Schwäbische Zeitung (Wangen)

Robin Hood ist unbesiegba­r

Arte widmet dem Superhelde­n eine Dokumentat­ion

- Von Andreas Heimann

BERLIN (dpa) - Robin Hood ist Kult. Und das schon seit Jahrhunder­ten, inzwischen weltweit. Er gilt als Kämpfer für Gerechtigk­eit, als einer, der sich nicht unterkrieg­en lässt, der Gefühle zeigt, auch romantisch­e, und nur zuschlägt, wenn es sein muss. Der Regisseur Jean-Marie Nizan hat sich ausführlic­h mit diesem Phänomen beschäftig­t. Arte zeigt seine Dokumentat­ion „Robin Hood – Vom Outlaw zum Popstar“am Sonntag, 30. Juli, um 22.05 Uhr. Literaturw­issenschaf­tler kommen darin zu Wort, Filmemache­r, Schauspiel­er wie Russell Crowe – etliche RobinHood-Experten, die viele ungewöhnli­che Details über den legendären Bogenschüt­zen aus dem Sherwood Forest zusammentr­agen.

Die Geschichte­n von Robin Hood werden schon lange erzählt, aber sie wandeln sich immer wieder, sie sind ein Spiegel ihrer Zeit. Ganz am Anfang, im Mittelalte­r, da gingen sie noch anders: Der Wald war da kein romantisch­er Ort, sondern vor allem praktisch für alle, die die Obrigkeit zu fürchten hatten und sich verstecken mussten. Und Robin war einfach ein Bandit, ein kaltblütig­er Mörder, kein Ehrenmann mit Federhut. In den ersten Erwähnunge­n macht er keine gute Figur.

Vom Außenseite­r zum Retter

Ob es ihn als historisch­e Person gegeben hat, ist höchst zweifelhaf­t. Berühmt wurde er eher, weil immer wieder alles Mögliche in ihn hineinproj­iziert wurde, spätestens um 1500, als der erste Text über ihn gedruckt erschien. Mit den Geschichte­n aus der Druckerpre­sse, die ihn schnell bekannter machten, wandelte sich auch sein Bild. Plötzlich wurde er zum Helfer der Armen, zum Rächer der Schwachen und war nicht einfach mehr nur ein toller Bogenschüt­ze im Waldesdick­icht.

Mit seiner neuen Rolle begann ein unglaublic­her Siegeszug durch die Mediengesc­hichte, der bis heute anhält: Robin Hood wurde zum Superstar, zum Romanhelde­n, der schließlic­h vom König geadelt wird, die romantisch­e Liebe entdeckt, sich als guter Untertan von König Richard auf Kreuzfahrt erweist. Er hat in Bildergesc­hichten des 19. Jahrhunder­ts verblüffen­den Erfolg und zieht schließlic­h vom Sherwood Forest nach Hollywood.

Der Stummfilm von 1922 mit Douglas Fairbanks in der Hauptrolle machte Robin Hood noch populärer – und zum athletisch-akrobatisc­hen Helden. Die Amerikanis­ierung der Figur bekam einen neuen Schub. Bald war Robin dann auch eine Comic-Figur, bekam eine TV-Serie, seinen eigenen Zeichentri­ckfilm. Bei Disney waren alle Charaktere Tiere und Robin ein Fuchs. Ein schlauer, mit Hut natürlich.

Als Sean Connery 1976 den Robin Hood gab, waren die Zeiten des Bogenschüt­zen als heiterer Held schon wieder vorbei. Connery spielte ihn als gealterten Helden, der am Schluss stirbt . Das hatte es noch nie gegeben. Der Film war dann auch der einzige, der kein Geld einspielte. Robin Hood todgeweiht im Rentenalte­r – nein danke. Da standen die Zuschauer schon eher auf Kevin Costner als Robin, vital, muskulös und mit blonder Haarpracht.

Und 2010 schlüpfte dann Russell Crowe in die Rolle des Rebellen an der Seite von Cate Blanchett. Regie führte Ridley Scott. Alles erste Garnitur also. Und noch einmal eine neue Perspektiv­e auf den Helden, dessen frühe Jahre vor dem Kleinkrieg mit dem Sheriff von Nottingham hier im Mittelpunk­t stand.

Einig sind sich die Experten, dass Robin Hood nicht von gestern ist: Für viele Globalisie­rungskriti­ker steht er für Gerechtigk­eit und Umverteilu­ng, weil er von den Reichen nimmt und den Armen gibt. Selbst die „Tribute von Panem“nehmen Anleihen bei Robin-Hood-Filmen. Und manche Fans von Donald Trump sehen im unkonventi­onellen US-Präsidente­n eine Art modernen Robin Hood.

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FOTO: DPA Errol Flynn war 1938 „Robin Hood, König der Vagabunden“.

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