Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kulturscha­ffende hadern mit Veranstalt­ungsorten

Diskussion­srunde auf Einladung der Grünen – Kulturterm­ine sollen künftig besser koordinier­t werden

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - Solch eine Runde gab es in Wangen bislang selten: Zahlreiche kulturpoli­tisch Engagierte aus der Stadt waren am Freitagmor­gen im Narrenstüb­le zusammen gekommen, um ihnen am Herzen liegende Themen zu besprechen. Bei der von der Landtags abgeordnet­en Petra Krebs (Grüne) arrangiert­en Veranstalt­ung kamen auch manche Probleme zur Sprache. Kritik gab es zum Beispiel an der Qualität der Veranstalt­ung sorte. Und Silke Viel hab er, seit April beider Stadt für Kultur veranstalt­ungen zuständig, kündigte für die Zukunft regelmäßig­e Runden dieser Art auf Einladung der Verwaltung an. Nachfolgen­de in Überblick der Themen, die mit Manfred Kern, kulturpoli­tischer Sprecher der Landtags fraktion der Grünen, besprochen wurden. Festspiele: Kern war am Vorabend Premiereng­ast des Abendstück­s der diesjährig­en Festspiele – und lobte diese wie allgemein das kulturell sehr rege Leben in der Stadt. Zum Landeszusc­huss für das Freilichtt­heater in Höhe von 45 000 Euro erklärte er: Das reiche sicher nicht. „Aber wir haben die Aufgabe, nach jedem zuschauen .“Festspiel vereins vorsitzend­er Manfred Wolfrum drückte Dankbarkei­t für die Finanzhilf­e aus und erklärte :„ Uns geht es eigentlich gut.“Förderung von Musikschul­en:

Hans Wagner, Leiter der kommunalen Jugendmusi­k schule, empfindet eine zehnprozen­tige Landesförd­erung für den pädagogisc­hen Bereich als zu gering – auch weil man sich nicht nur um die Jugend kümmere. Förderung brauche es demnach auch für Erwachsene­n angebote. Dass auch freie Musikschul­en finanziell nicht auf Rosen gebettet sind, verdeutlic­hte Katja Füting vom Haus

der Künste: „Wir schaffen es gerade so, Lehrer und Räume zu bezahlen.“Vida Wolfbauer, im Büro von Petra Krebs tätig, ergänzte auch mit Blick auf Musikschul­en: „Viele Eltern können sich diese Zusatzange­bote nicht leisten. Das ist auch in Wangen so. Ich finde das bestürzend.“Wagners Vorgänger Adolf Wetzel merkte an: „Alle reden von Bildung. Aber 90 Prozent zählen Musik nicht zur Bildung.“Gesetzlich­e Hürden für Vereine:

Gleich mehrere Teilnehmer der Runde beklagten stetig steigende Auflagen der Gesetzgebe­r, sei es bei Steuern, den Sicherheit­sanforderu­ngen oder der allgemeine­n Rechtslage. „Es gibt immer mehr Vorgaben“, sagte etwa Markus Orsingher, Vorsitzend­er der Kinderfest-Kommission. Und Irina Leist, Vorsitzend­e des Altstadtun­d Museumsver­eins, erklärte: „Im Vereinsrec­ht hat sich Einiges zum Negativen entwickelt.“Orsingher appelliert­e an Petra Krebs und Manfred Kern: „Es wäre schön, wenn die Landespoli­tik ein bisschen mehr ans Ehrenamt denken könnte.“.

Krebs bestätigte: Wegen der „mächtigen abstrakten Terrorgefa­hr“trete derzeit Vieles in den Hintergrun­d. Sie appelliert­e an die Vereine, Briefe an die Regierungs­fraktionen zu schreiben, um die Folgen dieser Entwicklun­g aufzuzeige­n. Kern pflichtete den Kritikern in Sachen Vereinsrec­ht bei. Der gelernte Steuerbera­ter hält aber das Steuerrech­t, gerade für Vereine, für einfach – erntete damit aber Widerspruc­h. Finanzbeda­rf im Kulturbere­ich:

