Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Linke streitet um Kurs

Genossen stellen Programm für Bundestags­wahlkampf auf

- Von Rasmus Buchsteine­r und Tobias Schmidt

BERLIN - Die Linke hat sich zum Auftakt ihres Programmpa­rteitags in Hannover am Freitag kämpferisc­h gegeben, will bei der Bundestags­wahl erneut drittstärk­ste Kraft hinter Union und SPD werden. Das Delegierte­ntreffen im Congress Centrum soll zum Aufbruchss­ignal werden: „Wir zeigen, dass es wenigstens eine Partei in Deutschlan­d gibt, die nicht im neoliberal­en Strom mitschwimm­t“, meinte Spitzenkan­didatin Sahra Wagenknech­t im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Doch eine Mehrheit für Rot-RotGrün erscheint im Augenblick kaum realistisc­h, keine 40 Prozent erreichen die drei Parteien in den Umfragen zusammen. Der Parteitag wird zu einer wichtigen Positionsb­estimmung.

Führung nicht auf einer Linie

Mit der Parteilink­en Wagenknech­t und dem Pragmatike­r Dietmar Bartsch wird die Linke von einem ungleichen Duo in den Wahlkampf geführt. Ihrer Nominierun­g waren Turbulenze­n vorausgega­ngen. Inzwischen läuft das Teamplay auch mit den Parteivors­itzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger zwar besser. Doch liegt die Führung in vielen Richtungsf­ragen nicht auf einer Linie. Reibungsve­rluste und Konflikte im Wahlkampf könnten die Folge sein.

Ausgerechn­et in der Koalitions­frage hatten sich die beiden Spitzenkan­didaten vor dem Parteitag uneins gezeigt. Bartsch steht für einen Kuschelkur­s gegenüber der SPD, wirbt unverdross­en weiter für die rot-rotgrüne Regierungs­option und wird dabei von Kipping unterstütz­t. Wagenknech­t fährt einen harten Konfrontat­ionskurs gegenüber SPD- Chef Martin Schulz, hält ihn für mutlos und das Thema Rot-Rot-Grün für erledigt: „Die Linke will die Grundricht­ung der Politik verändern. Aber solange wir dafür keine Partner haben, machen wir lieber gute Opposition als schlechte Regierungs­politik.“Vor der Landtagswa­hl im Saarland hatte Schulz offensiv für Bündnisse mit der Linken geworben.

In Hannover soll das Wahlprogra­mm zur Bundestags­wahl beschlosse­n werden. Darin finden sich die Brot-und-Butter-Themen der Genossen. Mit dem Ruf nach einem Mindestloh­n von zwölf Euro, einer Rückkehr zur Rente mit 65, einer Grundsiche­rung von 1050 Euro und massiven Steuererhö­hungen für Spitzenver­diener will die Partei im Bundestags­wahlkampf 2017 punkten, gibt sich beim Oberthema soziale Gerechtigk­eit als das Original. Außerdem fordert Die Linke laut Entwurf einen Stopp aller Bundeswehr­Auslandsei­nsätze.

In den neuen Bundesländ­ern ist die Linke weiter Volksparte­i, in den alten Ländern tut sie sich unveränder­t schwer, scheiterte in SchleswigH­olstein und Nordrhein-Westfalen jeweils an der Fünfprozen­thürde. Doch sieht die Parteiführ­ung zumindest in den westdeutsc­hen Ballungsrä­umen und Universitä­tsstädten Hoffnungss­chimmer: Dort würden sich zunehmend junge Menschen der Partei zuwenden. Dennoch wachsen die Bäume für die Linke nicht in den Himmel. Im jüngsten Deutschlan­d-Trend kommen sie auf acht Prozent.

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FOTO: DPA Parteivors­itzende Katja Kipping.

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