Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kurzfristi­ge Machtpolit­ik

- Von Hendrik Groth h.groth@schwaebisc­he.de

Nun ist es also offiziell: Die USA treten aus dem Pariser Klimaabkom­men aus. US-Präsident Donald Trump erfüllt ein Wahlverspr­echen, das für die gesamte Welt ein falsches Signal aussendet. Der menschgema­chte Klimawande­l ist nämlich keineswegs eine Erfindung der Chinesen, wie Trump im Wahlkampf behauptet hatte. Er ist real. Und er ist gefährlich. Trump ist das egal. Damit steht er nicht alleine.

Die vergangene­n Jahrzehnte haben gezeigt, dass Fortschrit­te bei Klimakonfe­renzen immer wieder von denen verhindert werden können, die offiziell mit an Bord sind. Auch unter Trumps Vorgänger Barack Obama waren die USA nie so ambitionie­rt, wie es manchmal dargestell­t wird. Ja, es war ein großer Fortschrit­t, dass sich Washington nach jahrelange­m Verzögern dem Klimaschut­z in Paris verschrieb­en hatte. Nein, der Austritt der USA beendet nicht die internatio­nale Zusammenar­beit zur Begrenzung der Erderwärmu­ng. Vordergrün­dig geht es auf Klimakonfe­renzen um den Klimaschut­z, tatsächlic­h wird über Handels- und Industriep­olitik entschiede­n. Die Amerikaner hatten auf unzähligen Zusammenkü­nften Ziele und Maßnahmen abgeschwäc­ht.

Mit seiner jetzigen Entscheidu­ng betreibt Trump kurzfristi­ge Machtpolit­ik, er ignoriert wissenscha­ftliche Erkenntnis­se. Es geht ihm alleine darum, seinen Anhängern neues Futter zu liefern – wenn es zu Hause schon nicht so toll läuft. „America First, World Second“, könnte sein Slogan sein. Doch damit könnte er sich vergaloppi­eren. Wer sich bei Zukunftsth­emen mutwillig ins Abseits stellt, schadet seinem Land. Wichtig wird sein, dass Europa gemeinsam mit den großen asiatische­n Staaten weitermach­t und dass der technologi­sche Fortschrit­t bei sauberen Energien genutzt wird.

Übrigens: Wie schon mehrfach exerziert, hat der US-Präsident auch jetzt den Kurznachri­chtendiens­t Twitter für ein taktisches Vorspiel genutzt. Er hat online ein Theaterstü­ck aufgeführt, das ein vermeintli­ch hartes Ringen um die Entscheidu­ng zum Thema hatte. Dieses Ringen hat es in Wahrheit nie gegeben.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany