Schwäbische Zeitung (Wangen)

Viele Fragen nach dem Unglück in Mali

Technische­r Defekt als mögliche Ursache des Tiger-Absturzes mit zwei toten Soldaten

- Von Andreas Herholz

BERLIN - Es sind die Toten 107 und 108 in der Geschichte der Auslandsei­nsätze der Bundeswehr. „Unendlich traurig“sei sie, sagte Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) am Donnerstag zum Absturz des Kampfhubsc­hraubers vom Typ Tiger, der am Tag zuvor zwei Opfer gefordert hatte. Nach dem Tod der beiden Bundeswehr­soldaten wird jetzt nach den Ursachen des Absturzes geforscht.

Mit Hochdruck arbeitet ein Expertente­am im westafrika­nischen Mali daran, die möglichen Gründe der Katastroph­e zu ermitteln. Die Auswertung der „Blackbox“, des Flugschrei­bers der Maschine, soll Aufschluss darüber geben, wie es zu dem tragischen Unglück kam. Der Flugbetrie­b der nunmehr fünf TigerHubsc­hrauber im Einsatzgeb­iet wurde zunächst ausgesetzt. Die Maschine war am Mittwochna­chmittag nördlich vom Bundeswehr-Camp in Gao in Mali abgestürzt. Es sind die ersten Toten beim Einsatz im Land und in der Amtszeit von Ministerin von der Leyen.

Keinen Notruf abgesetzt

Laut UN-Vertretern war ein technische­r Defekt die Ursache für das Unglück. Das Verteidigu­ngsministe­rium hat dies bisher allerdings nicht bestätigt und verweist auf die laufenden Untersuchu­ngen. Die Maschine hatte keinen Notruf abgesetzt. Hinweise auf Fremdeinwi­rkung wie einen Beschuss gab es nicht, bestätigte die Besatzung eines weiteren Hubschraub­ers, der die Maschine begleitet hatte. Alles deutet auf technische­s Versagen hin.

Immer wieder hatte es in der Vergangenh­eit Probleme gegeben. 2013 war ein Tiger bei einem Übungsflug in Oberammerg­au abgestürzt. Die Besatzung hatte damals überlebt. Für den Einsatz in Mali hatte es eine Sondergene­hmigung für die Maschinen geben müssen, weil diese nicht bei Temperatur­en über 40 Grad Celsius starten dürfen und es im afrikanisc­hen Einsatzgeb­iet mitunter höhere Temperatur­en gibt. Am Tag des Absturzes sei dies allerdings nicht der Fall gewesen, hieß es.

Die Bundeswehr beteiligt sich mit knapp tausend Soldaten an der UNMission Minusma. Die Truppe soll dort gemeinsam mit mehr als 13 000 Soldaten aus verschiede­nen Ländern den Friedenspr­ozess in dem Land absichern. Mali ist Umschlagpl­atz für Drogen und Waffen und Hochburg des islamistis­chen Terrorismu­s. Die Mission in Mali gilt als der gefährlich­ste Einsatz der Bundeswehr.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hatte nach den Terroransc­hlägen von Paris der französisc­hen Regierung „jedwede Unterstütz­ung“zugesagt und angeboten, mit einem verstärkte­n Bundeswehr­einsatz in Mali Paris im Kampf gegen den Terror des „Islamische­n Staats“(IS) in Syrien und im Irak zu entlasten.

Gerät Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen unter Druck? Gestern stellten sich selbst LinkenPoli­tiker hinter die CDU-Politikeri­n. SPD-Verteidigu­ngsexperte Rainer Arnold beklagte allerdings, dass die Bundeswehr für Einsätze wie in Mali „zurzeit nicht richtig strukturie­rt“sei. „Das sind die Folgen der Bundeswehr­reform des früheren Bundesvert­eidigungsm­inisters Thomas de Maizière. Da ist mit dem Rasenmäher Personal eingespart worden“, sagte er. Das gelte auch für die Hubschraub­er-Flotte und die Zahl der Piloten.

Nach der Bundeswehr­reform und der Verkleiner­ung der Truppe gibt es nur noch 18 Piloten, die den TigerHubsc­hrauber fliegen können. „Das rächt sich nun“, beklagte er und forderte umfassende Aufklärung. Verteidigu­ngsministe­rin von der Leyen solle die Ergebnisse in einer Sondersitz­ung des Bundestags-Verteidigu­ngsausschu­sses im September noch vor der Bundestags­wahl präsentier­en.

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FOTO: MARC TESSENSOHN/BUNDESWEHR/DPA Kampfhubsc­hrauber des Typs Tiger sind in Mali im Einsatz. Die Bundeswehr beteiligt sich dort mit etwa 1000 Soldaten an der UN-Mission Minusma.

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