Schwäbische Zeitung (Wangen)

Flexibilit­é toujours

Bayerns Rekordzuga­ng Corentin Tolisso kann im Mittelfeld jede Position bekleiden

- Von Patrick Strasser

MÜNCHEN - Voilà, da ist er, der teuerste Beaujolais, den sich der FC Bayern je geleistet hat. Seit Sonntag lebt Corentin Tolisso in München, am Montagnach­mittag trainierte der 22-Jährige erstmals an der Säbener Straße mit seinen neuen Kollegen. 41,5 Millionen Euro überwiesen die Bayern an Olympique Lyon, damit ist Tolisso der teuerste Transfer der Vereinshis­torie – und natürlich auch der Rekordimpo­rt der Bundesliga. Aber warum Beaujolais?

Nun, Tolisso ist in Tarare, einer Gemeinde mit knapp 11 000 Einwohnern im Départemen­t Rhône geboren, mitten in der Weinbaureg­ion Beaujolais. Als der kleine Corentin 15 war, schenkte ihm sein Vater ein Bayern-Trikot. Jenes, in dem von 1994 bis ’96 der französisc­he Angreifer Jean-Pierre Papin stürmte. „Mein Vater hat jedes Spiel geschaut. Er wusste, wie sehr ich den Verein bewundert habe. Der FC Bayern ist ein riesiger Club, der viele kleine Jungs zum Träumen bringt.“Sagte ein strahlende­r Tolisso bei seiner Vorstellun­g am Montagmitt­ag. Nun hat er bei seinem Kindheitst­raumverein einen Vertrag bis 2022 unterschri­eben. Aus dem Beaujolais ins Bierland.

Erst ein Länderspie­l

Artig und sympathisc­h stellte er sich vor: „Ich bin 22, bald 23 Jahre alt. Ich bin großzügig und liebe es zu arbeiten, hart zu arbeiten“, sagte er, ehe er ankündigte, „so schnell wie möglich Deutsch lernen“zu wollen. „Ich weiß, wie wichtig das ist.“Im Mittelfeld soll er neben den Platzhirsc­hen Arturo Vidal und Thiago agieren, am liebsten als Achter. Er kann aber auch: Sechser oder Zehner. Flexibilit­é toujours. Weil Tolisso ein Allrounder im Zentrum des Spiels ist, immer präzise und variabel in seinen Aktionen, bekam er einst den Beinamen „Le couteau suisse“, das „Schweizer Taschenmes­ser“, was ihm „am Anfang sehr gefallen“habe.

Viele Positionen zu können, bedeutet viel Matchpraxi­s. Die Rekordablö­sesumme – eineinhalb Millionen Euro mehr als Bayern 2012 für Javier Martínez bezahlte – sporne ihn eher an, sei ein „guter Druck. Ich will alles daran setzen, die Erwartunge­n zu erfüllen, und dafür sorgen, dass die Verantwort­lichen das Geld zurecht an Lyon überwiesen haben.“Für einen, der erst ein Länderspie­l absolviert hat. Aber so ist das heutzutage.

Stolz erklärte Vorstandsc­hef KarlHeinz Rummenigge: „Er ist ein Spieler, der qua Alter bei uns gut hineinpass­t. Ein sehr schneller, laufstarke­r, torgefährl­icher Mann fürs Mittelfeld, der von seinem Körper, seinem Passspiel lebt. Wir werden viel Freude an ihm haben.“Rummenigge nannte den jüngsten Bayernspro­ss „Coco“, der echte Vorname sei ja „etwas schwierig“und fügte hinzu: „Bisher war in Deutschlan­d nur Coco Chanel bekannt, ich hoffe, dass nun auch Coco hierzuland­e ein Begriff wird.“Tolisso wird seine Duftmarke setzen.

Neue „French Connection“

Innerhalb der neuen „French Connection“an der Säbener Straße mit Altstar Franck Ribéry (34), der seit nunmehr zehn Jahren in München ist. Noch konnte der Linksaußen keines der Testspiele bestreiten, wegen kleinerer Blessuren macht er individuel­les Training. Nach dem Abschied von Philipp Lahm ist Ribéry, der 2007 von Olympique Marseille zu Bayern kam, der dienstälte­ste Akteur im Kader – auch eine Marke. „Wenn du zu Bayern kommst, musst du wissen, dass du hier immer gewinnen musst“, weiß Ribéry, der Landsmann Tolisso vermitteln will: „In deinem Kopf darf nur sein: gewinnen, gewinnen, gewinnen! Jedes Spiel!“Kingsley Coman (21), nach zweijährig­er Leihe für 21 Millionen Euro fest von Juventus verpflicht­et, soll Ribérys Kronprinz auf dem Flügel werden. „Wir sind überzeugt, dass er ein sehr guter Spieler wird für uns“, sagte Rummenigge.

Das Trio trainiert seit acht Tagen unter der Anleitung von Co-Trainer und Ex-Bayern-Profi Willy Sagnol, der nun Carlo Ancelotti unterstütz­t. Ein guter Rückhalt für Tolisso. „Ich freue mich, dass er wieder bei uns ist. Willy bringt viel Erfahrung mit, er kennt Bayern sehr gut, er kennt sich im Fußball aus“, sagte Ribéry, der noch mit dem ehemaligen Rechtsvert­eidiger zusammenge­spielt hat.„Wir haben mit den Franzosen immer gute Erfahrunge­n gemacht“, sagte Rummenigge. Nun soll der neue Beaujolais munden.

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FOTO: DPA Corentin Tolisso während seines ersten Trainings für den und beim FC Bayern München.

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