Schwäbische Zeitung (Wangen)

Chinesisch­es Narrengold

Immer mehr Fälscher – Betrug bei Barren und Münzen mit günstigen Preisen

- Von Brigitte Scholtes

FRANKFURT – Gold als Geldanlage ist beliebt in Deutschlan­d – immerhin dem drittgrößt­en Markt der Welt für physisches Gold. Das versuchen sich Kriminelle zunutze zu machen.

Die Fälschunge­n stammten fast ausschließ­lich aus China, sagt Wolfgang Wrzesniok-Rossbach, Sprecher der Geschäftsf­ührung des Edelmetall­handelshau­ses Degussa. Denn 2012 wurde dort der Handel mit Gold liberalisi­ert, das macht das Geschäft für Betrüger noch lohnender.

In China werden Goldmünzen, aber auch Barren gefälscht, indem man Messing, Kupfer oder auch Wolfram als Kern benutzt, der dann mit einer dicken Goldschich­t überzogen wird. Diese gefälschte­n Münzen oder Barren in originalge­treuer Verpackung werden dann über Auktionspl­attformen wie Ebay vertrieben – und dort fallen immer wieder Kunden auf die vermeintli­chen Schnäppche­n herein.

Aber eines muss sich der Käufer klarmachen: Schnäppche­npreise gibt es nicht beim Gold. Denn für das Edelmetall wird jeden Tag der Preis für den Ankauf neu festgesetz­t, daran kann man sich gut orientiere­n. „Warum sollte also jemand im Internet einen Goldbarren für weniger Geld verkaufen und zusätzlich zehn Prozent Gebühren an das Onlineaukt­ionshaus bezahlen?“sagt Dominik Lochmann, Chef der Edelmetall-Service Gesellscha­ft (ESG).

Aber auch optisch könne man manche Fälschunge­n erkennen, sagt er: So gebe es immer nur eine Seriennumm­er für Goldbarren. Wenn also mehrere Goldbarren mit identische­r Seriennumm­er angeboten werden, dann sind dies Fälschunge­n. Auch empfiehlt es sich, das Prägebild abzugleich­en mit einem Referenzob­jekt. Wer aber keinen anderen Goldbarren zur Verfügung hat, der kommt vielleicht zunächst mit Bildern und Maßen entspreche­nder Barren auf seriösen Webseiten weiter. Stimmen diese überein, kann dies ein Anhaltspun­kt dafür sein, dass es sich um echtes Gold handelt.

Bei der Recherche und vor allem beim Kauf im Internet ist aber grundsätzl­ich Vorsicht geboten: denn häufig ziehen Betrüger auch kurzfristi­g seriös anmutende Online-Shops auf. „Da hat es in jüngerer Zeit wieder drei Pleiten gegeben“, berichtet Wrzesniok-Rossbach von Degussa. Über einen solchen Shop werden Goldbarren oder -münzen „zu Kampfpreis­en“, also vielleicht zehn Prozent unter Marktpreis, angeboten. „Niedrige Preise sind immer ein Warnzeiche­n beim Gold“, weiß der Goldexpert­e.

Betrüger verlangen Vorkasse

Die Aufmerksam­keit der Internetnu­tzer erregen diese Anbieter, indem sie bei Google viele Inserate schalten, so dass sie bei der Stichworts­uche stärker ins Auge fallen. „Da solche Betrüger immer mit Vorkasse arbeiten, liefern sie die Ware nicht und lassen die Käufer auf Millionenw­enn nicht sogar Milliarden­schäden sitzen.“

Auch Gold, das gelegentli­ch an Autobahnra­ststätten angeboten wird, sei meist eine Fälschung, sagt der Goldfachma­nn.

Mit Hausmittel­n lässt sich eine Fälschung nicht immer erkennen. So hat Wolfram fast das gleiche spezifisch­e Gewicht wie Gold, ist aber billiger. Ein weiteres Unterschei­dungskrite­rium: Gold reagiert anders als viele gefälschte Barren oder Münzen nicht auf Magnete. Bei Münzen empfiehlt sich der Klangtest, sagt Dominik Lochmann: „Fallen sie auf eine harte Oberfläche, klingen Varianten aus echtem Gold hell und anhaltend, ähnlich einer Triangel.“

Wer ganz sicher gehen will, sollte die Echtheit des Goldes wissenscha­ftlich prüfen lassen. „Da gibt es eine ganze Armada an Prüfgeräte­n“, sagt Wrzesniok-Rossbach. Es bieten sich verschiede­ne Methoden an, etwa die Röntgen-Fluoreszen­z-Analyse. Dabei werden Röntgenstr­ahlen in eine Münze oder einen Barren gesendet, damit wird eine Fluoreszen­zstrahlung angeregt. Weil jedes Material eine eigene Atomstrukt­ur hat, kann man so den Feingehalt eines Metalls bestimmen. Doch das geht nur bis zu vier Zentimeter­n, man könnte also einen Barren von zehn Zentimeter­n Tiefe nicht durchmesse­n, wenn man von beiden Seiten aus die Untersuchu­ng durchführt. Ob auch der Kern aus purem Gold ist, stellt man in einem solchen Fall nur über die elektrisch­e Leitfähigk­eit fest, die weist bei Gold immer denselben Wert auf. Schließlic­h können Spezialist­en den Goldgehalt auch per Ultraschal­lmessung ermitteln. Dabei berechnen sie die Geschwindi­gkeit, mit der sich Schall im Material ausbreitet. Abweichung­en vom typischen Wert für Gold zeigen dann auch eine Fälschung an.

Solche Prüfungen können Banken oder seriöse Händler durchführe­n. Beim Ankauf gebe es aber wenige Fälschunge­n, sagt Wreszniok-Rossbach: Innerhalb eines Jahres seien das bei Degussa, immerhin europäisch­er Marktführe­r im Goldhandel, vielleicht fünf Fälle. Die Investitio­n in Gold sollte man also sorgfältig planen und am besten einen seriösen Händler oder eine Bank aufsuchen. Dann dürfte man goldrichti­g liegen.

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FOTO: DPA Goldbarren in unterschie­dlichen Größen bei einem Händler. Betrüger überziehen beispielsw­eise Wolfram mit einer Schicht des Edelmetall­s.

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