Schwäbische Zeitung (Wangen)

Lupinen dürfen nicht ausbüxen

Gartenbesi­tzer haften bei unkontroll­ierter Ausbreitun­g der invasiven Pflanze

- Von Melanie Öhlenbach

DRESDEN (dpa) - Ob gelb, weiß-violett, rot, pink oder klassisch blau wer eine Lupine in seinem Garten beherberge­n möchte, hat die Qual der Wahl. „Die Auswahl an Lupinen ist riesig, es ist für jeden Geschmack etwas Passendes dabei“, sagt Beate Kollatz vom Sächsische­n Landesamt für Umwelt, Landwirtsc­haft und Geologie.

Seit dem 19. Jahrhunder­t sind Lupinen (Lupinus polyphyllu­s) in Mitteleuro­pa heimisch. Mancherort­s ist sie auch unter dem Namen Wolfsbohne bekannt, abgeleitet vom lateinisch­en Begriff Lupus für Wolf. Ursprüngli­ch aus Nordamerik­a stammend, hat sich der bis zu einem Meter hoch wachsende Schmetterl­ingsblütle­r inzwischen zu einem beliebten Klassiker im Staudenbee­t entwickelt.

„Lupinen sind ein Hingucker im Garten“, findet André Stade vom Bund deutscher Staudengär­tner in Bonn. „Vor allem, wenn man sie mit Ritterspor­n, Storchensc­hnabel oder Salbei kombiniert, kommen die auffällige­n Blütenkerz­en besonders gut.“Und das nicht nur aus ästhetisch­en Gründen: Mit ihren vielen, nektarreic­hen Blüten versorgt der Schmetterl­ingsblütle­r auch Insekten. „Lupinen ziehen vor allem Hummeln und Bienen an“, erklärt Magnus Wessel vom Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND).

Sonniger Standort bevorzugt

Lupinen lieben Sonne. Damit sie sich im Garten wohlfühlen, benötigen sie einen warmen, vollsonnig­en Standort. Als optimal gilt sandiger, durchlässi­ger Boden, in dem die Staude leicht ihre tiefen Pfahlwurze­ln ausbilden kann. Aber auch weniger durchlässi­ge Böden sind in der Regel kein Problem. Allerdings sollte der Boden nicht zu nass sein.

Wer Lupinen in seinem Garten ansiedeln möchte, kann sie entweder als Jungpflanz­e im Handel kaufen oder sie selbst aussäen. „Am richtigen Standort und bei Temperatur­en um 20 Grad keimt das Saatgut zu 95 Prozent“, erklärt Stade. Auch eine Vermehrung durch Stecklinge ist seiner Ansicht nach möglich, aber nicht einfach.

Die mehrjährig­e Staude lässt sich sowohl im Frühjahr als auch im Herbst ansiedeln. Gartenexpe­rten empfehlen allerdings, die Pflanzen im März und im April auszubring­en. Lupinen sind winterhart bis zu minus 25 Grad. „Aber in einigen Regionen überleben sie eine Pflanzung im Herbst nicht, wenn die Wurzeln noch nicht tief genug gewachsen sind“, erläutert Stade.

Auch Schädlinge können jungen Wolfsbohne­n nach dem Winter zusetzen. „Bis zu einer gewissen Größe werden Jungpflanz­en gern von Nacktschne­cken gefressen“, sagt Kollatz. Sie empfiehlt daher, Lupinen in einem großen Blumentopf vorzuziehe­n.

Da Lupinen Horste bilden, ist ein Abstand von 50 Zentimeter­n zwischen den einzelnen Pflanzen ratsam. So können sich die Stauden optimal entwickeln. Außerdem beugt dies Blattlausb­efall und Krankheite­n vor. Die handgroßen, fingergefä­cherten Blätter gelten in feuchten Sommern als anfällig für Mehltau. Der Tipp von Kollatz bei einem Befall: Blätter entfernen und abwarten. „In der Regel löst sich dieses Problem von allein.“Verfärben sich die Blätter hingegen gelb, kann dies auf zu kalkhaltig­en Boden hindeuten.

Düngen ist überflüssi­g

Düngen muss der Hobbygärtn­er Lupinen nicht. Im Gegenteil: Als Vertreteri­n der Familie Leguminosa­e sorgt sie selbst für eine Anreicheru­ng des Bodens mit Stickstoff. Die Knöllchenb­akterien an den Wurzeln sollen bis zu 100 Kilogramm pro Hektar binden können – und das macht sie als Gründünger für die Landwirtsc­haft attraktiv.

BUND-Experte Wessel empfiehlt jedoch, für die Gründüngun­g eher auf heimische Pflanzen wie Klee auszuweich­en, nicht zuletzt, weil etwa die Vielblättr­ige Lupine vom Bundesamt für Naturschut­z als invasive Art eingestuft worden ist und Wildpflanz­en weit jenseits des Gartenzaun­s bedrohen können. Das Risiko bestehe auch für andere Arten, sagt Wessel. Lupinen kommen gut mit nährstoffa­rmen Böden zurecht. Auf diesen sind auch Orchideen und Gräser zu Hause. Sie werden nach und nach von Lupinen und anderen Pflanzen verdrängt, die sich angesiedel­t haben. „Gartenbesi­tzer haften für Schäden, die durch entkommend­e invasive Arten entstehen“, warnt Wessel.

Vor Samenbildu­ng schneiden

Um eine unkontroll­ierte Ausbreitun­g zu verhindern, sollten die Blüten vor der Samenbildu­ng abgeschnit­ten werden. Schöner Nebeneffek­t: Eventuell blüht die Pflanze sogar ein weiteres Mal. Bei dem Schnitt sollte der komplette Blütenstie­l entfernt werden, sagt Staudengär­tner Stade. „In den hohlen Stängeln kann sich leicht Wasser sammeln und das kann dazu führen, dass die Pflanzen faulen.“

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FOTO: MARION NICKIG/DPA Die Vielblättr­ige Lupine wird wegen ihrer Farben bei Hobbygärtn­ern sehr geschätzt.

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