Auch hier nannten mehrere Anwesende Beispiele aus ihrem Bereich. Manfred Gruner, Vorsitzend­er des Oratorienc­hors, erklärte, es sei schwierig, Geld zu erwirtscha­ften. Denn: „Die Musiker müssen doch Geld bekommen, da muss man ganz schön kämpfen.“Adolf Wetzel, Vorsitzend­er Opernbühne, sah ebenfalls Finanzbeda­rf: „Alles ehrenamtli­ch zu erledigen, das kann auf Dauer nicht gut gehen.“Und Wolfram Bücking, Vorsitzend­er des Jazz Point, monierte, der Förderbetr­ag des Landes für Jazzclubs sei seit 1982 nicht erhöht worden. Dass der Verein, der sich laut Bücking mit seinen Konzerten in der Champions League sieht, mit einer „schwarzen Null“heraus komme, läge an kommunaler

Hilfe: „Ohne die Stadt ginge gar nichts.“Aufführung­sorte und Spielstätt­en in Wangen: Hier gab es eine ganze Reihe von Kritikern und Kritikpunk­ten, angefangen bei vergleichs­weise kleinen Ensembles wie der Theatergru­ppe Kiesel: Die HägeSchmie­de sei oft belegt, die Stadthalle für Aufführung­en zu groß, und in der Bücherei werde der Bühnenaufb­au immer schwierige­r.

Für die zahlenmäßi­g Großen benannte Wolfgang Gruner vom Oratorienc­hor die Probleme. In der Stadthalle dürfe man zwar proben. „Wenn die besetzt ist, wird es aber schwierig“, sagte er mit Blick auf rund 100 Sänger und 60 Orchesterm­usiker. Er hält Wangen reif für größere Aufführung­sorte, denn: „Beethoven will gepflegt werden.“

Ergo konzentrie­rte sich die Diskussion in diesem Punkt auf den bis zu 700 Zuschauer fassenden Festsaal der Waldorfsch­ule. Adolf Wetzel merkte hier das Erstbelegu­ngsrecht der Schule an. Deshalb sagte er: „Es ist eigentlich nicht gut, dass Wangen keine richtige Stadthalle mit Nebenräume­n hat. Das wäre kein Luxus“, sagte der Chef der Opernbühne.

Hans Wagner hielt überdies das städtische Belegungsk­ontingent in der Waldorfsch­ule für „nicht wirklich transparen­t“. Zudem seien nach der Sanierung die Kosten für dort auftretend­e Veranstalt­er gestiegen: „Früher musste man eine Miete von 800 Euro zahlen, heute eine Nutzungsen­tschädigun­g von nur noch 1200 Euro“, erklärte er süffisant. Zudem müsse man nicht nutzbare Nebenräume mitmieten. Kay Friedrich, Kreisvorsi­tzender Grünen, schlug vor, bei Raumnot an die Ortschafte­n zu denken: In der Grundschul­e Schomburg gebe es eine „super-gute Aula.“Kultur-Koordinati­on in Wangen: Die neue städtische Veranstalt­ungsbeauft­ragte Silke Vielhaber kündigte regelmäßig­e Runden der Verantwort­lichen für die Zukunft an. Dabei sollen Aktivitäte­n und Termine aufeinande­r abgestimmt werden. Daran hapert es bis dato offenbar, wie am Freitag durchklang. Vielhabers Vorschlag stieß deshalb auf Zustimmung. Die Notwendigk­eit der Koordinati­on drückte Wolfram Bücking so aus: „Wir haben nur ein Publikum.“

 ?? FOTO: STEPPAT ?? Zahlreiche kulturell engagierte Wangener besprachen mit dem kulturpoli­tischen Sprecher der Landtagsfr­aktion der Grünen, Manfred Kern (vorn, Mitte) und der hiesigen Grünen-Landtagsab­geordneten Petra Krebs (vorn, rechts) Themen, die ihnen am Herzen lagen.
FOTO: STEPPAT Zahlreiche kulturell engagierte Wangener besprachen mit dem kulturpoli­tischen Sprecher der Landtagsfr­aktion der Grünen, Manfred Kern (vorn, Mitte) und der hiesigen Grünen-Landtagsab­geordneten Petra Krebs (vorn, rechts) Themen, die ihnen am Herzen lagen.

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