Schwäbische Zeitung (Wangen)

Schulz fordert Allianz gegen Autokraten

Im Fall seiner Wahl möchte der SPD-Kanzlerkan­didat den Osteuropäe­rn EU-Gelder streichen

- Von Hendrik Groth und Ludger Möllers

NIEDERSTOT­ZINGEN - SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz hat mehrere osteuropäi­sche EU-Staaten wegen Verstößen gegen die Rechtsstaa­tlichkeit scharf kritisiert und die Pro-Europäer aufgeforde­rt, die Demokratie in Europa zu verteidige­n. Im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“erklärte Schulz mit Blick auf Polen oder Ungarn, die Demokratie auf europäisch­er Ebene funktionie­re nicht, wenn Ultranatio­nalisten die Instrument­e in ihrer Hand hielten. „Wir brauchen ein breites Bündnis der Demokraten in Europa gegen die Autokraten, die in einigen Ländern die Macht ergriffen haben oder sie anstreben“, sagte Schulz bei einem Besuch in Niederstot­zingen (Landkreis Heidenheim).

Am Donnerstag will er in Paris bei einem Gespräch mit dem französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron für eine Reform der EU werben. „Wir müssen einen Neustart in Europa hinbekomme­n“, fügte Schulz hinzu. Macron biete dafür eine Chance.

Erneut drohte der SPD-Bundesvors­itzende damit, Ländern, die keine Flüchtling­e aufnehmen, EU-Finanzhilf­en zu kürzen. Im Fall seiner Wahl zum Bundeskanz­ler sei er notfalls auch bereit, bei der nächsten Finanzplan­ung der Europäisch­en Union ein Veto einzulegen. „Es kann doch nicht sein, dass wir in Osteuropa Gewerbegeb­iete finanziere­n, in die anschließe­nd Firmen aus Deutschlan­d zu Niedrigsts­teuersätze­n gelockt werden.“

Es sei außerdem nicht hinnehmbar, dass die größten Netto-Empfänger keinen einzigen Flüchtling aufnehmen mit der Begründung, sie seien keine Kolonialmä­chte gewesen. Die österreich­ische Drohung, den Brenner wegen der Zunahme der Flüchtling­szahlen in Italien zu schließen, bewertete Schulz als reine „Symbolpoli­tik“. Es könne nicht sein, dass Staaten wie Italien oder Griechenla­nd in Bezug auf Flüchtling­e alleine gelassen würden. „Wenn man den Brenner zumacht, dann gehen die Leute eben woanders über die Grenze.“

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