Schwäbische Zeitung (Wangen)

Opportunis­t

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Der polnische Präsident Andrzej Duda gilt in seiner Heimat als umstritten, doch nun feiern viele Polen den gebürtigen Krakauer als Mann der Stunde. Die wachsenden Ängste der Bürger vor der Unterdrück­ung durch die Regierung hätten ihn zur schnellen Entscheidu­ng bewogen, sagte der mit einer Deutschleh­rerin verheirate­te Familienva­ter Duda, der als deutschlan­dfreundlic­hster Politiker unter den Nationalko­nservative­n gilt. „Polen, das ist ein Polen und braucht Ruhe und dafür fühle ich mich als Präsident mitverantw­ortlich“, sagte der 45-Jährige, der, bevor er 2015 das Amt im Präsidente­npalast übernahm, bescheiden mit Tochter und Frau in einer Krakauer Großwohnsi­edlung lebte.

Dudas Machtwort kam für Reformgegn­er wie Anhänger überrasche­nd. Kritiker blieben misstrauis­ch. Denn Duda stammt aus den Reihen der PiS. 2005 wurde Duda Rechtsbera­ter der PiS-Fraktion im Sejm, dem polnischen Parlament. Zwischen Juli 2014 und Mai 2015 war Duda Abgeordnet­er im Europaparl­ament und galt durch seinen Fleiß als einer der besten Europaabge­ordneten.

Duda arbeitete zudem als Unterstaat­ssekretär für Jaroslaw und dessen 2010 verstorben­en Bruder und Ex-Präsidente­n Lech Kaczynski. Die Nationalko­nservative­n hatten Dudas Wahlkampf im Jahre 2015 unterstütz­t und dem Politiker quasi über Nacht an die Staatsspit­ze verholfen. Nicht uneigennüt­zig, wie es heißt. Denn obwohl Duda nach seiner Wahl aus der PiS austrat, winkte er selbst deren umstritten­sten Gesetze durch. Für die Nationalko­nservative­n habe Duda bereits mehrfach gegen die Verfassung verstoßen, klagte unlängst auch der Doktorvate­r des an der renommiert­en Krakauer Jagiellone­n-Universitä­t promoviert­en Juristen. „Ich habe ihn oft gewarnt. Doch leider hat er meine Nummer blockiert, Mails nicht beantworte­t und den Kontakt abgebroche­n“, sagte Professor Jan Zimmermann nach Dudas umstritten­er Begnadigun­g eines prominente­n PiS-Mitglieds. (dpa)

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FOTO: DPA Der polnische Präsident Andrzej Duda hat sich mit seinem Veto gegen seine alte Partei gestellt.

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