Festwirte verteidigen den Bierpreis
Steigende Kosten für Personal und Material bedingen Aufschlag in Friedrichshafen
FRIEDRICHSHAFEN - Nicht nur bei den großen Volksfesten wie dem Cannstatter Wasen oder dem Oktoberfest sind die Bierpreise ein Politikum, sondern auch beim Seehasenfest. Auch wenn die Preise heuer stabil geblieben sind: 4,50 Euro für die Halbe und 8,50 Euro für die Maß – das ist für manchen nur sehr schwer zu schlucken. Die Wirte verwahren sich gegen den Vorwurf der Abzocke und verweisen auf gestiegene Kosten. Diese spitze Bemerkung, mit der die Schwäbische Zeitung vor zwei Wochen den Bierpreis beim Seehasenfest kommentierte, wollte Peter Moser so nicht stehen lassen. Der Häfler Festwirt, den alle nur „Diggi“nennen, betreibt seit 1976 den „Saftladen“. Wenn über hohe Bierpreise genörgelt wird, fühlt er sich und seine Kollegen zu Unrecht an den Pranger gestellt. Denn: „Die Leute sehen immer nur den Bierpreis, doch was dahinter steckt, sehen sie nicht.“Hinter dem Bierpreis, betont Moser, stehen nämlich viele Faktoren, die ein Festwirt beachten – und eben auch einkalkulieren – müsse.
„Eigentlich über fünf Euro“
Als stichhaltigstes Argument dafür, dass das Bier beim Seehasenfest teurer sein muss als in der Gartenwirtschaft, nennt er die gestiegenen Kosten. Die Brauereien beispielsweise würden alle zwei Jahre ihre Preise um sieben bis acht Prozent erhöhen. Zudem steige die Pacht für den Biergarten auch jedes Jahr um ein Prozent. Sei es Bühne, Zelte, Musikkapellen, Ausschankpersonal – alles werde teurer. Peter Moser nennt auch ein Beispiel mit ganz konkreten Zahlen. „Der Sicherheitsdienst hat mich letztes Jahr 800 Euro gekostet, dieses Jahr 1200.“Er stellt klar: Wenn alle Preissteigerungen berücksichtigt würden, müsste der Bierpreis bei „über fünf Euro“liegen.
Geändertes Trinkverhalten
So weit ist’s aber (noch) nicht. Für eine Halbe sind heuer beim Seehasenfest 4,50 Euro hinzublättern, gleich viel wie im vergangenen Jahr. Moser sieht mit diesem Preis „eine Schmerzgrenze“erreicht und glaubt, dass diese Marke auch 2018 unverändert bleiben wird. Das vergangene Jahr war, zumindest was die Preisgestaltungspolitik angeht, ein Jahr der Zäsur. Während zuvor – in unregelmäßigen Abständen – zehn oder 20 Cent draufgepackt wurden, waren es im vergangenen Jahr 50 Cent. Zur Veranschaulichung: 2007 kostete die Halbe 3,60 Euro, von 2008 bis 2010 waren es 3,70 Euro, 2011 und 2012 waren es 3,80 Euro, bevor drei Jahre lang die vier Euro galten.
Josef Roth, Betreiber des Meckatzer-Festgartens, findet die Kritik am Bierpreis auch etwas eindimensional und erinnert daran, dass die alkoholfreien Getränke seit vier Jahren zum gleichen Preis ausgeschenkt werden. Er beobachtet zudem, dass sich das Trinkverhalten deutlich verändert habe – und zwar weg vom Bier.
Weder Josef Roth noch Peter Moser wollen sich beklagen – beim Seehasenfest werde immer noch Geld verdient. Dennoch geben sie zu bedenken, dass einige langjährige, einheimische Wirte in den vergangenen Jahren aufgehört haben beziehungsweise wieder das Interesse verloren hätten. Dies wäre nicht passiert, wenn die Seehasenlizenz eine Lizenz zum Gelddrucken wäre.