Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Die Bühne ist etwas Heiliges“

Musiker Seven erklärt, warum Nervosität und Freude bei einem Auftritt wichtig sind

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Der Sänger und Songwriter Seven, geboren 1978 in Wohlen im Kanton Aargau in der Schweiz, hat sich der Musik verschrieb­en. 2016 hat er an der Sendung „Sing meinen Song“teilgenomm­en und auch außerhalb der Grenzen seines Heimatland­es Bekannthei­t erlangt. Am 19. Juli tritt er in Tuttlingen auf. Im Interview mit Lea Hüttenhofe­r hat der „optimierun­gswahnsinn­ige Musiker“unter anderem über seine Laufbahn, die Zahl Sieben und sein neues Album gesprochen.

Seven, wie kamst du zur Musik?

Bühne und Musik waren alles, was ich von zu Hause kannte. Ich habe nie etwas anderes gemacht. Meine Mutter Pianistin, mein Vater klassische­r Tenor. Mein älterer Bruder hat Schlagzeug studiert, mein Großvater war an der Orgel, meine Großmutter Kabarettis­tin.

War dir schon immer klar, dass eine Karriere als Sänger dein Ding ist?

Musik war nie Mittel zum Zweck. Ich habe mir nie überlegt, wo ich damit hinwill, sondern was ich gern als nächstes mit der Musik erleben möchte. Als Teenager hab ich mir vorgestell­t, wie cool es wäre, mit der damaligen Band ein Konzert zu geben, aber es gab bei uns keine Plattform. Da habe ich selbst ein Konzert veranstalt­et. Dann kamen andere Bands und fragten, ob ich das auch für sie machen könnte. Und zack, war ich dann sechs, sieben Jahre Veranstalt­er.

Hattest du jemals Angst davor, dass dir der Erfolg zu Kopf steigen könnte?

Nein, ich war nie ein Typ, der sich hinsetzt und sagt, das haben wir jetzt aber toll gemacht. In dem Moment, in dem ich den Tourabschl­uss feiere, weiß ich schon, was ich für ein neues Album machen möchte. Bis zu „Sing meinen Song“gab es keinen Moment, der über Nacht so viel verändert hat. In den Jahren zuvor ist alles organisch gewachsen. Ich konnte mich an alles gewöhnen, alle Aspekte, die der Beruf mit sich bringt, erlernen. So konnte ich mit bald 40 Jahren so einen Moment dann einordnen. Wenn mir das mit Mitte Zwanzig passiert wäre, wäre ich jetzt vielleicht ein Arschloch – wer weiß. (lacht)

Was genau hat sich durch die Show „Sing meinen Song“für dich verändert?

Am Anfang war ich der Newcomer. Und plötzlich gab es Millionen, die dich sehen und im Anschluss im Netz nach Videos suchen, vielleicht eine Platte kaufen, zu einem Konzert kommen. Das war die mit Abstand größte Plattform, die ich jemals hatte.

Du warst schon als Support von den Fantastisc­hen Vier unterwegs. Was hast du von diesen Künstlern gelernt?

Wir haben drei ganze Touren zusammen gemacht. Was bei mir viel Eindruck hinterlass­en hat, war ihre Bescheiden­heit. Sie hinterfrag­en alles: „Ist das jetzt gut, können wir das machen?“. Auch ihre Disziplin, egal wie viele Konzerte sie schon gespielt haben, sie machen vor jedem Konzert einen ausgedehnt­en Soundcheck, ändern vielleicht noch was vom Vorabend. Ich kenn das von mir. Aber solche Pop-Riesen zu sehen, die immer noch jeden Stein umdrehen, das hat mir sehr gutgetan.

Bist du vor einem Konzert nervös oder überwiegt die Vorfreude?

Das kann man sehr gut mischen. Ich sag mir immer, wenn ich vor einem Konzert gar keine Nervosität mehr verspüre, höre ich auf. Ich finde die Bühne ist etwas Heiliges. Wenn wir da hochgehen, haben die Leute dafür bezahlt, dass wir dort stehen dürfen. Wenn du da emotionslo­s hochgehst, musst du wieder runter, finde ich.

Sieben ist eine besondere Zahl, sieben Weltwunder, sieben Todsünden, sieben Tage in der Woche: Was verbindest du damit?

Ich bin in erster Linie Mathematik­freak. Sieben ist und war schon immer meine Lieblingsz­ahl, sie hat etwas Geheimnisv­olles. Und sich selbst eine Zahl zu geben und damit die Person eher in den Hintergrun­d zu rücken, fand ich sehr passend.

Am 7. Juli erscheint dein zehntes Studioalbu­m „4COLORS“, vier Farben. Woher nimmst du deine Inspiratio­n?

Ich habe oft Bock auf Dinge, die ich noch nie gemacht habe, die ich vielleicht auch gar nicht kann. Da kommt das Beste aus mir raus, wenn ich an der Kante zum Größenwahn bin. Außerdem ist der Schreibsti­ft ein bisschen mein Seelsorger. Ich kann da alles reinpacken, was mich beschäftig­t. Textlich bin ich grundsätzl­ich ein emotionale­r Mensch. Ich habe ein bewegtes Leben, eine tolle Familie, bin Vater. Ich darf viel unterwegs sein, viel erleben, und so sammeln sich bei mir – wie bei allen Menschen – immer wieder Sachen an.

Was dürfen Fans von deinem neuen Album erwarten?

Ich packe die Songs immer in Farben. Diesmal hatte ich Lust auf vier verschiede­ne Sachen: Zum einen auf etwas Melancholi­sches, Elektronis­ches, isländisch­e kalte Musik – tiefblau – und auf soulige Musik, was dann gelb für mich ist. Außerdem hatte ich Lust auf R´n´B, das ist dann rot. Und auf eine Prince-Hommage, die natürlich purple, also lila, für mich ist. Dann hatte ich diese vier Haufen, die man unmöglich unter einen Hut bringen konnte. So entstand das Konzept, vier Farben zu machen. Vier kleine Alben, wie ein Stück in vier Akten, ein Film in vier Kapiteln.

Nach 15 Jahren in der Musikindus­trie: Welcher Moment ist dir besonders in Erinnerung geblieben?

Das rückblicke­nd zu sagen, ist für mich ziemlich schwierig. Ich lebe sehr intensiv im Jetzt. Ich möchte nie etwas noch mal machen, weil mich das langweilt, bremst und nirgendwo hinbringt.

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FOTO: SVEN GERMANN Ist am 19. Juli beim Honberg-Sommer in Tuttlingen zu Gast: der Schweizer Musiker Seven.

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