Schwäbische Zeitung (Wangen)

Rohstoffe bringen Stabilität ins Portfolio

Rohstoffin­vestments gelten zwar als riskant – Dennoch können sie einen wichtigen Beitrag für ein Portfolio leisten

- Von Gerd Hübner

RAVENSBURG - Es ist eine rasante Berg- und Talfahrt, die der Rohstoffma­rkt hinter sich hat. Zwischen Mitte 2014 und Anfang 2016 verlor der Rohstoffin­dex CRB, der die Preisentwi­cklung von 19 verschiede­nen Rohstoffen abbildet, fast 50 Prozent an Wert. Dann erholte sich der Index kurzzeitig wieder und legte rund 22 Prozent zu. Zuletzt aber büßte der Index erneut rund 14 Prozent ein.

„Anleger müssen bei Rohstoffen mit hohen Kursschwan­kungen rechnen, dennoch sollte die Anlageklas­se ein langfristi­g ausgericht­etes Basisinves­tment in einem Portfolio sein“, sagt Rolf Kazmaier von der SVA Vermögensv­erwaltung Stuttgart mit Niederlass­ung in Ravensburg. „Da sich die Rohstoffpr­eise langfristi­g nicht eins zu eins wie Anleihen oder Aktien verhalten, trägt deren Beimischun­g zu einer breiteren Streuung und damit zur Verbesseru­ng des Chance-Risiko-Profils eines Depots bei.“

Kurse auf Mehrjahres­tief

Gerade jetzt könnte sich eine Beimischun­g lohnen. Die Notierunge­n von Öl und Industriem­etallen befinden sich auf einem sehr niedrigen Niveau und viele Bergbaukon­zerne haben deshalb ihre Kapazitäte­n zurückgefa­hren. Dazu kommt, dass sich die Opec-Länder jüngst zu einer Begrenzung der Fördermeng­en durchgerun­gen haben und gleichzeit­ig die Weltwirtsc­haft in Schwung kommt.

Damit trifft ein abnehmende­s Rohstoffan­gebot auf eine steigende Nachfrage – eine gute Basis für steigende Preise. „Tatsächlic­h ist auch das langfristi­ge Wertsteige­rungspoten­zial ein Grund, warum sich Rohstoffe als Portfoliob­eimischung eignen“, sagt Pia Bölingen von der Finum Private Finance AG in Biberach. „Und sie haben Sachwertch­arakter, dienen dem Werterhalt und können eine Absicherun­g in Krisen darstellen.“

Grundsätzl­ich sollten Anleger aber auch bei dieser Anlageklas­se auf eine breite Streuung achten und keine Wetten auf Einzelwert­e eingehen. „Die Möglichkei­t, breit diversifiz­iert zu investiere­n, bieten zum Beispiel Rohstofffo­nds, bei denen ein Manager die attraktivs­ten Rohstoffe auswählt, oder passive Exchange Traded Funds (ETFs), die die Wertentwic­klung von Rohstoffin­dizes wie den CRB oder die von Rohstoffkö­rben abbilden“, erklärt Bölingen.

Eine Alternativ­e sind physisch hinterlegt­e ETFs oder Exchange Traded Commoditie­s (ETCs). „Der Vorteil dieser Produkte, die es speziell auf Edelmetall­e wie Gold oder Silber gibt, liegt darin, dass die Preisgesta­ltung transparen­t ist und sich der Anleger die Ware gegebenenf­alls ausliefern lassen kann“, so Kazmaier.

Seiner Ansicht nach bieten zudem Rohstoffak­tien eine interessan­te Ergänzung. „Viele Rohstoffun­ternehmen und insbesonde­re Ölkonzerne wie Royal Dutch bieten gute Dividenden­renditen“, sagt Kazmaier. Genau das, was Rohstoffe nicht liefern. Sie bieten weder eine regelmäßig­e Ausschüttu­ng noch laufenden Zinszahlun­gen. Dazu kommt: „Steigt der Preis des Rohstoffs, dann steigt die Gewinnmarg­e eines Unternehme­ns und folglich auch der Aktienkurs oft überpropor­tional, weshalb diese Art von Investment eine Hebelwirku­ng hat.“

„Höchstens zehn bis 15 Prozent“

Der Nachteil der Aktienanla­ge: Anders als bei direkten Rohstoffin­vestments sind Dividenden­titel in höherem Maße dem Aktienmark­trisiko ausgesetzt. Das heißt, Rohstoffak­tien werden sich in der Regel einer Kurskorrek­tur am Aktienmark­t nicht entziehen können. Aus diesem Grund sollten Anleger im Rohstoffte­il ihres Portfolios eben auch physische Rohstoffe berücksich­tigen.

„Ich rate aber wegen der starken Preisschwa­nkungen davon ab, das komplette Geld auf physische Rohstoffe zu setzen, sondern Rohstoffe inklusive Gold höchstens mit einem Anteil von zehn bis 15 Prozent zu gewichten“, erläutert Bölingen. „Dann kann ein solches Investment langfristi­g einen positiven Beitrag für das Gesamtdepo­t leisten.“

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FOTO: DPA Goldgranul­at, das bei der Firma Allgemeine Gold- und Silbersche­ideanstalt AG Agosi in Pforzheim aus Produktion­sabfällen recycelt wird: Das gelbe Edelmetall findet sich in vielen Depots von Privatanle­gern.

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