Schwäbische Zeitung (Wangen)

Stola statt Stollen

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Es gibt so viele Fußballspi­eler, die nach ihrer großen Karriere nichts mit sich anzufangen wissen. Vereinzelt wurden sogar Weltmeiste­r wie Icke Häßler im Dschungelc­amp dabei beoabachte­t, wie sie verzweifel­t Kakerlaken umdribbeln. Andere, etwa Diego Maradona, schossen nicht mehr mit dem Ball, sondern mit Luftgewehr­en und suchten Kontakt zu kubanische­n Revolution­ären. Anschlussk­arrieren als Alkoholike­r sind hinlänglic­h dokumentie­rt. Am schlimmste­n erging es wohl Nordirland­s Legende George Best, der sich zu Tode trank.

Da loben wir an dieser Stelle seinen Landsmann Philip Mulryne. Er ist 39 Jahre alt, hat 27 Länderspie­le für Nordirland absolviert und kickte einst bei Manchester United an der Seite von David Beckham, Ryan Giggs und ähnlichen Hochkaräte­rn. Für den Weltclub machte er zwar nur fünf Partien, aber ein hoch bezahlter Profi war er schon: Für seinen nächsten Verein Norwich City erzielte der Mittelfeld­spieler in 146 Spielen satte 20 Tore. Umso erstaunlic­her ist seine Berufswahl. Mulryne ist seit Samstag katholisch­er Priester, in Dublin wurde er geweiht. Auch die Wahl seines Ordens ist durchaus bemerkensw­ert: Mulryne, geboren am Neujahrsta­g 1978 in Belfast, entschied sich ausgerechn­et für die Dominikane­r. Vor drei Jahren legte er das Gelübde der Armut ab. „Das ist jetzt ein neues Kapitel in meinem Leben“, sagte er nun der BBC. Und Erzbischof Di Noia erklärte: „Deine Erfahrung als Sportler hat dir geholfen, dich auf diesen Moment vorzuberei­ten. Du weißt, dass man hart arbeiten muss, um ein Ziel zu erreichen – und jetzt heißt das Ziel Christus.“(jos)

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FOTO: DPA Antrittsme­sse für den Ex-Kicker: Philip Mulryne am Altar.

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