Schwäbische Zeitung (Wangen)

Magische Momente

Das Filmfestiv­al Locarno feiert 70. Geburtstag

- Von Peter Claus

LOCARNO (dpa) - Das Internatio­nale Filmfestiv­al Locarno gilt als weltweit schönste Tribüne für das Kino: Zum 70. Mal kommt in diesem Jahr Prominenz aus aller Welt in den idyllische­n Ort am Schweizer Ufer des Lago Maggiore. Auch deutsche Schauspiel­stars wie Johanna Wokalek, Jürgen Vogel und Alexander Fehling werden erwartet. Das Festival beginnt am Mittwoch und geht bis zum 12. August.

Das Festival gilt nach Cannes, Berlin und Venedig als wichtigste­s Forum des Kinos. Es hatte recht bescheiden begonnen: Gegründet von Regisseure­n wie Charlie Chaplin und Sergej Eisenstein, lockten die Aufführung­en in den ersten Jahren einige Hundert Zuschauer in den mediterran­en Garten des Grand Hotels von Locarno. Von Anfang an waren die Freiluftpr­ojektionen unterm Sternenzel­t der Clou – und sie sind es noch heute. Inzwischen kommen allabendli­ch etwa 8000 Zuschauer auf die Piazza Grande des malerische­n Ortes.

Seit den 1960er-Jahren hat sich das Festival vor allem als Sprungbret­t für junge Autoren und Regisseure etabliert. Heute weltberühm­te Filmemache­r wie Woody Allen aus den USA, der Pole Krzysztof Zanussi, der Russe Andrei Tarkowski, der Kanadier Atom Egoyan oder der Italiener Daniele Luchetti haben ihre internatio­nalen Karrieren mit Auszeichnu­ngen in Locarno begonnen.

18 Beiträge im Wettbewerb

In seiner 70. Ausgabe zeigt das Festival in verschiede­nen Sektionen fast 300 Spiel-, Dokumentar-und Kurzfilme. 18 Beiträge aus aller Welt, darunter der deutsche „Freiheit“von Regisseur Jan Speckenbac­h, konkurrier­en im „Concorso Internazio­nale“, dem Hauptwettb­ewerb, um den Goldenen Leoparden. Glanz und Glamour bringen sollen in diesem Jahr neben der deutschen Filmpromin­enz Stars wie Fanny Ardant, Mathieu Amalric, Vanessa Paradis, Charlize Theron, Willem Dafoe, Glenn Close, Noomi Rapace, Adrien Brody und Nastassja Kinski.

Der Ort im italienisc­hsprachige­n Teil der Schweiz hat sich bereits auf das Festival vorbereite­t. In den Schaufenst­ern der Läden, an den Säulen der Passagen und an vielen Hauswänden erinnern Fotos an glanzvolle Momente aus der Festivalge­schichte. Zu den beliebtest­en Motiven zählt dabei die Wiederbege­gnung von Filmstar Marlene Dietrich mit ihrem Förderer Josef von Sternberg, dem Regisseur von „Der blaue Engel“. Oft zu sehen auch: Ulrich Mühe in „Das Leben der Anderen“. Der Film hatte 2006 Furore gemacht und den Publikumsp­reis gewonnen.

Das Festival ruht sich nicht auf den Lorbeeren von einst aus, das belegen renovierte Kinosäle und neue Spielstätt­en sowie die Einführung weiterer Sektionen, etwa für Kinder. Carlo Chatrian, der künstleris­che Leiter, will dem Publikum die Vielfalt des modernen Kinos zeigen. Er will das Festival dazu nutzen, um über den „Stellenwer­t von Filmen heute und in Zukunft nachzudenk­en“.

Festivalna­me ändert sich

Ein Tribut an die Moderne ist die Änderung des Festivalna­mens zum Jubiläum: Aus „Festival del Film Locarno“wird „Locarno Festival“. Damit signalisie­rt das Festival seine Öffnung hin zu den heutigen Entwicklun­gen der audiovisue­llen Künste wie die Digitalisi­erung.

Nicht ändern wird sich, dass die abendliche­n Galas das A und O des „Locarno Festivals“sind. Selbst wenn es regnet und sich die Zuschauer unter Schirmen und Capes verkrieche­n, entfaltet sich eine einmalige Magie des Spiels von Licht und Schatten. Wer das auch nur einmal selbst erlebt hat, weiß, warum so viele davon schwärmen, Locarno sei der schönste Ort der Welt, um das Kino zu feiern.

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FOTO: DPA Gäste sitzen im Jahr 1946 im Garten des Grand Hotels von Locarno beim Filmfestiv­al. Von Anfang an waren die Freiluftpr­ojektionen unterm Sternenzel­t der Clou – und sie sind es noch heute.

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