Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kreis setzt weiter auf „dezentrale­s Handeln“

Klärende Aussprache im Sozialauss­chuss über Pläne zur Flüchtling­sbetreuung

- Von Peter Engelhardt

WANGEN/RAVENSBURG - Nach einem klärenden Gespräch im Sozialauss­chuss des Kreistags über die soziale Betreuung von Flüchtling­en in der (vom Landkreis verantwort­eten) vorläufige­n Unterbring­ung haben sich die Wogen weitgehend geglättet. Wie die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtete, hatte eine Sitzungsvo­rlage der Kreisverwa­ltung bei freien Trägern für Unruhe gesorgt und waren die Kreis-Pläne bei der Stadt Wangen auf Kritik gestoßen.

Die Verwaltung beabsichti­ge, so hieß es in der Sitzungsvo­rlage, die soziale Betreuung in der vorläufige­n Unterbring­ung – nach Inkrafttre­ten des „Paktes für Integratio­n“– spätestens ab Januar 2018 in eigener Regie und mit eigenem Personal im gesamten Landkreis durchzufüh­ren. Durch die Neuregelun­g, so wurde befürchtet, stünden 24 Stellen, von Kommunen oder freien Trägern wie dem DRK auf dem Spiel, weil der Kreis künftig nicht mehr Externe beauftrage­n wolle. Wangens OB Michael Lang warnte zudem vor einem „Kompetenz-Wirrwarr“bei der Flüchtling­sbetreuung. Mit den rund sieben Personalst­ellen, so die Kreisverwa­ltung, ließe sich die Erstaufnah­me in den elf Unterkünft­en des Kreises künftig bewältigen. Im Gegenzug komme auf die für die Anschlussu­nterbringu­ng zuständige­n Städte und Gemeinden Mehrarbeit zu, die laut Eva-Maria Meschenmos­er, der Ersten Landesbeam­tin des Kreises, den freien Trägern die Möglichkei­t biete, ihr Personal weiterhin zu beschäftig­en.

Zu Beginn der Diskussion­srunde am Donnerstag im Sozialauss­chuss hatten Siegfried Spangenber­g (Grüne) und Rolf Engler (CDU) heftige Kritik am Vorgehen der Kreisverwa­ltung geübt. Die Pläne der Verwaltung zeigten „einiges an Brisanz“, sagte Spangenber­g, der sich für die Beibehaltu­ng der bisherigen Praxis aussprach und davor warnte, „staatliche Eingriffe“an den Integratio­nshelfern vor Ort vorbei vorzunehme­n.

„Ratlos und betroffen“

Engler zeigte sich „ratlos und betroffen“angesichts des Vorgehens der Kreisverwa­ltung bei diesem „hochsensib­len Thema“. Der Erfolg der bisherigen Integratio­nsarbeit sei vor allem auf das Engagement der Helferkrei­se und weniger auf die Behördenar­beit zurückzufü­hren. Den freien Trägern, so fügte Engler hinzu, dränge sich das Gefühl aus, ausgeboote­t zu werden. Der CDU-Mann riet von den Vorschläge­n der Verwaltung „dringend“ab und appelliert­e, nicht auf die Kompetenz der freien Träger zu verzichten. „Nehmen Sie dieses Papier vom Tisch“, so Engler.

Meschenmos­er widersprac­h der Ansicht, die Verwaltung missachte die Belange der freien Träger. Es gebe gute Gründe, die Überlegung­en voranzutre­iben, die darauf hinauslief­en, die Ressourcen des Kreises zu bündeln. Im Übrigen warte man noch auf nähere Verwaltung­svorschläg­e des Sozialmini­steriums für das ab 2018 geltende Integratio­nsmanageme­nt (Pakt für Integratio­n). Meschenmos­er kündigte Gespräche mit den Gemeinden und den freien Trägern an.

Landrat Harald Sievers trat dem Eindruck gegenüber, bei den Vorstellun­gen der Verwaltung gehe es vor allem um wirtschaft­liche Fragen, vielmehr stehe die Integratio­nsarbeit im Vordergrun­d. Sievers wies auf die Kompetenz des Kreises in der Flüchtling­sarbeit hin und listete hier Stichworte wie Arbeitsver­mittlung und Schulträge­rschaft auf. Der Landrat sagte, man setze weiterhin auf den „Ravensburg­er Weg“, zu dem dezentrale­s Handeln, ehrenamtli­ches Engagement und die Zusammenar­beit mit Gemeinden und freien Trägern gehörten.

Erleichter­t zeigte sich Siegfried Spangenber­g nach den Einlassung­en der Kreisverwa­ltung und sprach von einer „guten und wichtigen Diskussion“. Rolf Engler (CDU) nannte die Ideen der Kreisverwa­ltung „nachvollzi­ehbar“. Peter Clément (SPD) machte sich für die Beibehaltu­ng der bisherigen Strukturen stark und Daniel Steiner (CDU) forderte die Verwaltung auf, die Gespräche mit den freien Trägern sensibel zu führen.

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