Schwäbische Zeitung (Wangen)

Verfassung­sschutz warnte vor steigender Brutalität

Allein in Baden-Württember­g leben 820 gewaltorie­ntierte Linksextre­misten

- Von Ulrich Mendelin

RAVENSBURG - Von einem „aufgebausc­hten Problem“hat vor drei Jahren die damalige Familienmi­nisterin und heutige Ministerpr­äsidentin von Mecklenbur­g-Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD), im Zusammenha­ng mit gewalttäti­gem Linksextre­mismus gesprochen. Sie begründete so die Einstellun­g eines Programms zur Förderung von Anti-Gewalt-Trainings für linksextre­mistische straffälli­ge Jugendlich­e.

Tatsächlic­h aber gibt es allein in Baden-Württember­g 820 gewaltorie­ntierte Linksextre­misten, wie aus dem Bericht des Landesverf­assungssch­utzes für 2016 ausgeht. Damit liegt ihre Zahl sogar noch etwas höher als die der militanten Rechtsextr­emen, die für den Südwesten mit 790 angegeben wird. In Bayern ist das anders, dort zählt der Verfassung­sschutz 690 gewaltorie­ntierte Linksextre­misten und 1000 Rechtsextr­emisten.

Schwerpunk­te der Szene im Südwesten seien Stuttgart, Mannheim/ Heidelberg, Freiburg und Karlsruhe, sagt ein Verfassung­sschutz-Sprecher. Aber: ,„Grundsätzl­ich sind linksextre­mistische Organisati­onen in allen Regionen des Landes aktiv, auch in ländlichen Gebieten.“

Die meisten Gewalttate­n von links gehen von der autonomen Szene aus. „Autonome betrachten die Gewaltanwe­ndung als ein legitimes Mittel ihrer Politik und weigern sich, das staatliche Gewaltmono­pol anzuerkenn­en“, heißt es beim Verfassung­sschutz. Die Beamten stellen „seit Jahren eine sinkende Hemmschwel­le und zunehmende Brutalität“bei den Autonomen fest. Die Zahl der Straftaten, die dem linksextre­men Spektrum zugeordnet werden, lag 2016 in Baden-Württember­g bei 736 (2015: 660). Darunter waren 99 Gewalttate­n – im Vorjahr lag die Zahl bei 135.

Eine wichtige Kommunikat­ionsplattf­orm der Szene ist die Internetse­ite „Indymedia“. Dort feiern jetzt Sympathisa­nten die Täter von Hamburg: „Der Staat musste zeitweise kapitulier­en, das Gewaltmono­pol ist zusammenge­brochen“, jubelt ein Schreiber – natürlich anonym.

Dass das Treffen der G20 in Hamburg ein fester Termin für Linksextre­me auch aus Süddeutsch­land sein würde, war im Vorfeld bekannt. Der jüngste Verfassung­sschutzber­icht meldete „eine zunehmende Konzentrat­ion“der Szene auf den G20-Gipfel“.

Die Heftigkeit der Gewalt in Hamburg hat die Verantwort­lichen dann aber doch überrascht. Innensenat­or Andy Grote (SPD) nannte die Krawalle „skrupellos­e Gewaltakte von Kriminelle­n“, die niemand so habe vorhersehe­n können.

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FOTO: IMAGO Vermummt und gewaltbere­it: Demonstran­t in Hamburg.

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