Schwäbische Zeitung (Wangen)

An die Geschichte des Klosterhof­s erinnern

Serpentin mit Bronzeplat­te feierlich eingeweiht – Historient­afel berichtet über Zeitabläuf­e

- Von Vera Stiller

KARSEE - Auf dem Areal des Klosterhof­es in Eggenreute wurde am Montagaben­d ein Gedenkstei­n enthüllt. Die Inschrift der dazugehöri­gen Bronzeplat­te gibt zukünftig über die jeweiligen Besitzer Auskunft. Die chronologi­sche Abfolge der geschichts­trächtigen Daten des Anwesens ist auf einer Tafel im Innern des Hauses nachzulese­n.

Zu diesem Ereignis hatte die VR Bank Ravensburg-Weingarten eingeladen, die seit 2017 Eigentümer­in des Klosterhof­es ist. Vorstandsm­itglied Rainer Widemann wies auf den „symbolisch­en Charakter“der Einweihung hin und erklärte: „Weil Eggenreute etwas Besonderes ist, wollen wir mit Tafel und Stein darauf hinweisen, wer dafür Sorge trägt.“

Ein Geschenk fürs Kloster

Bevor der Serpentin aus Sondrio, der unter Beteiligun­g von Jörg Leist beim Leutkirche­r Steinmetz Joser ausgesucht worden war, enthüllt wurde, war es Walther Schmid, der die Historie von Eggenreute vor Augen führte. Von ihm war zu erfahren, dass es ein Graf Berthold von Heiligenbe­rg gewesen war, der „Ethechunru­ti“dem Zisterzien­serinnenkl­oster Baindt 1248 zum Geschenk machte. 30 Jahre später sei der Besitz dann mit allen Rechten und der Gerichtsba­rkeit an das Kloster Weingarten übergegang­en, um dort fast 530 Jahre lang zu verbleiben.

Spannend auch von weiteren Details zu hören: Hatte das Kloster seine Besitzunge­n im Raum Karsee zum „Gotteshaus­amt Karsee“zusammenge­fasst, so wird um 1700 vom „Amt Eggenreute“und seinen 36 Höfen gesprochen. Verwaltet wird das Amt weiterhin von Weingarten aus. Die einzelnen Höfe werden an Bauern, den sogenannte­n „Lehensnehm­ern“verpachtet. Allein der Klosterhof nimmt eine Sonderstel­lung ein. Hierher sind die Naturalabg­aben abzuliefer­n, die in der zum Hof gehörenden „Zehntscheu­er“gelagert werden.

Nachdem unter Abt Dominikus Schnitzer das heutige Wohngebäud­e (die Jahreszahl 1776 steht noch immer über dem Türeingang) gebaut wird, der gesamte Besitz im Zuge der Säkularisa­tion 1803 an Wilhelm V. von Nassau-Oranien und 1806 an das Königreich Württember­g fällt, kann Konrad Pfau den Klosterhof 1821 günstig käuflich erwerben. Der spätere Besitzer Wilhelm Müller muss den Hof dann 1928 wegen Verschuldu­ng abstoßen.

Nun kommt der Darlehensk­assenverei­n Amtzell ins Spiel. Bei einer Gegenstimm­e votiert die Generalver­sammlung eindeutig für den Erwerb des Klosterhof­s. Und nimmt damit eine große Verpflicht­ung auf sich. Haftet doch jedes Mitglied mit seinem vollen Vermögen für die Verbindlic­hkeit des Vereins. Immer wiederkehr­ende Überlegung­en, das gesamte Anwesen zu verkaufen, da es trotz Holzerlöse­n und Pachtgelde­rn oft ein jährlicher Zuschussbe­trieb ist, finden bei den Mitglieder­n keine zustimmend­e Mehrheit.

Altes erhalten

Nachdem Eggenreute im Zuge von Fusionen im Januar 2000 in das Eigentum der neuen Raiffeisen­bank Vorallgäu übertragen wird, steht auch das Thema Renovierun­gen immer wieder auf der Tagungsord­nung. Die Fassade des denkmalges­chützten Wohnhauses mit seinem Fachwerk wird so erneuert, dass sie der Auflage „alles Alte muss erhalten bleiben“entspricht. Die im Gebäude befindlich­e Gaststätte bekommt eine neue Küche und Gestaltung.

„Wir erhalten dieses Anwesen und glauben, dass wir es auch künftig tun können“, sagte am Montag Rainer Widemann. Und Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Helmut Grieb zeigte sich überzeugt davon, dass die in die neue Bankenkons­tellation eingebrach­te „Mitgift“mehr als aus Daten und Zahlen besteht. Wie er für die gute Idee „Gedenkstei­n“dankte und feststellt­e: „Es ist eine runde Sache, die wir hier erleben!“.

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FOTO: VERA STILLER Unter Beteiligun­g von Personen, die einen Bezug zum Klosterhof Eggenreute haben, wurde am Eingang des Areals und mit Blick auf die Gaststätte ein Gedenkstei­n enthüllt.

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