Tabuzonen für Bauland sollen fallen
Die Region Bodensee-Oberschwaben wird wegen starken Wachstums ihr Gesicht verändern
FRIEDRICHSHAFEN - Friedrichshafen ist mit ein Herzstück einer prosperierenden Region mit großem Wachstum. Was innerhalb des Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben aber nicht wächst, ist die Fläche. Deshalb „werden wir beispielsweise Wohnungsbau künftig auch in geschützten Bereichen realisieren müssen“, ist sich Wilfried Franke, Direktor des Regionalverbands, sicher.
Der Verband ist mitten in der Fortschreibung des Regionalplans, verbindliche Basis für die (bauliche) Weiterentwicklung der Region. Franke nannte im Kreistag am Mittwoch Eckdaten, auf deren Grundlage der seit 1996 geltende und in die Jahre gekommene Regionalplan aktualisiert wird: Die Region werde in den kommenden 20 Jahren an die 80 000 Menschen dazu bekommen. Damit die auch ein Dach über dem Kopf haben, brauche es 26 000 neue Wohnungen. Um die bauen zu können, will der Regionalverband erstmals Wohnungsbauschwerpunkte ausweisen, hauptsächlich im Oberzentrum zwischen Weingarten und Friedrichshafen. Eines ist für den Verbandsdirektor dabei klar: „Wir werden für Wohnungsbau geschützte Bereiche opfern müssen.“Franke sieht beim Bauen weniger Potential in der Innenraumverdichtung, „wir müssen vielmehr noch mehr nach draußen gehen.“
Als „schwieriges Thema“bezeichnet Franke die Gewerbeentwicklung. Wenn es im gleichen Tempo so weitergehe wie in den vergangenen zehn Jahren, brauche es zusätzliche Gewerbeflächen von 1500 Hektar. Der Lösungsansatz: „Wir werden in den neuen Regionalplan ein Netz von interkommunalen Gewerbegebieten einarbeiten“, erklärte Franke im Vorfeld der anstehenden Regionalversammlung.
Im Spannungsfeld von notwendiger Siedlungsstruktur, künftiger Infrastruktur und Freiraumentwicklung (in dieser Hinsicht macht sich der Regionalverband an das Thema Biotopvernetzung) steht die Versorgung der expandierenden Region mit Rohstoffen. „Die künftige Versorgung mit Kies und Sand bereitet uns großes Kopfzerbrechen.“Man werde nicht umhin kommen, so Franke, vorhandene Kiesgruben zu erweitern. Vor allem aber: „Wir werden zwölf neue Gruben aufmachen.“Schwerpunkt des Kiesabbaus ist und bleibt die Region Sigmaringen/ Krauchenwies.
Spielt Windkraft im neuen Regionalplan keine große Rolle (Franke: „Die gesellschaftliche Akzeptanz ist verloren gegangen“), sollen auf der sprichwörtlichen „grünen Wiese“bald große Fotovoltaikanlagen entstehen können. „Allerdings werden wir genau darauf achten, dass das Landschaftsbild nicht zu stark darunter leidet“, so Franke. Neue Stromtrassen soll es in der Region aber nicht geben.
Vorgehen: Konsensorientiert
Wilfried Franke machte im Kreistag keinen Hehl daraus, dass die angedachten Entwicklungsschritte nicht nur auf Zustimmung stoßen werden. Interessenskonflikte seien programmiert. „Die weitere Entwicklung des Planentwurfs geschieht konsensorientiert“, erklärt Franke.
Der Verbandsdirektor geht davon aus, dass bis zum Jahresende 2017 der Fortschreibungsentwurf des neuen Regionalplanes steht. 2018 sollen die Beteiligungsverfahren anlaufen.