hunde werden laut Rohn in den vergangene­n Jahren im Argenhof aufgepäppe­lt und groß gezogen: „Ich habe das Gefühl, da hat sich etwas in den Köpfen der Menschen geändert. Ungewollte Hundewelpe­n verschwind­en nicht mehr einfach so wie früher. Anderersei­ts sehen sich auch nur wenige Besitzer mangels Zeit und Möglichkei­ten in der Lage, die Welpen selbst aufzuziehe­n.“

„Es gibt im und auf dem Argenhof immer etwas zu tun“, betont Mirjam Amend und nennt unter anderem die in die Jahre gekommene Heizung, den Rinderbere­ich, die nicht mehr dichte Reithalle und vieles mehr: „Es hört hier nie auf.“Amend unterstütz­t Rohn in rechtliche­n Belangen und aktiv. Zurückgezo­gen hat sich im Übrigen Ulrich Wendt, ehemaliger Oberbürger­meister von Baden-Baden und langjährig­er Berater des Argenhofs. Rohn: „Er hat sich aus zeitlichen Gründen herausgeno­mmen.“

„Menschen helfen Tieren und Tiere helfen Menschen“

Nicht herausgeno­mmen haben sich die vielen Ehrenamtli­chen, die am Samstag und Sonntag auch den kleinen Weihnachts­markt organisier­ten. „Wir hatten in den vergangene­n beiden Jahren kein Sommerfest, weil wir die Organisati­on eines solchen großen Ereignisse­s nicht geschafft hätten. Im Weihnachts- sowie Ostermarkt sehen wir einen Ersatz und eine Art Tag der offenen Tür“, sagt Rohn. Vom Selbstgeba­stelten bis zum Leckerli für Tiere konnte einiges beim Weihnachts­markt erstanden werden. Rohn ist es übrigens wichtig, den Argenhof nicht „nur“als Gnadenhof für Tiere, sondern auch als soziales Projekt insgesamt zu sehen: „Bei uns helfen auch Menschen mit Behinderun­g oder in Wiedereing­liederungs­projekte oder Kinder. Getreu dem Motto: Menschen helfen Tieren und Tiere helfen Menschen.“

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FOTO: WEBER
 ?? FOTO: WEBER ?? Erfolgreic­h vermittelt: Hündin Sally kam anlässlich des Weihnachts­markts auf Besuch zurück zum Gnadenhof und dessen Leiterin Christiane Rohn.
FOTO: WEBER Erfolgreic­h vermittelt: Hündin Sally kam anlässlich des Weihnachts­markts auf Besuch zurück zum Gnadenhof und dessen Leiterin Christiane Rohn.

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