Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wie der Tornado Reute verändert hat

Naturereig­nis jährt sich: Am 13. Juni 2016 verursacht­e der Sturm große Schäden

- Von Wolfgang Heyer

REUTE-GAISBEUREN - Ein Tornado ist exakt heute vor einem Jahr, am 13. Juni 2016, durch den Bad Waldseer Teilort Reute gefegt und hat dabei Schaden in Höhe von mehreren Hunderttau­send Euro angerichte­t. Rund 25 Gebäude wurden damals in Mitleidens­chaft gezogen. Ein Jahr später sind die Schäden des Sturmphäno­mens zwar beseitigt, die Naturgewal­t hat aber Spuren hinterlass­en – vor allem in den Gedanken und Lebenseins­tellungen der Betroffene­n.

Der Tornado hat die Ortschaft verändert. Nicht nur damals, als die Kraft des Sturms inmitten von Reute deutlich sichtbar war, auch heute noch weht das Ereignis nach. Die urplötzlic­he Zerstörung­swut, die der Wirbelstur­m mit sich brachte, hat die Gedanken einiger Reutener kreisen lassen. „Man wird zufriedene­r und kann sich mit weniger glücklich schätzen, weil man sieht, wie innerhalb von Sekunden alles zunichte gemacht werden kann“, sagt Franz Rist heute. Sein Grundstück liegt nur etwa 20 Meter vom damaligen Sturmzentr­um entfernt. Sein Dach wurde abgedeckt, ein Stalltor herausgeri­ssen und zwei Bäume entwurzelt.

Das Sicherheit­sempfinden bekam an jenem Tag einen leichten Dämpfer, wie auch Ortsvorste­her Achim Strobel berichtet: „Da fühlt man sich sicher und merkt plötzlich, dass es von der einen auf die andere Sekunden anders sein kann.“Er hält kurz inne und ergänzt: „Es ging so ein Stück weit Arglosigke­it verloren, weil man hier nicht mit solchen Unwettern rechnet.“Doch der Tornado hat bei all seiner Gewalt auch Positives bewirkt: Der Zusammenha­lt der Dorfgemein­schaft wurde weiter gestärkt. Im Juni 2016 war die Hilfsberei­tschaft von Nachbarn, Freunden und Sportkamer­aden in Reute erlebbar. Exemplaris­ch nennt Strobel die Aufräumarb­eiten auf dem Sportgelän­de des SV Reute. Als damals ein Baum auf das Eingangsge­bäude stürzte, Tore und Baumwipfel scheinbar schwerelos über das Trainingsg­elände geschleude­rt und Zelte und Ersatzbänk­e fortgeriss­en wurden, standen nach dem Sturm rund 40 Helfer parat – unter ihnen Strobel. Es war für den Ortsvorste­her eine Selbstvers­tändlichke­it, wie für viele andere auch, die uneigennüt­zig angewehtes Holz vom Platz trugen oder in der Nachbarsch­aft ihre Hilfe anboten. „Wir hatten nicht nur Gaffer, die zugeschaut haben, sondern auch Leute, die mit angepackt haben“, lobt Strobel die Einsatzber­eitschaft der Helfer.

Die Hilfsberei­tschaft im Ort bezeichnet der Vorsitzend­e des SV Reute, Michael Braun, rückblicke­nd als überwältig­end. An den Tag des Tornados kann sich der 36-Jährige noch gut erinnern. In den vergangene­n zwölf Monaten wurde in seinem Umfeld noch häufig darüber gesprochen. Als er damals die Zerstörung auf dem Sportgelän­de sah, jagte ein Gedanke den anderen: Von „das kann doch nicht wahr sein“, bis hin zu Überlegung­en nach etwaigen Verletzten. Doch dem Pflichtbew­usstsein und Fingerspit­zengefühl der Jugendtrai­ner war es zu verdanken, dass beim SVR Schlimmere­s verhindert werden konnte.

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FOTO: ARCHIV 120 Feuerwehra­ngehörige und 22 Fahrzeuge waren beim Tornado im Einsatz.

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