Verein „Handweben“gründet sich in Wangen
Zweck des Klubs ist es, das Weberhandwerk als Kulturgut zu pflegen – Kurse mit Textilgestaltern
WANGEN (sz) - Jüngst hat sich im Gasthaus Lamm der Verein „Handweben – Verein zur Pflege des textilen Kunsthandwerks“, kurz: „Kuhatex-Verein“gegründet. Warum gerade an Himmelfahrt die Gründung stattfand, hatte nicht nur pragmatische Gründe, heißt es in dem Bericht. Schließlich kamen die meisten Mitglieder nicht aus dem Allgäu, sondern aus dem Bodenseeraum, Herrenberg, Weinheim und sogar Frankfurt am Main.
Auch „wegen der Symbolkraft dieses Himmelfahrt-Ereignisses“habe sich der Termin angeboten. „Wir hoffen und glauben doch alle an Wunder und ganz besonders für ein wundervolles Gelingen für unseren Verein“, erklärten die „Vorständinnen“Mechthild Beutel und Heidi Klähr.
Es werde Unterstützung von verschiedenen Seiten wichtig sein, um die Planungen des neugegründeten Handweberei-Vereins voranzubringen, heißt es. Ideen gibt es genug. Wangen als Ort zur Vereinsgründung sei kein Zufall gewesen. Schließlich gebe es hier eine jahrhundertelange Tradition im textilen Bereich. Im Mittelalter erlangte die Stadt auch durch das Leinwandweben eine große wirtschaftliche Bedeutung. Im 19. Jahrhundert wurde der Flachs als Rohmaterial durch die Baumwolle abgelöst, die Tradition der Textilverarbeitung fand dann in der Erba-Baumwollspinnerei ihre industrielle Fortsetzung.
Neben diesen ruhmreichen und wirtschaftlichen Entwicklungen entstand in den 1970er-Jahren eine Handweberei in Wangen, die über Jahrzehnte Bestand hatte und insgesamt über 100 Lehrlinge hervorbrachte. Mittlerweile gebe es europaweit praktisch keine Möglichkeit mehr, eine handwerkliche Ausbildung im textilen Bereich, zum Beispiel dem Handweben zu machen. Auch das könnte sich wieder ändern, so die beiden Vorständinnen, die in den 1980er-Jahren aktiv in der Handweberei mitgearbeitet haben.
Der Verein hat laut Bericht den Zweck, das Weberhandwerk als Kulturgut zu pflegen. Dabei sei erstes Ziel des Vereins die Erhaltung des noch bestehenden Wissens über das praktische Handweben. Es soll Interessierten die Möglichkeit geboten werden, durch freie Kurse das Handweben bis zur Ausbildung zum Textilgestalter im Weben zu erlernen. Darüber hinaus will der Verein die vorhandenen Handwebstühle und deren Technik erhalten. Der Verein verfolge keinen rein musealen Zweck der Erhaltung, sondern will die Tradition des Webens kreativ fortführen. Dazu wird der Verein für heutige textilgestalterische Kunsthandwerker offen sein und sein Kursangebot mit eingeladenen Textilgestaltern erweitern. Das Handweben hat sich auch in therapeutischen Zusammenhängen bewährt. Auch dieser Aspekt soll im Verein gefördert werden.
Für die Verwirklichung dieser Vereinsvorhaben werden Aktionen mit Textilgestaltern in der ganzen EU angestrebt. Gemeinsame Veranstaltungen, Kurse, Handwerkermärkte, gemeinsame Rohmaterialeinkäufe und Verkaufsorganisationen bilden die Basis, um den Fortbestand des Vereins zu sichern.