Weingarten steht vor Großdemo
Studenten wollen gegen geplante Studiengebühren auf die Straße gehen
WEINGARTEN - Studenten der beiden Weingartener Hochschulen wollen am Dienstag, 23. Mai, ein Zeichen für mehr Bildungsgerechtigkeit setzen. Daher werden sie sich um 13.30 Uhr gegen die Einführung von Studiengebühren ab dem kommenden Wintersemester für nichteuropäische Studenten sowie das Zweitstudium einsetzen. Anlass ist der Besuch von Baden-Württembergs Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Theresia Bauer. Sie wird um 16 Uhr an einer Podiumsdiskussion an der HochschuleRavensburg Weingarten teilnehmen. „Die Selektion der Menschen auf soziale Herkunft – das kann nicht sein“, sagt Ufuk Secilmis, der die Demo mit einigen Kommilitonen ins Leben gerufen hat. „Das ist ganz klar eine Diskriminierung einer Minderheit.“
Während die Studenten auf bis zu 500 Teilnehmer hoffen, geben sich Polizei und Stadtverwaltung gelassen. „Es ist schön, dass sich die Studenten für ihre Themen einsetzen“, sagt die städtische Pressesprecherin Jasmin Bisanz. „Wichtig ist, dass sie sich dabei an die Regeln halten. Und danach sieht es mit der Anmeldung auch aus.“Denn die Studenten haben die Demonstration offiziell angekündigt. Nach dem Treffen um 13.30 Uhr oberhalb des Gebäudes H der Hochschule Ravensburg-Weingarten wollen sie in Richtung Stadt ziehen. Über den Münsterplatz und die Karlstraße geht es bis zum Löwenplatz – und wieder zurück.
„Ich sehe der Demonstration sehr gelassen entgegen“, sagt Weingartens Polizeichef Harald Wanner, der auf die Einstellung der Studenten setzt. Man habe im Vorfeld gute Gespräche miteinander gehabt und werde schwerpunktmäßig mit einigen Kommunikationsteams unterwegs sein und sich eher im Hintergrund bewegen. Dennoch sei man „gewappnet, wenn es Störungen gibt“, so Wanner.
Die Demo ist für 400 bis 500 Personen angemeldet. Sollten diese tatsächlich teilnehmen, „wäre das für Weingartener Verhältnisse schon eine große Demonstration“, weiß Bisanz. Und das ist noch untertrieben. Sollten tatsächlich rund 500 Studenten zusammen kommen, wäre es die größte Demo der vergangenen Jahrzehnte. Überhaupt wird in Weingarten eher selten demonstriert. Letztmals hatte es im Februar 2016 eine Demonstration in Weingarten gegeben. Damals hatten rund 150 Milchbauern beim Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel medienwirksam einen Anhänger voller Mist vor dem Kultur- und Kongresszentrum Oberschwaben abgeladen.
Sarg wird zu Grabe getragen
Ähnlich öffentlichkeitswirksam wollen auch die Studenten ihren Unmut kundtun. Sie werden einen Sarg mit sich durch die Stadt tragen, der symbolisch für die Bildung steht. Dieser soll dann in einer Trauerfeier mit pathetischer Musik und samt Trauerrede abgestellt werden. Damit wollen sich die Studenten gegen die „Einführung Studenten zweiter Klasse“und der – aus ihrer Sicht – damit verbundenen Diskriminierung ausländischer Studenten wehren. In ihrem Aufruf kritisieren die Studenten die Vorgabe des Landes, dass ab dem Wintersemester 2017/18 internationale Studenten, die zum Zwecke des Studiums von außerhalb der EU einreisen, künftig einen Eigenbeitrag von 1500 Euro pro Semester leisten müssen.
Für das Zweitstudium werden 650 Euro je Semester erhoben. Ohnehin müssten diese Studenten schon eine Sicherheit von 720 Euro pro Semester vorweisen. „Ich sehe, wie die internationalen Studenten für die 720 Euro buckeln. Für die ist es utopisch, die 1500 Euro zusammenzubekommen“, sagt Secilmis, der selbst an der Hochschule studiert. Darüber hinaus stören sich die Studenten daran, dass nur 300 der 1500 Euro an die Hochschulen gehen sollen und unterstellt der Landesregierung in diesem Zusammenhang, dass sie mit den überschüssigen Geldern ihren Haushalt sanieren will. „Ich glaube, das ist der erste Schritt zur allgemeinen Wiedereinführung der Studiengebühren“, glaubt Secilmis. Die studentische Generation vor ihm habe nicht jahrelang für die Abschaffung gekämpft, damit sie nun schrittweise wieder eingeführt werde. Daher wird die Demo auch unter das Motto „Mehr Geld für Bildung – ohne Studiengebühren“gestellt.
Flash-Mobs in Vorlesungen
Wie wichtig den Studenten das Thema ist, hatte sich bereits in der vergangenen Woche gezeigt. In den großen Vorlesungen an der Hochschule Ravensburg-Weingarten und der Pädagogischen Hochschule (PH) hatten mehrere Flashmobs stattgefunden. Dabei wurde, wie auch ein Facebook-Live-Video zeigt, offensiv die Teilnahme an der Demo gefordert. Zu sehen gibt es das Video auf der Facebook-Seite „Weingarten bekennt Farbe“, was auch ein zweites Motto der Studenten ist.