Gläubige feiern das Heilig-Blutfest
Tausende werden Freitag in Bad Wurzach erwartet – Lichterprozession fällt wegen Regens aus
BAD WURZACH - Wegen Regens ist die Lichterprozession am Sonntagabend in Bad Wurzach ausgefallen. Zum Auftakt der Heilig-Blutfestwoche gab es stattdessen einen Wortgottesdienst in der Pfarrkirche St. Verena.
Die Predigt hielt Pfarrer Stefan Maier. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst von Kirchenchor und Stadtkapelle.
Am Freitag, 14. Juli, ist in Bad Wurzach das traditionelle Heilig-Blutfest. Bei der seit 1928 stattfindenden Reiterprozession werden wieder an die 1500 Reiter und mehr als 5000 Wallfahrer in der Riedstadt erwartet, die die Heilig-Blutreliquie verehren. Das Heilig-Blutfest in Bad Wurzach ist die zweitgrößte Reiterprozession in Mitteleuropa. Die Prozession beginnt um 7 Uhr mit der Abholung der Heilig-Blutreliquie in der Stadtpfarrkirche St. Verena. Am Beginn des acht Kilometer langen Prozessionswegs durch die Stadt und die umliegenden Fluren wird dieses Jahr der Bischof der Diözese RottenburgStuttgart, Gebhard Fürst, die Reiter mit der Reliquie segnen.
Der Bischof wird auch das anschließende feierliche Pontifikalamt um 10.30 Uhr auf dem Gottesberg, der sein 300-jähriges Bestehen feiert, halten. Das Fest findet seinen Abschluss bei der Bergpredigt an gleicher Stelle ab 14.30 Uhr, die in diesem Jahr Pfarrer Michael Brunn aus dem oberbayrischen Burgkirchen bei Passau halten wird.
Seit 1764 auf dem Gottesberg
Die Heilig-Blutreliquie befindet sich seit gut 250 Jahren auf dem Gottesberg. 1764 brachten Paulanerbrüder die Reliquie, die Papst Innocent XII. 1693 dem deutschen Rompilger Martin Denzer aus Albrechts bei Obergünzburg überlassen hatte, nach Bad Wurzach. Die Verehrung der Reliquie nahm bereits damals ihren Ursprung und ließ den Gottesberg in der Folge zu einem der bedeutendsten Wallfahrtsorte der Region werden.
Nachdem die Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts längere Zeit für eine Unterbrechung der Wallfahrten gesorgt hatte, wurde die Verehrung der Reliquie mit dem Einzug des Salvatorianerordens auf dem Gottesberg wenige Jahre zuvor 1924 wieder aufgenommen und 1928 erstmals als Reiterprozession mit damals noch 350 Reitern wieder gefeiert. 1912 war das Heiligtum durch Schenkung des Fürsten von Zeil an die Kirchengemeinde Wurzach gekommen. Nach Ausbruch des Krieges wurde die Feier im Freien verboten. Am 22. Juli 1945 fand wieder das erste Blutfest nach Kriegsende in aller Öffentlichkeit statt. 1946 genehmigte das bischöfliche Ordinariat in Rottenburg das Heilig-Blut-Fest auf Dauer. Mehr als 1000 Blutreiter kamen im Jahre 1952 beim 25. Heilig-Blutfest und 1977 beim 50. Heilig-Blutfest.
Seither hat sich die Prozession zu einem festen und wichtigen Bestandteil des Jahreskreises in Bad Wurzach entwickelt. „Das jährlich stattfindende Heilig-Blutfest mit dem Blutritt ist ein eindrucksvolles Zeichen des Glaubens und der gelebten Frömmigkeitskultur, die das Leben prägt, gestaltet und trägt“, stellt Bischof Fürst in seinem Grußwort zur diesjährigen Festschrift fest.
Innenminister kommt
Als besonderen Gast kann die Stadt Bad Wurzach in diesem Jahr mit Thomas Strobl den Innenminister des Landes Baden-Württemberg begrüßen. Außerdem wird eine Delegation aus der Partnerstadt St. Helier in Begleitung des stellvertretenden Ministers für Wirtschaft und Tourismus der Kanalinsel Jersey, Murray Norton, der Bürgermeisterin einer Nachbargemeinde, Sadie RennardLeSueu, sowie des katholischen Dekans von Jersey, Nicholas France, anwesend sein.
Leitmotto dieses Jahres ist „Um unseres Heiles willen hat er sein Blut vergossen“(Epheser 1,7a).
Die Prozessionsroute
Der erste Stationsaltar der Reiterprozession ist am Schlossportal in der Marktstraße, wo die erste Reiterabteilung gesegnet wird. Der Prozessionsweg führt durch die Schloss-, Mühltor- und Achbergstraße zum zweiten Stationsaltar beim Josenhof, dann weiter zum dritten Stationsaltar in Truschwende, durch das Feld zum vierten Stationsaltar in Reinstein. Von dort kehrt die Reiterprozession zurück zum Gottesberg, an dessen Wegkreuz die zweite Reiterabteilung gesegnet wird.
Im Gegensatz zum Heilig-Blutritt in Weingarten reiten in Bad Wurzach auch Frauen mit. Die Heilig-Blutreliquie wird in Bad Wurzach in einem vierspännigen Wagen gefahren. Der Wagen, frisch restauriert, wird von zwei Reitknechten in altwürttembergischen Uniformen gelenkt und von sechs Aloisiuspagen mit den Leidenswerkzeugen auf schwarzsamtenen Kissen sowie sechs Schweizergardisten mit Hellebarden begleitet.