DFB-Frauen unter Druck
Gegen Italien ist ein Sieg für das Jones-Team bei der EM fast schon ein Muss
TILBURG (SID/dpa) - Die deutschen Fußballerinnen reden gar nicht erst um den heißen Brei herum. „Ganz klar: Jetzt müssen wir gewinnen“, lautete die forsche Ansage von Torhüterin Almuth Schult vor dem zweiten EM-Gruppenspiel am heutigen Freitag (20.45 Uhr/ARD und Eurosport) gegen Italien.
Nach der nervösen Nullnummer gegen Schweden zum Auftakt steht die Auswahl von Bundestrainerin Steffi Jones unter Druck und muss im Duell mit der Squadra Azzurra, bei den Frauen aber bei Weitem nicht so ein deutscher Angstgegner wie im Männerbereich, Zähne zeigen. „Die Italienerinnen agieren in den Zweikämpfen bissig. Darauf haben wir uns eingestellt“, sagte Jones, die in Tilburg generell einen tief stehenden, kompakten Gegner erwartet.
Technisch sind die deutschen Spielerinnen dem Kontrahenten weit überlegen, doch körperlich muss das runderneuerte DFB-Team gegenhalten. Die Italienerinnen sind für Nickeligkeiten bekannt. Schult hofft, dass ihre Vorderleute einen kühlen Kopf bewahren: „Wir dürfen uns nicht provozieren lassen.“
Coolness braucht der Rekordeuropameister auch im gegnerischen Strafraum. Soll es mit dem siebten EM-Triumph in Serie klappen, müssen schnellstens Tore her – für die notwendigen Punkte, aber auch für das Selbstvertrauen. „Ich hoffe, dass wir einfach den Bann brechen und das Tor treffen. Dann läuft das“, sagte Schult.
Jones muss aber auch ein kniffliges Angriffspuzzle lösen. Nach der Verletzung von Stürmerin Svenja Huth ist an der Seite der gesetzten Anja Mittag plötzlich wieder eine Stelle in der Offensive des deutschen Nationalteams vakant geworden. Weil Topangreiferin Alexandra Popp sich in der Vorbereitung am Knie verletzte, war Huth als Mittag-Partnerin auserkoren worden. Doch der gegen Schweden erlittene Muskelfaserriss stoppte die 26-Jährige von Turbine Potsdam. „Das tut natürlich weh. Nicht nur für Svenja, sondern auch für uns als Mannschaft. Sie ist eine wichtige Spielerin, die immer für Unruhe sorgt – egal gegen welche Abwehr“, sagte Babett Peter. Die Innenverteidigerin findet aber auch: „Wir haben noch genügend Spielerinnen und Qualität, um trotzdem Lösungen zu finden.“
Gestern Abend gab Jones Mandy Islacker vom FC Bayern München eine Einsatzgarantie. „Mandy hat es hervorragend gemacht. Sie ist nicht umsonst Torschützenkönigin geworden. Mit ihr kann ich zufrieden sein“, sagte sie. Islacker hatte gegen Schweden als Joker überzeugt, aber zwei große Torchancen ausgelassen.
Zudem kündigte Jones weitere personelle Veränderungen an, die sie aber nicht näher erläuterte. Denkbar wäre, dass Jones der quirligen Linda Dallmann im Mittelfeld eine Chance gibt. Die 22-Jährige von der SGS Essen stellte zuletzt in den Tests gegen Brasilien (3:1) und Kanada (2:1) jeweils einen Treffer.
Hinten wird sich das DFB-Team auf Konterversuche des zweimaligen Vizeeuropameisters einstellen müssen, der nach dem 1:2 zum Auftakt gegen Russland im Kampf um den Viertelfinaleinzug dringend Punkte benötigt. „Das ist gerade für Innenverteidiger schwierig, wenn man defensiv nicht so sehr gefordert ist, aber trotzdem 90 Minuten lang fokussiert sein muss“, sagte Peter. Den letzten ihrer 14 Siege aus 26 Duellen gegen Italien (acht Remis, vier Niederlagen) fuhr die DFB-Elf vor vier Jahren auf dem Weg zum EMTriumph in Schweden ein.
Voraussichtliche Aufstellung Deutschland: Schult – Blässe, Demann, Peter, Simon – Däbritz – Dallmann, Magull – Marozsan – Islacker, Mittag.