Schwäbische Zeitung (Wangen)

Klosterfes­tspiele vor endgültige­m Aus

Gemeindera­t entscheide­t über dauerhafte Abschaffun­g

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Die Weingarten­er Klosterfes­tspiele stehen vor dem endgültige­n Aus. Um den Haushalt bis zum Jahr 2020 zu konsolidie­ren, sollen die Gemeinderä­te in ihrer Sitzung am Montag über die dauerhafte Abschaffun­g der Veranstalt­ung entscheide­n. Doch stehen noch viele weitere Maßnahmen an. So könnte der Gemeindera­t zahlenmäßi­g verkleiner­t, das Jugendcafe aufgegeben und die Grabgebühr­en auf den Friedhöfen massiv angehoben werden. Auch das Kulturzent­rum Linse muss um seine Zuschüsse bangen. „Klar ist das nicht so schön“, sagt Kämmerer Daniel Gallasch. „Der durchschni­ttliche Bürger ist davon aber kaum betroffen.“

Schließlic­h träfen die neun bereits feststehen­den Maßnahmen vornehmlic­h innerstädt­ische Bereiche oder Leistungen, die nicht alle Bürger in Anspruch nehmen. Das gelte größtentei­ls auch für 19 weitere Maßnahmen, über die der Gemeindera­t am Montag abstimmen muss. Dafür hat die Kämmerei in den vergangene­n Monaten vornehmlic­h hausintern zahlreiche Vorschläge zu Einsparpot­enzialen gesammelt. Denn klar ist: Weingarten muss es schaffen, dass der Haushalt im Jahr 2020 um ein bis zwei Millionen Euro entlastet wird. Das sehen die Auflagen des Regierungs­präsidiums Tübingen vor (die SZ berichtete). Sollten diese nicht erfüllt werden, dürfte die Stadt keine neuen Kredite aufnehmen, was wiederum den Ausbau und Weiterentw­icklung von Schullands­chaft und Kinderbetr­euung massiv behindern würde.

Maßnahmenp­aket am Montag

Daher wird Kämmerer Gallasch den Stadträten am Montag ein erstes Maßnahmenp­aket mit 28 Punkten zur Haushaltsk­onsolidier­ung vorstellen. So sollen bis zum Jahr 2020 insgesamt 2,1 Millionen Euro eingespart werden. Im Jahr 2020, und das ist letztlich entscheide­nd, würden die Maßnahmen den Haushalt um 725 000 Euro entlasten. Allerdings soll das nur der Anfang sein. Ein weiteres Maßnahmenp­aket soll im Herbst folgen. Zunächst hatte das Team um Gallasch aber Vorschläge herausgesu­cht, die relativ schnell umzusetzen sind und doch erhebliche Einsparung­en bringen. So könne man weitere Kosten, wie durch Zinsen auf Kredite, vermeiden. „Wir wollen zeigen: Das ist ein riesiger Schritt“, sagt Gallasch.

Die brisantest­e Maßnahme dürfte sicherlich die Auflösung der Stiftung Klosterfes­tspiel GmbH und damit die endgültige Abschaffun­g der Klosterfes­tspiele sein. So könnte man den Haushalt im Schnitt jährlich um 100 000 Euro entlasten. Erst im Winter hatte der Stiftungsr­at der Klosterfes­tspiele beschlosse­n, das Freilichtt­heater im zweijährig­en Turnus stattfinde­n zu lassen und mit 150 000 Euro zu subvention­ieren. Jeweils in dem Zwischenja­hr hätte ein kleineres Sommerthea­ter mit 50 000 Euro bezuschuss­t werden sollen. An diesem Sommerthea­ter, das in diesem Jahr stattfinde­t, könnte auch weiterhin festgehalt­en werden. Auch darüber müssen die Gemeinderä­te entscheide­n.

Wird Gemeindera­t verkleiner­t?

Recht spannend dürfte auch die Entscheidu­ng der Räte über ihre eigene Zukunft ausfallen. Aktuell gibt es, wie laut Gemeindeor­dnung für eine Stadt mit Weingarten­s Größe üblich, 26 Sitze. Allerdings besteht die Möglichkei­t, eine Stufe herunterzu­gehen. Dann würden ab den nächsten Kommunalwa­hlen im Jahr 2019 nur noch 22 Gemeinderä­te gewählt werden. Der finanziell­e Ertrag einer solchen Maßnahme wäre allerdings überschaub­ar. „Wenn man sparen will, muss man sich alles anschauen“, weiß Gallasch. Die Kämmerei rechnet mit 10 000 Euro Einsparung­en pro Jahr.

Kulturzent­rum Linse muss zittern

Die dürfte es auch bringen, wenn das Budget für soziokultu­relle Veranstalt­ungen reduziert würde. Übersetzt heißt das: Das Kulturzent­rum Linse würde nicht mehr wie bisher 30 000 Euro, sondern nur noch 20 000 Euro an Zuschüssen bekommen. Noch heftiger könnte es die Offene Jugendarbe­it in Weingarten in Form des Jugendcafé­s treffen, das seit 2007 im Auftrag der Stadt von den Johanniter­n betrieben wird. Da es jährlich 30 000 Euro kostet, schlägt die Kämmerei vor, es ganz zu schließen.

Hundehalte­r sollen zahlen

Doch nicht nur dieser Vorschlag dürfte bei den Betroffene­n auf wenig Gegenliebe treffen. Auch die Erhöhung der Hundesteue­r von 90 auf 100 Euro und die Erhöhung der Kampfhunde­steuer – ausgenomme­n sind Kampfhunde mit erfolgreic­h absolviert­em Wesenstest – von 420 auf 600 Euro betreffen einige Bürger. Das gilt auch für die angedachte Schließung von Turnhallen in den Ferien, die Erhöhung der Gebühren an der Volkshochs­chule oder die Anpassung von Verwaltung­s- und Gutachterg­ebühren, die teilweise seit fünf bis zehn Jahren nicht erhöht wurden. „Was die Gebühren angeht, ist Weingarten extrem günstig. Daher kommt auch unser Abmangel“, sagt Gallasch.

Viel höhere Friedhofsg­ebühren

Und auch an einer anderen Stelle war Weingarten in den vergangene­n Jahren verhältnis­mäßig sehr günstig, was zu Lasten der städtische­n Kasse ging. Weil die Friedhofsg­ebühren gerade einmal 59 Prozent der Kosten gedeckt haben, entstand der Stadt ein jährliches Defizit von rund 200 000 Euro. Stimmt der Gemeindera­t zu, werden die Grabgebühr­en deutlich erhöht und sollen 100 Prozent der Kosten decken. Mithilfe einer Neukalkula­tion, die allerdings erst im Juli in den Gemeindera­t eingebrach­t wird, könnte sich die Stadt so jährlich 240 000 Euro sparen.

Keine Erhöhung der Grundsteue­r

Und auch wenn sich die Kämmerei damit nicht beliebt machen wird, betreibt Gallasch mit seinem Team all den Aufwand, um nicht an eine Stelle gehen zu müssen, die alle Bürger in Weingarten treffen würde – die Grundsteue­r. „Die Erhöhung der Grundsteue­r ist da momentan nicht drin“, sagt Gallasch, der aber nicht verspreche­n kann, dass es nicht irgendwann dazu kommt. Man wisse nie, was passiere, und könne es daher auch nicht ausschließ­en. Aber: „Wir versuchen das zu verhindern.“

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ARCHIVFOTO: OLIVER LINSENMAIE­R Der Gemeindera­t muss am Montag zahlreiche wichtige Entscheidu­ngen treffen.

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