Flexibilité toujours
Bayerns Rekordzugang Corentin Tolisso kann im Mittelfeld jede Position bekleiden
MÜNCHEN - Voilà, da ist er, der teuerste Beaujolais, den sich der FC Bayern je geleistet hat. Seit Sonntag lebt Corentin Tolisso in München, am Montagnachmittag trainierte der 22-Jährige erstmals an der Säbener Straße mit seinen neuen Kollegen. 41,5 Millionen Euro überwiesen die Bayern an Olympique Lyon, damit ist Tolisso der teuerste Transfer der Vereinshistorie – und natürlich auch der Rekordimport der Bundesliga. Aber warum Beaujolais?
Nun, Tolisso ist in Tarare, einer Gemeinde mit knapp 11 000 Einwohnern im Département Rhône geboren, mitten in der Weinbauregion Beaujolais. Als der kleine Corentin 15 war, schenkte ihm sein Vater ein Bayern-Trikot. Jenes, in dem von 1994 bis ’96 der französische Angreifer Jean-Pierre Papin stürmte. „Mein Vater hat jedes Spiel geschaut. Er wusste, wie sehr ich den Verein bewundert habe. Der FC Bayern ist ein riesiger Club, der viele kleine Jungs zum Träumen bringt.“Sagte ein strahlender Tolisso bei seiner Vorstellung am Montagmittag. Nun hat er bei seinem Kindheitstraumverein einen Vertrag bis 2022 unterschrieben. Aus dem Beaujolais ins Bierland.
Erst ein Länderspiel
Artig und sympathisch stellte er sich vor: „Ich bin 22, bald 23 Jahre alt. Ich bin großzügig und liebe es zu arbeiten, hart zu arbeiten“, sagte er, ehe er ankündigte, „so schnell wie möglich Deutsch lernen“zu wollen. „Ich weiß, wie wichtig das ist.“Im Mittelfeld soll er neben den Platzhirschen Arturo Vidal und Thiago agieren, am liebsten als Achter. Er kann aber auch: Sechser oder Zehner. Flexibilité toujours. Weil Tolisso ein Allrounder im Zentrum des Spiels ist, immer präzise und variabel in seinen Aktionen, bekam er einst den Beinamen „Le couteau suisse“, das „Schweizer Taschenmesser“, was ihm „am Anfang sehr gefallen“habe.
Viele Positionen zu können, bedeutet viel Matchpraxis. Die Rekordablösesumme – eineinhalb Millionen Euro mehr als Bayern 2012 für Javier Martínez bezahlte – sporne ihn eher an, sei ein „guter Druck. Ich will alles daran setzen, die Erwartungen zu erfüllen, und dafür sorgen, dass die Verantwortlichen das Geld zurecht an Lyon überwiesen haben.“Für einen, der erst ein Länderspiel absolviert hat. Aber so ist das heutzutage.
Stolz erklärte Vorstandschef KarlHeinz Rummenigge: „Er ist ein Spieler, der qua Alter bei uns gut hineinpasst. Ein sehr schneller, laufstarker, torgefährlicher Mann fürs Mittelfeld, der von seinem Körper, seinem Passspiel lebt. Wir werden viel Freude an ihm haben.“Rummenigge nannte den jüngsten Bayernspross „Coco“, der echte Vorname sei ja „etwas schwierig“und fügte hinzu: „Bisher war in Deutschland nur Coco Chanel bekannt, ich hoffe, dass nun auch Coco hierzulande ein Begriff wird.“Tolisso wird seine Duftmarke setzen.
Neue „French Connection“
Innerhalb der neuen „French Connection“an der Säbener Straße mit Altstar Franck Ribéry (34), der seit nunmehr zehn Jahren in München ist. Noch konnte der Linksaußen keines der Testspiele bestreiten, wegen kleinerer Blessuren macht er individuelles Training. Nach dem Abschied von Philipp Lahm ist Ribéry, der 2007 von Olympique Marseille zu Bayern kam, der dienstälteste Akteur im Kader – auch eine Marke. „Wenn du zu Bayern kommst, musst du wissen, dass du hier immer gewinnen musst“, weiß Ribéry, der Landsmann Tolisso vermitteln will: „In deinem Kopf darf nur sein: gewinnen, gewinnen, gewinnen! Jedes Spiel!“Kingsley Coman (21), nach zweijähriger Leihe für 21 Millionen Euro fest von Juventus verpflichtet, soll Ribérys Kronprinz auf dem Flügel werden. „Wir sind überzeugt, dass er ein sehr guter Spieler wird für uns“, sagte Rummenigge.
Das Trio trainiert seit acht Tagen unter der Anleitung von Co-Trainer und Ex-Bayern-Profi Willy Sagnol, der nun Carlo Ancelotti unterstützt. Ein guter Rückhalt für Tolisso. „Ich freue mich, dass er wieder bei uns ist. Willy bringt viel Erfahrung mit, er kennt Bayern sehr gut, er kennt sich im Fußball aus“, sagte Ribéry, der noch mit dem ehemaligen Rechtsverteidiger zusammengespielt hat.„Wir haben mit den Franzosen immer gute Erfahrungen gemacht“, sagte Rummenigge. Nun soll der neue Beaujolais munden.