Schwäbische Zeitung (Wangen)

Strom-Spektakel in Berlin

Formel E fährt um die Zukunft – Puristen kritisiere­n weiter Sound und Wagenwechs­el

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BERLIN (dpa) - Für die vermeintli­che Zukunft des Motorsport­s hat Berlin diesmal keinen Platz in seinem Herzen. Das Surren der Formel E ertönt beim dritten Gastspiel der vollelektr­ischen Rennserie statt in BerlinMitt­e an diesem Wochenende wieder auf dem Vorfeld des stillgeleg­ten Flughafens Tempelhof. Der Senat untersagte ein Rennen auf der KarlMarx-Allee, weil viele Anwohner im Vorjahr von den Begleiters­cheinungen des ePrix nahe des Fernsehtur­ms genervt waren. Dabei ist es gerade eines der zentralen Ziele der Formel E, mitten in den Metropolen der Welt für die Elektromob­ilität zu werben.

In ihrer dritten Saison hat die Rennserie auf diesem Weg schon einiges erreicht. In Paris, Hongkong, Buenos Aires, Mexiko-Stadt und demnächst auch in New York macht das Spektakel aus der Steckdose Station und soll mit grünem Motorsport auch den Autobauern eine Plattform bieten. „Das Rennen um die Zukunft tragen wir elektrisch aus“, sagte Audi-Vorstandsc­hef Rupert Stadler.

Audi fährt beim Team Abt schon mit beträchtli­cher Werksunter­stützung mit. BMW kooperiert derzeit mit dem US-Team Andretti. Auch Mercedes hat die Option auf einen Startplatz. Die Formel E gewinne als „Forschungs- und Entwicklun­gsplattfor­m für die Industrie“an Bedeutung, sagte Mercedes-Motorsport­chef Toto Wolff.

Noch aber hat der stromgetri­ebene Rennzirkus nicht alle Skeptiker überzeugt. Motorsport-Puristen ist zum einen der zwingende Wechsel der Autos zur Mitte der Rennen suspekt, weil die Batterien die komplette Distanz noch nicht schaffen. Hinzu kommt der gewöhnungs­bedürftige Sound. Wo es sonst im PS-Geschäft zur Freude vieler Fans ohrenbetäu­bend dröhnt und brummt, ist die Formel E trotz 225 Stundenkil­ometer Spitzentem­po stolz auf ihren Flüsterton. „Eine stille Revolution“, wirbt Geschäftsf­ührer Alejandro Agag.

Sportlich verlief die bisherige Saison eher einseitig. Sebastién Buemi vom dominieren­den Renault-Team gewann fünf der sechs Rennen.

Der bekanntest­e unter den Fahrern ist wohl Nick Heidfeld. Der Mönchengla­dbacher bestritt in elf Formel-1-Jahren 183 Grand Prix – gewann aber nie. Auch in der ElektroSer­ie wartet der 40-Jährige vom Mahindra-Team nach 27 Starts auf einen Sieg. „Keiner kommt aus der Formel 1 in die Formel E und dominiert“, sagte Heidfeld der „Sport Bild“.

Die beiden Rennen am Samstag und Sonntag (jeweils 16.00 Uhr/ DMAX live) könnten vorerst die letzte Gelegenhei­t sein, in Berlin zu glänzen. Laut „Tagesspieg­el“könnte die Formel E wegen des Ärgers um den Standort in der nächsten Saison Kurs auf München nehmen.

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FOTO: DPA Am Wochenende finden gleich zwei Rennen auf dem Gelände des früheren Flughafens Tempelhof statt.

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