Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ein Ferienpark in neuer Dimension

Nahe Leutkirch investiert der Konzern Center Parcs 350 Millionen Euro

- Von Simon Nill und Herbert Beck

LEUTKIRCH - Es klingt alles ein wenig wie bei Transfer-Meldungen aus dem Profi-Fußball dieser Tage. Noch nie wurde in Deutschlan­d in ein Tourismusp­rojekt so viel Geld gesteckt: 350 Millionen Euro. Dafür erwarten, so der Konzern Center Parcs, die Gäste Angebote, die alle anderen vergleichb­aren Einrichtun­gen in Deutschlan­d in den Schatten stellen sollen – auf einer Fläche von 184 Hektar, das entspricht etwa 258 Fußballfel­dern. 1000 Ferienhäus­er, dazu eine großes Zentralgeb­äude mit Spaßbad und ein Spa- und Wellness-Zentrum, will Center Parcs dort errichten, wo während des Dritten Reiches Giftkampfs­toffe und danach von Franzosen, Amerikaner­n und der Bundeswehr Waffen und Munition lagerten.

Insofern trägt diese Maßnahme durchaus auch Parallelen zu Bewegungen wie „Schwerter zu Pflugschar­en“. Alles also einfach gut? „Im Prinzip Ja“, um im Jargon von Radio Eriwan zu bleiben. Mit überwältig­ender Mehrheit hat vor Jahren ein Bürgerents­cheid in der Allgäustad­t Leutkirch den Weg für den Park geebnet, der Ende 2018 eröffnet werden soll. Doch der Bau lässt sich nicht im Verborgene­n umsetzen. Auch das erklärt das große Interesse der Bevölkerun­g daran, was denn nun tatsächlic­h in dem Waldgebiet geschieht. Am Donnerstag nahmen wieder mehr als 1000 Menschen die Möglichkei­t wahr, in Bussen das Terrain zu erkunden.

„Ich bin richtig gespannt, was von der alten Geländestr­uktur übrig ist. Früher durfte man ja nie rein“, sagt Alfred Sauterleut­e. Neugierig sitzt der gebürtige Leutkirche­r in einem der Reisebusse, die auf die Einfahrt in den Park warten. Schlange gestanden waren in den Tagen zuvor die Menschen, um Tickets zu ergattern. „Das Projekt hat touristisc­h so viel Bedeutung. Da will ich einfach einen Einblick bekommen“, meint Florian Graber, der es sich in der vorletzten Reihe bequem gemacht hat. Auch Diana Mecke hat sich einen der begehrten Plätze gesichert. Sie will unbedingt wissen, wie die Anlage mittlerwei­le aussieht. Sie kenne sie noch von früher, ihr Großvater habe in dem ehemaligen Munitionsd­epot gearbeitet.

Kaum hat der Busfahrer das Gefährt in Bewegung gesetzt, schnappt sich Christoph Muth das Mikrofon. Er fungiert im Park künftig als „General Manager“und wird während der halbstündi­gen Tour die Fortschrit­te auf der Großbauste­lle erläutern. Gespannt wandern die Blicke der Mitfahrer abwechseln­d von links nach rechts aus dem Fenster. „Wahnsinn“, murmelt ein älterer Mann, nachdem das Fahrzeug die Bäume am Rand des Areals passiert hat und die Besucher zum ersten Mal die Baumaßnahm­en in ihrer gesamten Größe zu Gesicht bekommen. Viele zücken ihr Smartphone, nehmen Videos auf oder knipsen Fotos.

Beliebte Bildmotive sind vor allem der Bereich des Zentralgeb­äudes, dessen Rohbau teilweise bereits zu erkennen ist, sowie die ersten beiden Ferienhäus­er, die erahnen lassen, wie das Areal bis Ende 2018 aussehen könnte.

Große Augen gibt es unter anderem beim Anblick von zwei Bunkern, die erhalten werden und als sogenannte Fledermaus­hotels dienen sollen. Schwer beeindruck­t geht es für die Besucher nach einer kurzweilig­en Fahrt wieder zurück zum Ausgangspu­nkt. „Die Weitläufig­keit des Geländes war unglaublic­h“, betont Florian Graber. Die Vielfalt der Angebote, die es geben soll, hat Diana Mecke imponiert. Von der Anlage, die sie von früher her kannte, sei nicht mehr viel übrig geblieben. „Es geht jedenfalls gut vorwärts“, lautet ihr Resümee.

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FOTO: STRITTMATT­ER Das Zentralgeb­äude im Ferienpark wächst, links entsteht die Badelandsc­haft, rechts der Gastronomi­e- und Verwaltung­strakt.

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