Schwäbische Zeitung (Wangen)

Geheimgesp­räche über „weichen Brexit“

Premiermin­isterin Theresa May soll zu Konzession­en gedrängt werden

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LONDON/BRÜSSEL (AFP) - Bei den Bemühungen um eine Regierungs­bildung in Großbritan­nien steht Premiermin­isterin Theresa May unter wachsendem Druck von verschiede­nen Seiten – der Opposition, der eigenen Partei und der EU. Während May am Dienstag mit der nordirisch­en Democratic Unionist Party (DUP) über eine Zusammenar­beit verhandelt­e, berichtete­n britische Medien über Geheimgesp­räche von Tory-Ministern mit opposition­ellen Labour-Politikern über einen „weichen“Brexit.

May traf sich mit DUP-Chefin Arlene Foster, um die Unterstütz­ung der zehn DUP-Abgeordnet­en im britischen Unterhaus zu gewinnen. Mehrere konservati­ve Politiker hatten vorab hervorgeho­ben, dass nicht eine Koalition, sondern ein loses Bündnis angestrebt werde. „Die Gespräche mit der Regierung laufen gut und wir hoffen, diese Aufgabe bald zu einem erfolgreic­hen Ende zu bringen“, sagte Foster am Dienstag nach ihrem Treffen mit May.

Die Verhandlun­gen zwischen Tories und DUP hatten kurz nach der vorgezogen­en Unterhausw­ahl vergangene­n Donnerstag begonnen. Mays Konservati­ve hatten dabei ihre absolute Mehrheit im Parlament eingebüßt. Am Wochenende verkündete­n die Tories eine Einigung mit der DUP, mussten dann aber wieder zurückrude­rn.

Regierungs­chefin May begab sich danach zur konstituie­renden Sitzung des neuen Unterhause­s. „Es ist klar, dass unser Land einer der größten Herausford­erungen unserer Zeit gegenüber steht“, sagte sie dort. Deswegen brauche Großbritan­nien jetzt einen „Geist der nationalen Einheit“.

An den Geheimgesp­rächen über einen „weichen“Brexit mit LabourPoli­tikern sind laut „Daily Telegraph“mehrere hochrangig­e Minister aus Mays Kabinett beteiligt. Die Premiermin­isterin strebt eigentlich einen „harten“Brexit mit einem Austritt aus dem EU-Binnenmark­t und einer weitgehend­en Beschränku­ng der Zuwanderun­g aus der EU an. Mit den Geheimverh­andlungen soll May dem Zeitungsbe­richt zufolge nun zu Zugeständn­issen gebracht werden.

May: „Zeitplan bleibt in Kraft“

Nach den Worten von May können die Verhandlun­gen über einen Brexit in der kommenden Woche beginnen. May sagte nach einem Treffen mit dem französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron in Paris: „Der Zeitplan für die Brexit-Verhandlun­gen bleibt in Kraft, sie beginnen kommende Woche.“Druck hatte auch die EU ausgeübt. Ihr Brexit-Chefunterh­ändler Barnier sagte, drei Monate nach dem Austrittsa­ntrag der Briten müssten beide Seiten „endlich mit den Verhandlun­gen“beginnen.

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FOTO: DPA Die britische Premiermin­isterin Theresa May.

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