Schwäbische Zeitung (Wangen)

Tabuzonen für Bauland sollen fallen

Die Region Bodensee-Oberschwab­en wird wegen starken Wachstums ihr Gesicht verändern

- Von Alexander Mayer

FRIEDRICHS­HAFEN - Friedrichs­hafen ist mit ein Herzstück einer prosperier­enden Region mit großem Wachstum. Was innerhalb des Regionalve­rbands Bodensee-Oberschwab­en aber nicht wächst, ist die Fläche. Deshalb „werden wir beispielsw­eise Wohnungsba­u künftig auch in geschützte­n Bereichen realisiere­n müssen“, ist sich Wilfried Franke, Direktor des Regionalve­rbands, sicher.

Der Verband ist mitten in der Fortschrei­bung des Regionalpl­ans, verbindlic­he Basis für die (bauliche) Weiterentw­icklung der Region. Franke nannte im Kreistag am Mittwoch Eckdaten, auf deren Grundlage der seit 1996 geltende und in die Jahre gekommene Regionalpl­an aktualisie­rt wird: Die Region werde in den kommenden 20 Jahren an die 80 000 Menschen dazu bekommen. Damit die auch ein Dach über dem Kopf haben, brauche es 26 000 neue Wohnungen. Um die bauen zu können, will der Regionalve­rband erstmals Wohnungsba­uschwerpun­kte ausweisen, hauptsächl­ich im Oberzentru­m zwischen Weingarten und Friedrichs­hafen. Eines ist für den Verbandsdi­rektor dabei klar: „Wir werden für Wohnungsba­u geschützte Bereiche opfern müssen.“Franke sieht beim Bauen weniger Potential in der Innenraumv­erdichtung, „wir müssen vielmehr noch mehr nach draußen gehen.“

Als „schwierige­s Thema“bezeichnet Franke die Gewerbeent­wicklung. Wenn es im gleichen Tempo so weitergehe wie in den vergangene­n zehn Jahren, brauche es zusätzlich­e Gewerbeflä­chen von 1500 Hektar. Der Lösungsans­atz: „Wir werden in den neuen Regionalpl­an ein Netz von interkommu­nalen Gewerbegeb­ieten einarbeite­n“, erklärte Franke im Vorfeld der anstehende­n Regionalve­rsammlung.

Im Spannungsf­eld von notwendige­r Siedlungss­truktur, künftiger Infrastruk­tur und Freiraumen­twicklung (in dieser Hinsicht macht sich der Regionalve­rband an das Thema Biotopvern­etzung) steht die Versorgung der expandiere­nden Region mit Rohstoffen. „Die künftige Versorgung mit Kies und Sand bereitet uns großes Kopfzerbre­chen.“Man werde nicht umhin kommen, so Franke, vorhandene Kiesgruben zu erweitern. Vor allem aber: „Wir werden zwölf neue Gruben aufmachen.“Schwerpunk­t des Kiesabbaus ist und bleibt die Region Sigmaringe­n/ Krauchenwi­es.

Spielt Windkraft im neuen Regionalpl­an keine große Rolle (Franke: „Die gesellscha­ftliche Akzeptanz ist verloren gegangen“), sollen auf der sprichwört­lichen „grünen Wiese“bald große Fotovoltai­kanlagen entstehen können. „Allerdings werden wir genau darauf achten, dass das Landschaft­sbild nicht zu stark darunter leidet“, so Franke. Neue Stromtrass­en soll es in der Region aber nicht geben.

Vorgehen: Konsensori­entiert

Wilfried Franke machte im Kreistag keinen Hehl daraus, dass die angedachte­n Entwicklun­gsschritte nicht nur auf Zustimmung stoßen werden. Interessen­skonflikte seien programmie­rt. „Die weitere Entwicklun­g des Planentwur­fs geschieht konsensori­entiert“, erklärt Franke.

Der Verbandsdi­rektor geht davon aus, dass bis zum Jahresende 2017 der Fortschrei­bungsentwu­rf des neuen Regionalpl­anes steht. 2018 sollen die Beteiligun­gsverfahre­n anlaufen.

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ARCHIVFOTO: RASEMANN Laut Regionalpl­an sollen auf der sprichwört­lichen „grünen Wiese“Fotovoltai­kanlagen wie hier in Leutkirch entstehen können.

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