Schwäbische Zeitung (Wangen)

Prozess gegen „Spiderman“

Anschlüsse von 1,25 Millionen Telekom-Kunden gestört

- Von Petra Albers und Andrej Sokolow

KÖLN (dpa) - Er legte massenweis­e Internet- und Telefonans­chlüsse von Telekom-Kunden lahm: Rund acht Monate nach einem groß angelegten Cyber-Angriff auf Router der Deutschen Telekom beginnt heute in Köln der Prozess gegen den mutmaßlich­en Hacker. Der 29-Jährige ist nach Angaben eines Landgerich­tssprecher­s wegen versuchter gewerbsmäß­iger Computersa­botage angeklagt.

Der Hacker hatte sich unter den Namen „Peter Parker“und „Spiderman“registrier­t und soll Ende November 2016 in großem Stil Router angegriffe­n haben, um die Kontrolle über sie zu erlangen. Ziel sei es gewesen, sie zum Teil eines sogenannte­n Botnets zu machen. Solche Netzwerke aus für ihre Nutzer unbemerkt zusammenge­schalteten Computern oder anderen vernetzten Geräten können zum Beispiel Spammail verschicke­n. Das sei bei den „Speedport“-Routern der Telekom zwar nicht gelungen. Jedoch führte die Attacke dazu, dass bei 1,25 Millionen Telekom-Kundenansc­hlüssen die Router ausfielen. Dadurch sei dem Unternehme­n ein Schaden von mehr als zwei Millionen Euro entstanden.

Die Behörden schrieben den Briten, der zuletzt seinen Wohnsitz auf Zypern hatte, internatio­nal zur Fahndung aus. Am 22. Februar wurde er in London festgenomm­en. Nach Erkenntnis­sen der Ermittler hatte er bei dem Router-Angriff keine Mittäter. Bei den Vernehmung­en habe der Mann, der nicht vorbestraf­t sei, sich „weitgehend geständig“geäußert. Seine Programmie­rkenntniss­e hat sich der gebürtige Londoner offenbar überwiegen­d selbst beigebrach­t. Der Strafrahme­n für versuchte gewerbsmäß­ige Computersa­botage liegt bei einer Freiheitss­trafe zwischen sechs Monaten und zehn Jahren.

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