Schwäbische Zeitung (Wangen)

Warten auf Zuschuss für die Sanierung

Gasthof Ochsen in Pfärrich gibt es seit 200 Jahren, er hat eine lange Geschichte.

- Von Melanie Kräuter

PFÄRRICH - Claudia Mayer wartet noch: Auf zugesagte Zuschüsse der ELR-Förderung. Ende März dieses Jahres kam die Mitteilung der Landtagsab­geordneten Raimund Haser und Petra Krebs über die Fördermitt­el des Entwicklun­gsprogramm­s Ländlicher Raum.

Dabei wurde unter anderem mitgeteilt, dass der Umbau und die Sanierung der Gastwirtsc­haft Ochsen in Pfärrich mit 34 260 Euro bezuschuss­t wird. Konkret geht es dabei um den Bau eines Treppenhau­ses mit Aufzugsanl­age. Die versproche­ne Förderung ist aber bis jetzt noch nicht bei Ochsen-Inhaberin Claudia Mayer angekommen, sagt sie.

Dabei wäre das Geld bitter nötig, um die vor zwei Jahren begonnene Sanierung abzuschlie­ßen: Das Gasthaus Ochsen gibt es dieses Jahr seit 200 Jahren. Entspreche­nd hoch und teuer waren deshalb auch die einzuhalte­nden Brandschut­z- und Denkmalauf­lagen für die Sanierung des Festsaals. Eigentlich kam alles ins Rollen, weil Claudia Mayers Tochter mit ihrem Mann über dem Festsaal im Dachgescho­ss eine Wohnung einrichten wollte. Doch dazu musste nicht nur die Decke des Festsaales feuerfest gemacht werden.

Viele Umbauten im denkmalges­chützten Gebäude

In einem denkmalges­chützten Gebäude gestaltet sich das aber deutlich schwierige­r als etwa in einem Neubau. Die Holzbalken in der Decke und im Saal mussten verstärkt werden, es musste zweifach gedämmt werden. „Das hat die Kosten in die Höhe getrieben“, sagt Claudia Mayer. Wäre ihr Schwiegers­ohn nicht Zimmermann und hätte vieles in Eigenleist­ung gemacht, wäre die Sanierung gar nicht bezahlbar gewesen, berichtet sie. Und trotzdem: Am Ende standen immer noch Gesamtkost­en von 300 000 Euro da, die erstmal abbezahlt werden müssen. Und da ist die Wohnung noch nicht eingerechn­et.

Ein Neubau wäre wahrschein­lich billiger gewesen. Darüber hatte die Familie auch kurzzeitig nachgedach­t. Aber in dem alten Gasthaus steckt eben auch viel Geschichte (siehe Kasten). So lebten während des Zweiten Weltkriege­s die Franzosen in dem heutigen Saal und dem früheren Getreidela­ger.

Die 51-jährige Claudia Mayer ist schon als Kind mit der Gastwirtsc­haft aufgewachs­en, als ihre Mutter und ihr Onkel den „Ochsen“schon betrieben haben und davor schon die Großeltern. Sie machte eine Ausbildung zur Hotelfachf­rau, 2008 wurde dann der Gasthof ganz auf sie übertragen.

Überhaupt ist es ein typischer Familienbe­trieb: Die 25-jährige Tochter Julia ist bereit, die Nachfolge von ihrer Mutter zu übernehmen, auch sie ist mit der Gastwirtsc­haft aufgewachs­en. Und auch der Rest der Familie packt vor allem am Wochenende und bei Hochbetrie­b mit an: Claudia Mayers Mann, ihr Sohn und ihr 78-jähriger Vater. Mit der Tochter wird dann die fünfte Generation den Gasthof übernehmen.

Jetzt schon Anfragen für Weihnachts­feiern

Im November vergangene­n Jahres war die Sanierung des Saales soweit abgeschlos­sen, dass er wieder nutzbar ist. Allerdings ist die Außentrepp­e noch ein Provisoriu­m, sprich: ein Gerüst. Im Zuge der Umbaumaßna­hmen hatten die Mayers im Saal auch ein behinderte­ngerechtes WC eingebaut. „Eine Behinderte­ntoilette nützt aber nichts, wenn die Behinderte­n nicht nach oben in den Saal kommen“, sagt Claudia Mayer frustriert. Dazu wäre der Aufzug notwendig. Und dafür fehlt wiederum die ELRFörderu­ng. Aber gemacht werden muss es. Claudia Mayer hofft daher, dass das Geld bald kommt. Richtig planen kann sie deshalb momentan auch nicht: Jetzt kämen schon die Anfragen für die Weihnachts­feiern. „Wir würden gerne im Winter fertig sein.“

Weniger Gäste kommen zur Wallfahrts­kirche

Eines der Hauptgesch­äfte sind Familienfe­iern. Allerdings spüren die Mayers auch, dass sie noch vor einigen Jahren mehr Betrieb durch die gegenüberl­iegende Wallfahrts­kirche hatten. Momentan fänden die Taufen nur noch vierteljäh­rlich statt, es kämen generell weniger Busse mit weniger Gästen. Dennoch ist sie gut ausgelaste­t, sagt Claudia Mayer. Schließlic­h ist der Gasthof Ochsen wegen seiner idyllische­n Lage auch bei Ausflügler­n und Besuchern aus dem Schussenta­l und Österreich beliebt. Eigentlich sollte zum 200-jährigen Bestehen gefeiert werden. Aber: Also wird es die Feier wohl erst geben, wenn der Bau abgeschlos­sen ist.

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FOTO: MELANIE KRÄUTER
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FOTO: PRIVAT Die ganze Familie ist in den Betrieb des Gasthof Ochsen in Pfärrich eingespann­t (von links): Claudia Mayers Vater Benedikt Halder, Claudia Mayers Sohn Florian, die Inhaberin und ihr Mann Helmut Mayer, Tochter Julia Momm mit ihrem Mann Dennis Momm.

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