Kulturschaffende hadern mit Veranstaltungsorten
Diskussionsrunde auf Einladung der Grünen – Kulturtermine sollen künftig besser koordiniert werden
WANGEN - Solch eine Runde gab es in Wangen bislang selten: Zahlreiche kulturpolitisch Engagierte aus der Stadt waren am Freitagmorgen im Narrenstüble zusammen gekommen, um ihnen am Herzen liegende Themen zu besprechen. Bei der von der Landtags abgeordneten Petra Krebs (Grüne) arrangierten Veranstaltung kamen auch manche Probleme zur Sprache. Kritik gab es zum Beispiel an der Qualität der Veranstaltung sorte. Und Silke Viel hab er, seit April beider Stadt für Kultur veranstaltungen zuständig, kündigte für die Zukunft regelmäßige Runden dieser Art auf Einladung der Verwaltung an. Nachfolgende in Überblick der Themen, die mit Manfred Kern, kulturpolitischer Sprecher der Landtags fraktion der Grünen, besprochen wurden. Festspiele: Kern war am Vorabend Premierengast des Abendstücks der diesjährigen Festspiele – und lobte diese wie allgemein das kulturell sehr rege Leben in der Stadt. Zum Landeszuschuss für das Freilichttheater in Höhe von 45 000 Euro erklärte er: Das reiche sicher nicht. „Aber wir haben die Aufgabe, nach jedem zuschauen .“Festspiel vereins vorsitzender Manfred Wolfrum drückte Dankbarkeit für die Finanzhilfe aus und erklärte :„ Uns geht es eigentlich gut.“Förderung von Musikschulen:
Hans Wagner, Leiter der kommunalen Jugendmusik schule, empfindet eine zehnprozentige Landesförderung für den pädagogischen Bereich als zu gering – auch weil man sich nicht nur um die Jugend kümmere. Förderung brauche es demnach auch für Erwachsenen angebote. Dass auch freie Musikschulen finanziell nicht auf Rosen gebettet sind, verdeutlichte Katja Füting vom Haus
der Künste: „Wir schaffen es gerade so, Lehrer und Räume zu bezahlen.“Vida Wolfbauer, im Büro von Petra Krebs tätig, ergänzte auch mit Blick auf Musikschulen: „Viele Eltern können sich diese Zusatzangebote nicht leisten. Das ist auch in Wangen so. Ich finde das bestürzend.“Wagners Vorgänger Adolf Wetzel merkte an: „Alle reden von Bildung. Aber 90 Prozent zählen Musik nicht zur Bildung.“Gesetzliche Hürden für Vereine:
Gleich mehrere Teilnehmer der Runde beklagten stetig steigende Auflagen der Gesetzgeber, sei es bei Steuern, den Sicherheitsanforderungen oder der allgemeinen Rechtslage. „Es gibt immer mehr Vorgaben“, sagte etwa Markus Orsingher, Vorsitzender der Kinderfest-Kommission. Und Irina Leist, Vorsitzende des Altstadtund Museumsvereins, erklärte: „Im Vereinsrecht hat sich Einiges zum Negativen entwickelt.“Orsingher appellierte an Petra Krebs und Manfred Kern: „Es wäre schön, wenn die Landespolitik ein bisschen mehr ans Ehrenamt denken könnte.“.
Krebs bestätigte: Wegen der „mächtigen abstrakten Terrorgefahr“trete derzeit Vieles in den Hintergrund. Sie appellierte an die Vereine, Briefe an die Regierungsfraktionen zu schreiben, um die Folgen dieser Entwicklung aufzuzeigen. Kern pflichtete den Kritikern in Sachen Vereinsrecht bei. Der gelernte Steuerberater hält aber das Steuerrecht, gerade für Vereine, für einfach – erntete damit aber Widerspruch. Finanzbedarf im Kulturbereich:
Auch hier nannten mehrere Anwesende Beispiele aus ihrem Bereich. Manfred Gruner, Vorsitzender des Oratorienchors, erklärte, es sei schwierig, Geld zu erwirtschaften. Denn: „Die Musiker müssen doch Geld bekommen, da muss man ganz schön kämpfen.“Adolf Wetzel, Vorsitzender Opernbühne, sah ebenfalls Finanzbedarf: „Alles ehrenamtlich zu erledigen, das kann auf Dauer nicht gut gehen.“Und Wolfram Bücking, Vorsitzender des Jazz Point, monierte, der Förderbetrag des Landes für Jazzclubs sei seit 1982 nicht erhöht worden. Dass der Verein, der sich laut Bücking mit seinen Konzerten in der Champions League sieht, mit einer „schwarzen Null“heraus komme, läge an kommunaler
Hilfe: „Ohne die Stadt ginge gar nichts.“Aufführungsorte und Spielstätten in Wangen: Hier gab es eine ganze Reihe von Kritikern und Kritikpunkten, angefangen bei vergleichsweise kleinen Ensembles wie der Theatergruppe Kiesel: Die HägeSchmiede sei oft belegt, die Stadthalle für Aufführungen zu groß, und in der Bücherei werde der Bühnenaufbau immer schwieriger.
Für die zahlenmäßig Großen benannte Wolfgang Gruner vom Oratorienchor die Probleme. In der Stadthalle dürfe man zwar proben. „Wenn die besetzt ist, wird es aber schwierig“, sagte er mit Blick auf rund 100 Sänger und 60 Orchestermusiker. Er hält Wangen reif für größere Aufführungsorte, denn: „Beethoven will gepflegt werden.“
Ergo konzentrierte sich die Diskussion in diesem Punkt auf den bis zu 700 Zuschauer fassenden Festsaal der Waldorfschule. Adolf Wetzel merkte hier das Erstbelegungsrecht der Schule an. Deshalb sagte er: „Es ist eigentlich nicht gut, dass Wangen keine richtige Stadthalle mit Nebenräumen hat. Das wäre kein Luxus“, sagte der Chef der Opernbühne.
Hans Wagner hielt überdies das städtische Belegungskontingent in der Waldorfschule für „nicht wirklich transparent“. Zudem seien nach der Sanierung die Kosten für dort auftretende Veranstalter gestiegen: „Früher musste man eine Miete von 800 Euro zahlen, heute eine Nutzungsentschädigung von nur noch 1200 Euro“, erklärte er süffisant. Zudem müsse man nicht nutzbare Nebenräume mitmieten. Kay Friedrich, Kreisvorsitzender Grünen, schlug vor, bei Raumnot an die Ortschaften zu denken: In der Grundschule Schomburg gebe es eine „super-gute Aula.“Kultur-Koordination in Wangen: Die neue städtische Veranstaltungsbeauftragte Silke Vielhaber kündigte regelmäßige Runden der Verantwortlichen für die Zukunft an. Dabei sollen Aktivitäten und Termine aufeinander abgestimmt werden. Daran hapert es bis dato offenbar, wie am Freitag durchklang. Vielhabers Vorschlag stieß deshalb auf Zustimmung. Die Notwendigkeit der Koordination drückte Wolfram Bücking so aus: „Wir haben nur ein Publikum.“